11. März 2025
So treffsicher war die Aristoteles-Liste in den Vorjahren wirklich

So treffsicher war die Aristoteles-Liste in den Vorjahren wirklich

Die Aristoteles-Liste offenbart zehn gewagte Thesen für das Anlagejahr. Wie zutreffend waren die Prognosen in den vergangenen Jahren?

Paul Jackson, Global Head of Asset Allocation Research bei Invesco, veröffentlicht jährlich die sogenannte Aristoteles-Liste, in der er zehn unwahrscheinliche, aber mögliche Szenarien für das kommende Jahr präsentiert. Die Eintrittswahrscheinlichkeit jedes Ereignisses soll bei mindestens 30 Prozent liegen. Schau dir gleich die Aristoteles-Liste 2025 an. Doch wie gut sind diese Thesen eigentlich? Wir haben uns die letzten beiden Prognosen für die Jahre 2023 und 2024 angesehen. Beginnen wir die Analyse mit dem Jahr 2023.

1. US-Kerninflation fällt unter 4,0 %

Der erste Punkt in der 2023er Aristoteles-Liste war, dass die Kerninflationsrate in den USA im Jahr 2023 unter die Marke von 4,0 Prozent sinken würde. Tatsächlich zeigte sich im Jahresverlauf eine Abschwächung der Inflation, wobei die Kerninflation zeitweise unter vier Prozent fiel. Diese Prognose erwies sich somit als zutreffend.

2. Die Fed gerät in Panik und senkt die Zinsen Ende 2023

Jackson prognostizierte, dass die US-Notenbank Federal Reserve (Fed) aufgrund wirtschaftlicher Unsicherheiten die Leitzinsen bis Ende 2023 senken würde. Obwohl die US-Notenbank ihre Zinspolitik im Laufe des Jahres anpasste, kam es nicht zu den drastischen Zinssenkungen, die in der These beschrieben wurden. Diese Prognose trat daher nicht vollständig ein.

3. Der US-Dollar-Wechselkurs zum Japanischen Yen fällt auf unter 115

Die Erwartung war, dass der Wechselkurs des US-Dollars zum japanischen Yen unter 115 fallen würde. Tatsächlich blieb der USD/JPY-Kurs während des Jahres 2023 über dieser Marke, sodass diese These nicht eintrat. Heute stehen wir bei rund 147.

4. Boris Johnson feiert ein Comeback als Premierminister

Jackson spekulierte über eine mögliche Rückkehr von Boris Johnson als Premierminister des Vereinigten Königreichs. Diese Prognose erfüllte sich nicht. In einem Interview im August 2023 räumte Jackson ein, dass er sich in diesem Punkt geirrt hatte.

5. Die Türkei wählt einen neuen Präsidenten

Diese These ging davon aus, dass es in der Türkei zu einem Regierungswechsel kommen würde. Bei den Präsidentschaftswahlen 2023 wurde jedoch der amtierende Präsident Recep Tayyip Erdoğan wiedergewählt, sodass auch diese politische Prognose nicht eintrat.

6. FANG-Aktien fallen im Laufe des Jahres 2023 erneut

Jackson prognostizierte einen erneuten Rückgang des NYSE FANG+ Index, der große Technologieunternehmen umfasst. Im Index vertreten sind: Snowflake, Facebook, Alphabet, Apple, Broadcom, Nvidia, Amazon, Netflix, Microsoft, Tesla. Tatsächlich erlebte der Index im Jahr 2023 eine hohe Volatilität, jedoch keine signifikanten Einbrüche. Im Gegenteil: Der Index kletterte 2023 und darüber hinaus.

7. Staatsanleihen der Ukraine übertreffen die Erwartungen

Diese Prognose ging davon aus, dass ukrainische Staatsanleihen besser abschneiden würden als erwartet. Aufgrund der anhaltenden geopolitischen Spannungen und wirtschaftlichen Herausforderungen blieb die Performance dieser Anleihen jedoch hinter den Erwartungen zurück, so dass diese These nicht wahr wurde.

8. Pakistanische Aktien entwickeln sich besser als die wichtigsten Indizes

Jackson spekulierte, dass pakistanische Aktien eine bessere Performance als die großen internationalen Indizes erzielen würden. Tatsächlich verzeichneten pakistanische Aktien im Jahr 2023 eine positive Entwicklung, die jedoch nicht ausreichte, um die großen Indizes zu übertreffen. Diese Prognose trat daher nicht ein. Übrigens: Wir haben in unserer Datenbank sogar einen ETF gefunden, der den pakistanischen Aktienmarkt abbildet. Der Xtrackers MSCI Pakistan Swap UCITS ETF (WKN: DBX0KK) repliziert synthetisch.

9. Chinesische Aktien entwickeln sich trotz Covid-Problemen besser

Trotz anhaltender Covid-19-Probleme sollten chinesische Aktien 2023 eine positive Performance zeigen. Tatsächlich erholten sich chinesische Aktien im Jahr 2023 und übertrafen in einigen Phasen andere Märkte. Wir können einen Haken hinter die These setzen.

