Rüstungsaktien: Warum dieses Investment für mich ein absolutes No-Go ist
Vor kurzem wurde ich gefragt, ob ein Investment in Rüstungsaktien für mich in Frage käme, weil sie doch gerade boomen. Die Antwort ist ein klares Nein. Warum das so ist und bleibt, Boom hin oder her.
Findet am Aktienmarkt ein Richtungswechsel statt? Weg von Nachhaltigkeit, Klimaschutz und sozialem Gewissen hin zu Diskussionen über grüne Atomkraft, vertretbarem Gas aus Fracking und nun auch noch Rendite mit Waffen und Panzern? Es sieht zumindest auf den ersten Blick danach aus. Der Krieg in der Ukraine und die Folgen haben unseren Fokus auf gewisse Dinge verschoben. Das ist leider auch erst mal ganz normal – wir befinden uns in einer Ausnahmesituation und alles ist anders, als wir noch vor wenigen Monaten erwartet hätten.
Anleger suchen nach Alternativen
Dazu kommen Inflation, Zinswende und die Angst vor Rezession und Börsencrash. Klar, niemand von uns freut sich über Verluste und die Aussicht darauf, dass es womöglich noch eine ganze Weile so weiter geht. Viele Anlegerinnen und Anleger suchen also nach alternativen Investitionsmöglichkeiten, die noch Rendite versprechen. Und dann ist da plötzlich das Thema Rüstung in aller Munde. Wir müssen aufrüsten! Wir müssen nicht nur die Ukraine mit Waffenlieferungen unterstützen, sondern auch unsere leeren Kammern wieder auffüllen! Die Bundeswehr soll zu diesem Zweck ein Sondervermögen von 100 Milliarden Euro bekommen, auf mehrere Jahre verteilt. Damit kann man schon ordentlich einkaufen gehen.
Und nun sehen sich Unternehmen wie Rheinmetall, Thyssenkrupp, Hensoldt, Krauss-Maffei Wegman oder auch Airbus einer wahren Auftragsflut entgegengesetzt. Zum Teil legten die Aktien dieser Firmen im zweistelligen Bereich zu. Auch ETFs und Zertifikate auf Rüstungsindizes profitierten. Somit profitieren also auch jene, die in diese Produkte investiert haben.
Profit gegen Menschenleben
Doch wovon profitiert man denn da? Die nackte Wahrheit ist: Vom Tod anderer Menschen. Und ich kenne die Argumente, dann darf man in gar nichts investieren, irgendwo in jeder Produktionskette leidet immer jemand, ja. Dem ist ziemlich sicher so. Deshalb wird immer mehr getan in Punkto Nachhaltigkeit, auch in der Finanzwelt.
Und wer etwa in einen großen ETF wie auf den MSCI World investiert ist, hält sehr wahrscheinlich zumindest auch Aktien auf Unternehmen, die in zweiter, dritter oder vierter Instanz mit der Rüstungsindustrie verknüpft sind – etwa als Zulieferer bestimmter Teile. Darüber sind sich die meisten Anlegerinnen und Anleger nicht im Klaren. Aber wer sich für ein Investment in den Verteidigungssektor entscheidet, investiert bewusst und unmittelbar in Tod und Leid. Schusswaffen, Panzer oder Kampfjets werden nur aus einem Grund gebaut, um zu töten. Ich persönlich weiß nicht, wie man sich das mit ein bisschen Rendite schön reden könnte.
Tipp: Hier erfährst du alles, was du über das Investieren in Nachhaltigkeits-ETFs wissen musst. |
Keine guten Argumente
Und was passiert, wenn der Krieg in der Ukraine zu Ende ist? Wünscht man sich als Investor dann möglichst bald den nächsten, damit sich das Investment in Rüstungsaktien auch weiterhin auszahlt? Das sind Gedanken, die so eine Anlage für mich absolut undenkbar machen. Auch das Argument der Verteidigung funktioniert bei mir nicht. Ich kann es ein Stück weit nachvollziehen: Deutschland rüstet auf, um gewappnet zu sein, falls wir angegriffen werden – wir müssen uns verteidigen können.
Gut, ich verstehe den Gedanken dahinter. Denn die bittere Realität ist, dass es zu keiner Zeit überall auf der Erde friedlich war. Aber vielleicht bin ich zu sehr Idealistin, um das als gutes Investitions-Argument sehen zu können: In einer Welt, in der permanente Kriegsangst herrscht, in der wir uns als Menschen wieder weiter voneinander entfernen anstatt uns anzunähern, möchte ich eigentlich nicht leben. Schon gar nicht aber möchte ich es unterstützen. Verzichte ich auf eine gute Rendite, wenn ich die Finger von Rüstungsaktien lasse? Derzeit sieht es stark danach aus, ja. Aber damit kann ich sehr gut leben.