29. November 2017
Auf lange Sicht sind reale Renditen ausschlaggebend!

Auf lange Sicht sind reale Renditen ausschlaggebend!

Die Deutschen gelten als sehr konservativ, wenn es um die Finanzanlage geht. Ganze 39,4 Prozent ihres Geldvermögens in Höhe von 5.586 Milliarden Euro halten die Deutschen in Bargeld oder in sehr niedrig bis gar nicht verzinsten Einlagen. Auch in Lebensversicherungen und Alterssicherungssystemen, deren Garantiezins seit geraumer Zeit sinkt, investieren die Deutschen 37,8 Prozent ihres Vermögens. Kaum von Bedeutung sind dagegen mit 2,9 Prozent Schuldverschreibungen und sonstige Forderung. Lediglich 9,3 Prozent des Vermögens der Deutschen liegt in teuren Investmentfonds und nur 10,6 Prozent des Kapitals wird in Aktien und sonstige Anteilsrechte investiert. Zusammengenommen ergibt das eine sehr defensive und vor allem gering verzinste Anlagestrategie, die trotzdem eine Reihe von Risiken für den langfristigen Vermögenserhalt birgt. Zusammen mit dem Robo-Advisor growney * zeigen wir, warum reale Renditen auf lange Sicht ausschlaggebend sind!

Langfristig reduziert Inflation die Kaufkraft

Abgesehen von der Deckung kurzfristiger Ausgaben, sind Sichteinlagen gerade in der heutigen Niedrigzinsphase wenig sinnvoll, da sie schlicht keine Rendite, also langfristigen Vermögenszuwachs, bieten. Für die Sicherung des Lebensstandards im Alter ist ein langfristiger Vermögensaufbau jedoch unabdingbar. Dass dies mithilfe von Sichteinlagen nur schwer zu erreichen ist, verdeutlicht ein Beispiel: Eine 40-Jährige Frau, die mit 65 in Rente gehen möchte, legt einen großen Teil ihres Angesparten für 25 Jahre an. Investiert sie dabei in eine unverzinsliche Sichteinlage, so besitzt sie nach Ablauf der Zeit bei einem Anlagebetrag von 100 Euro nominal weiterhin 100 Euro (falls der Euro bis dahin noch besteht). Bei aller Sicherheit, die diese Anlage auf den ersten Blick mit sich bringt, darf jedoch nicht vergessen werden, dass durch die Inflation die Kaufkraft nicht mehr dieselbe ist. Mit anderen Worten kann sich die Frau 25 Jahre später von den 100 Euro weniger Waren kaufen, als sie das heute tun könnte. So verliert sie bei Nullzinsen und angenommenen zwei Prozent Inflation pro Jahr nach 25 Jahren fast 40 Prozent an Kaufkraft, nach 50 Jahren sogar 64 Prozent. Entscheidend ist daher nicht der nominale Erhalt des Vermögens, sondern des inflationsbereinigten Vermögens, der Kaufkraft, um den Lebensstandard im Alter aufrechtzuerhalten.

inflationsbereinigte Performance

Am Beispiel des amerikanischen Finanzmarktes wird deutlich: Langfristig können Aktien die Kaufkraft am besten erhalten beziehungsweise sogar deutlich steigern. Bargeld oder unverzinsliche Einlagen hingegen haben seit 1947 in den USA 91,2 Prozent ihrer ursprünglichen Kaufkraft verloren. Auch ein verzinstes Geldmarktkonto mindert nach Abzug von Steuern die Kaufkraft. Ein rollierendes Investment in zehnjährige Staatsanleihen erhält zwar die Kaufkraft aufrecht, allerdings ohne eine nennenswerte zusätzliche reale Rendite zu erwirtschaften.