10. Irland gewinnt die Rugby-Weltmeisterschaft 2023

Jackson spekulierte, dass Irland die Rugby-Weltmeisterschaft 2023 gewinnen würde. Tatsächlich konnte sich Irland im Turnier nicht bis zum Finale durchsetzen. Stattdessen gewann Süd-Afrika die Weltmeisterschaft im Rugby.

Für das Jahr 2023 waren nicht sonderlich viele Außenseitertipps von Erfolg gekrönt. Wie hat sich die Aristoteles-Liste 2024 geschlagen? Klappern wir die „steilen“ Thesen nun ab.

1. Globale Staatsanleihen übertreffen globale Aktien

Jackson prognostizierte, dass globale Staatsanleihen im Jahr 2024 besser abschneiden würden als globale Aktien. Diese Erwartung basierte auf der Annahme, dass nach dem starken Jahresabschluss 2023 die Aktienmärkte bereits viel Positives eingepreist hätten, während Staatsanleihen in einem unsicheren wirtschaftlichen Umfeld attraktiver werden könnten. Daneben führte Jackson eine mögliche Rezession ins Feld. Doch der weltweite Aktienmarkt konnte 2024 deutlich zulegen, Staatsanleihen konnte da nicht mithalten.

2. US-Aktienmärkte korrigieren nach starkem Anstieg

Nach dem starken Anstieg des S&P 500 im Jahr 2023 erwartete Jackson eine Korrektur im Jahr 2024. Er wies darauf hin, dass das Shiller-KGV des S&P 500 bei über 31 lag, was auf eine Überbewertung hindeutete. Eine wirkliche Korrektur trat nicht ein. Diese sehen wir möglicherweise aktuell.

3. Chinesische Aktien übertreffen trotz Herausforderungen

Erneut standen chinesische Aktien auf dem Zettel. Jackson hielt also an der Idee fest, dass chinesische Aktien trotz bestehender Herausforderungen eine Outperformance erzielen könnten. Diese Prognose erwies sich als korrekt, da chinesische Aktien im Jahr 2024 trotz wirtschaftlicher Unsicherheiten eine solide Performance zeigten und viele westliche Märkte übertrafen. Allerdings waren Anlegern relativ großen Schwankungen ausgesetzt.

4. Kolumbianische Aktien entwickeln sich positiv

Ein exotischer Aktientipp sind sicher Aktien aus Kolumbien. Eine der Thesen war, dass kolumbianische Aktien im Jahr 2024 eine positive Entwicklung nehmen könnten. Diese Prognose trat nicht ein, da kolumbianische Aktien im Jahr 2024 hinter den Erwartungen zurückblieben und somit keine signifikante Outperformance zeigten.

5. und 6. Brent-Rohöl- und Goldpreis steigen

Angesichts der zunehmenden Probleme im Nahen Osten, des anhaltenden Konflikts zwischen Russland und der Ukraine und der potenziellen geopolitischen Destabilisierung durch die Wahlen in den USA könnte Brent im Jahr 2024 die Marke von 100 US-Dollar überschreiten, so lautete im Vorjahr die These. Das wurde verfehlt, die höchste Notierung stand bei gut 90 US-Dollar. Daneben könne Gold auf mehr als 2.350 Dollar steigen. Dies Prognose wurde sogar übererfüllt. Aktuell kostet eine Unze Gold rund 2.900 US-Dollar.

Tipp: Gold steht weiter im Mittelpunkt unter den Edelmetallen. Hier erfährst du alles über das Investieren in Gold.

7. Yen-Aufwertung gegenüber dem US-Dollar

Jackson erwartete eine Aufwertung des japanischen Yen gegenüber dem US-Dollar im Jahr 2024. Es kam jedoch zu einer geringen Abwertung des Yen.

8. Sieg der Demokraten bei den US-Wahlen

Es wurde spekuliert, dass die Demokraten bei den US-Wahlen 2024 einen Sieg erringen könnten. Diese Prognose ist bekanntlich falsch. Die Republikaner gewannen die Wahl relativ deutlich.

9. Regierungswechsel in Südafrika

Jackson prognostizierte einen Regierungswechsel in Südafrika nach den Wahlen 2024. Die Regierungspartei ANC erlitt schwere Wahlverluste und verlor erstmals seit 30 Jahren ihre absolute Mehrheit in der Nationalversammlung. Dennoch ist weiterhin Matamela Cyril Ramaphosa im Amt, zu einem Regierungswechsel kam es damit nicht.

10. Frankreich gewinnt die Fußball-EM 2024

Es wurde vorhergesagt, dass Frankreich die Fußball-Europameisterschaft 2024 gewinnen würde. Bei der EM in Deutschland reckten am Ende die Spanier den Pokal in den Himmel.

Fazit: Viele Thesen lagen daneben

Die Aristoteles-Liste von Paul Jackson enthielt für 2023 und 2024 mehrere Thesen, die sich als zutreffend erwiesen haben. Die meisten lagen jedoch daneben, es handelt sich schließlich um Außenseiterwetten. Anleger sollten daher nicht allzu sehr danach gehen. Es empfiehlt sich weltweite Streuung mit ETFs. Schau dir dazu unsere Musterportfolios an und nutze unsere ETF-Suche.