18. April 2011
Trendfolgestrategie - Trittbrettfahrt mit System

Trendfolgestrategie - Trittbrettfahrt mit System

Wenn es an den Märkten auf und ab geht, heißt es: Chancen erkennen und Chancen nutzen. Einfach auf stabile Trends aufspringen, Performance mitnehmen und rechtzeitig wieder abspringen. Die Trendfolgestrategie ist eine nervenschonende und höchst effiziente Investmentform. ETFs eignen sich dafür besonders gut.

Bei allen Vorteilen, die ETFs bieten – die gelegentlich verbreitete Annahme, sie könnten quasi automatisch vor Verlusten schützen, geht an der Realität vorbei. Zwar haben sie sich selbst während der jüngsten Krisen als äußerst robust erwiesen, doch letztlich bilden sie einen Index mit seinem Verlauf ab, Abwärtsphasen inbegriffen. Und die prägten in den vergangenen zehn Jahren das Bild der Aktienmärkte. Aber auch andere Anlageklassen wie Rohstoffe verzeichneten teils erhebliche Kurseinbrüche, vorwiegend während der Finanzkrise.

Der Grundsatz, möglichst breit gestreut zu investieren, wurde dadurch zwar bestätigt. Doch wenn mehrere Märkte gleichzeitig betroffen sind, kommt auch die Diversifikation an ihre Grenzen. Angesichts der Tatsache, dass auch künftig immer wieder mit unruhigen Zeiten zu rechnen ist, hat sich zumindest das alte Kostolany-Prinzip „kaufen und liegen lassen“ überholt. Statt des einfachen Vertrauens auf langfristig steigende Kurse sind clevere Strategien gefragt, die sich das Auf und Ab an den Märkten zunutze machen.

Trends erkennen

Wer Verluste vermeiden und seine Performance verbessern will, sollte sein passives Anlageinstrument aktiv umsetzen, etwa, indem er von Trends profitiert – Aufwärtsphasen mitnehmen und bei einem Kursabsturz wieder rechtzeitig aussteigen. Das Problem: Nicht jede Kursveränderung markiert auch gleich einen neuen Trend. Und hektisches Ein- und Aussteigen kostet Nerven und Geld. Ganz abgesehen davon, dass Bauchentscheidungen meist zum falschen Ergebnis führen. Ein Blick in die Zukunft der Marktentwicklung wäre hierfür natürlich nützlich. Doch exakte Prognosen sind trotz verbreiteter Versuche mithilfe von Fundamentaldaten und technischen Analysen kaum möglich. Bestens bewährt hat sich hingegen der Trendfolge-Ansatz. Mit dieser Methode lassen sich manifestierte Trends sicher erkennen. Und zwar nicht auf Basis von Prognosen, sondern anhand zurückliegender Kursdaten. Dies hat zur Folge, dass ein Trendfolger erst dann handelt, wenn sich ein Trend bereits eindeutig etabliert hat. Der Preis für diese Sicherheit liegt in der leichten Zeitverzögerung. Der Anleger verpasst die ersten Gewinne eines Kursanstiegs und beim Abwärtstrend muss er entsprechend anfängliche Verluste hinnehmen. Dafür aber ist sein Risiko minimal und er schont seine Nerven. Zudem kann er auf lange Sicht eine beachtliche Performance erwarten, wenn er mit dem Trendfolgemodell in den entscheidenden Phasen so deutlich über dem Index liegt, dass er kleinere Verluste mehr als wettmacht.

Trendfolgestrategie: Trendfolge-Indikator als Faustformel

Die Zeitpunkte für einen Ein- bzw. Ausstieg werden beim Trendfolgemodell anhand der zurückliegenden Kursentwicklung eines Index identifiziert. Als Indikator dient der Durchschnittsverlauf über einen bestimmten Zeitraum. Da diese Betrachtung rückblickend erfolgt und dem Trend sozusagen hinterherläuft, handelt es sich um einen trendfolgenden Indikator. Als Standardwert hat sich die Auswertung der letzten 200 Tage durchgesetzt. Die einzelnen Tageswerte werden addiert und die Summe durch 200 geteilt. Heraus kommt der gleitende Durchschnitt – die sogenannte 200-Tage- Linie. An ihr lässt sich erkennen, ob der aktuelle Kurs über oder unter dem Durchschnittskurs liegt. Durchbricht der aktuelle Kurs die Linie nach oben, ist von einem Aufwärtstrend auszugehen. Die Ansage heißt: Kaufen. Geht der Kurs unter die Linie, so ist dies ein Verkaufssignal, denn es dürfte sich um einen Abwärtstrend handeln:

Vorsicht vor Fehlsignalen und Transaktionen

Soweit ist diese logische Vorgehensweise aber lediglich ein erster Grundgedanke. Eine Trendfolgestrategie, die als Risikomanagement nachhaltig Gewinne erwirtschaftet, bedarf weiterer Verfeinerungen. Die Kunst besteht nämlich darin, mit möglichst wenig Transaktionen Fehlsignale zu vermeiden und derart gewinnbringende Treffer zu erzielen, dass am Ende der Ertrag die kleinen Verluste, Fehlsignale und Transaktionskosten bei Weitem übersteigt. Sonst wird die Sache schnell zum Verlustgeschäft.

Filter und Flexibilität gegen Fehler

Der Münchner ETF-Spezialist AVANA Invest zum Beispiel verwendet in seinem Trendfolgemodell einen Volatilitätsfilter, um Verlustphasen besser in den Griff zu bekommen. Hierbei entsteht ein Kauf- bzw. Verkaufssignal nicht schon, wenn der Indexkurs die Signallinie durchbricht, sondern erst, wenn er mit einem zusätzlichen Pufferbereich von einigen Prozent darüber oder darunter liegt. Die genaue Höhe des Sicherheitsabstands hängt von der jeweiligen Marktvolatilität ab und kann bis zu fünf Prozent betragen. Zudem richtet sich bei AVANA die zugrundeliegende Signallinie nicht statisch nach der Standardbetrachtung der vergangenen 200 Tage. Sie kann zwischen 5 und 40 Wochen beinhalten und wird auf Basis eines eigenen mathematischen Modells wöchentlich den Marktgegebenheiten angepasst. Günter Stibbe von AVANA nennt den Grund: „Ein längerer Zeitraum enthält mehr Datenpunkte, weshalb sich einzelne Tagesschwankungen in der Relation weniger auswirken. Das Modell wird gestreckter und träger, womit wir bei hoher Volatilität nicht so schnell in die Märkte hinein- und aus ihnen herausgetrieben werden.“

Diversifizieren und profitieren

„Mit dem Volatilitätsfilter und der jeweils geeigneten Signallinie können wir die Handelsaktivität und die Anzahl möglicher Fehlsignale deutlich verringern“, so Stibbe weiter. Dies ist gerade auch wegen der Seitwärtsphasen von Bedeutung, in denen aufgrund fehlender eindeutiger Trends tendenziell häufiger Fehlsignale produziert werden. Während der Abwärtsphasen setzt der Münchner Anbieter übrigens auch Short-Produkte ein. Das Geld wird nicht nur, wie sonst üblich, auf dem Geldmarkt geparkt, sondern für ein Investment mit Umkehrschub verwendet, was zusätzliche Gewinne generiert. Ein weiterer wichtiger Faktor ist die Diversifikation. Verschiedene Indizes, die sich unterschiedlich entwickeln, bieten mehr Chancen und höhere Stabilität. Da sich die Aktienmärkte weltweit zunehmend gleich entwickeln, bieten sich unterschiedliche Branchen an. „Im STOXX Europe 600 zum Beispiel haben wir 18 verschiedene Branchen“, so Stibbe. „Einzelne Fehlsignale fallen da kaum ins Gewicht und schlechtere Bereiche lassen sich gut herausfiltern.“ Das Ergebnis kann sich am Beispiel der AVANA ETF-Aktienstrategie Europa sehen lassen. Rückgerechnet auf 1996 liegt die jährliche Rendite inklusive Dividenden bei 17,2 Prozent im Vergleich zu 6,2 Prozent bei einem reinen Buy-and-hold-Investment.

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Weitere interessante Investmentmöglichkeiten finden Sie in unserem ETF-Anlageleitfaden. Dieser erleichtert Ihnen den Einstieg in die Welt der Exchange Traded Funds (ETFs). Wir stellen Ihnen darin die Anlegemöglichkeiten einzelner Länder, Regionen, Sektoren oder Investmentthemen vor.

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