Risikoanalyse

Basierend auf obiger Darstellung ist zu erkennen, dass die Deutschen mit ihrer aktuellen Anlagestrategie das langfristige Anlageziel des Erhalts der Kaufkraft nicht erreichen werden, sondern sogar Verluste hinnehmen müssen. Die untenstehende Tabelle enthält die mittlere reale 25-Jahres-Rendite verschiedener Anlageklassen in den USA für zwei unterschiedliche Zeiträume. Betrachtet wird zum einen der Zeitraum zwischen 1871 und 2017 und alternativ die Zeitspanne von 1947 bis 2017. Darüber hinaus beinhaltet die Tabelle für jede Anlageklasse den Anteil an 25-Jahres-Zeiträumen, in denen die Kaufkraft nicht erhalten wurde. Letzteres stellt eine Schätzung des hier verwendeten Risikos dar, dass nach 25 Jahren Kaufkraftverluste hingenommen werden müssen.

Schätzwerte für Rendite und Risiko

Auch hier wird deutlich, dass Bargeld oder unverzinsliche Sichteinlagen für eine Altersvorsorge keinesfalls geeignet sind. Die Kaufkraft konnte nur in Zeiten des Goldstandards im 19. und zu Beginn des 20. Jahrhunderts, das von langanhaltenden deflationären Phasen geprägt wurde, teilweise gehalten werden. Nach 1947 – ab diesem Zeitpunkt ist die Geldpolitik besser mit der heutigen vergleichbar – gelang dies in keinem einzigen der 25-Jahres-Zeiträume (Risiko: 100%).  Auch mit Geldmarktsparen wurden seit 1947 im Schnitt fast vier Prozent an Kaufkraft über 25 Jahre verloren. Das Risiko lag dabei bei über 70 Prozent. Rollierende Staatsanleihen schafften einen kleinen realen Zugewinn (29,3 Prozent bzw. ca. 1 Prozent p.a.), besaßen aber auch ein Risiko von 42 Prozent. Die einzige Anlageklasse, die in keinem der untersuchten 25-Jahres-Zeiträume reales Vermögen eingebüßt hat, ist der Aktienmarkt. Durchschnittlich konnte die investierte Summe alle 25 Jahre real sogar mehr als verdreifacht werden. Das entspricht über sechs Prozent realer Rendite pro Jahr.

Fazit

Sowohl sichere Geldanlagen wie Bankeinlagen, ohne oder mit negativem Zins *, als auch verzinsliche nominale Anlageklassen wie Geldmarktprodukte oder Staatsanleihen, schaffen es häufig nicht, die Kaufkraft der Anleger nachhaltig aufrechtzuerhalten und sind daher für den langfristigen Vermögensaufbau mit deutlichen Risiken verbunden. Einzig Aktien haben in den betrachteten Zeiträumen die Kaufkraft langfristig gehalten und den Investoren zusätzlich vernünftige Renditen erwirtschaftet.

Eine Anlageklasse, die von den deutschen Anlegern kaum genutzt wird und deren kurzfristige Risiken durchaus höher sind, offenbart sich bei langfristiger Betrachtung inklusive Inflation und Steuern als eine attraktive Anlageform für den langfristigen Vermögensaufbau. Wer also zum Beispiel für seinen Ruhestand spart und zwischenzeitliche Rückschläge ignorieren kann, sollte über eine deutlich höhere Aktienquote nachdenken als die 10 Prozent, die in Deutschland beobachtet wird. Achtet man dabei zusätzlich auf eine breite Diversifikation und geringe Kosten, so wie es growney in seinen Produkten anbietet, verringert man das Gesamtrisiko und ist fürs Alter finanziell auf einem guten Weg.

Über growney


Über den Autor

Prof. Dr. Dietmar Hillebrand,
Wissenschaftlicher Berater von growneyProf. Dr. Dietmar Hillebrand

Bei der Asset-Allokation und Fondsauswahl arbeitet growney intensiv mit Prof. Dr. Dietmar Hillebrand zusammen. Er ist Leiter des Steinbeis Transferzentrums Quantitative Finance und Professor für Wirtschaftsmathematik an der Hochschule für Technik und Wirtschaft Berlin. Sein großes Ziel ist es, wissenschaftliche Erkenntnisse für Privatanleger nutzbar zu machen.