22. Oktober 2022

Klimaschutz: Was die Finanzprofis von Klima-ETFs halten

Unsere Welt muss klimaneutral werden – diese Forderung stellen mittlerweile nicht nur „Fridays for future“-Aktivisten auf. Auch in der Finanzindustrie wird Wert auf das Thema gelegt. Doch wie verhalten sich eigentlich die Big Player der Branche? Investieren die ihre Milliarden tatsächlich auch in Klima-ETFs?

Etliche junge Menschen setzen sich auf viel befahrene Straßen und kleben sich dort fest. Diese Bilder hast du vermutlich in den vergangenen Wochen immer mal wieder im Fernsehen gesehen. Mit ihren Protesten wollen die Aktivisten auf eine klimafreundlichere Politik hinwirken. Im besten Fall steht aus ihrer Sicht damit am Ende die Klimaneutralität. Denn um die Ziele des Pariser Klimaabkommens zu erreichen, müssen die Emissionen zeitnah auf Netto-Null (engl. = Net Zero) gesenkt werden.

Das Ziel von Net-Zero-Konzepten ist es, so viel Kohlendioxid aus der Atmosphäre zu entfernen, wie produziert wird. Dabei spielen die Reduzierung vermeidbarer Emissionen und der Ausgleich verbleibender Emissionen mit Hilfe von CO2 -Senkungs- Projekten eine wichtige Rolle. Bei Net-Zero geht es zum einen um die Festlegung eines Mindestziels für die CO2-Reduzierung, das sich auf den Großteil der Scope-3-Emissionen bezieht. Unter Scope 3 versteht man indirekte Emissionen, die nicht im direkten Einflussbereich von Unternehmen stehen, wie etwa die Lieferkette. Der zweite Aspekt ist eine schrittweise Weiterentwicklung von Klimaschutzprojekten, die CO2 -Emissionen ausgleichen hin zu Projekten, die CO2 entfernen (Carbon Removal).

Net-Zero in der Finanzbranche

Das Thema Klimaneutralität ist auch in der Finanzindustrie angekommen. Investoren haben damit begonnen, Klimaaspekte in ihre Portfolios zu integrieren. Das ist heute zwingend notwendig. „Die Integration nachhaltiger Investmentkriterien ist heute vielfach die Grundvoraussetzung, um überhaupt am Markt agieren zu können“, sagt Frank Fischer, Geschäftsführer der Shareholder Value Management AG.

Zur Reduzierung des CO2-Ausstoßes gibt es etliche passive ETFs als auch aktive ETFs, wobei die aktiven ETFs häufig sogar strenger sind. „In Sachen Nachhaltigkeit können wir mit aktiven ETFs sehr selektiv vorgehen“, meint Olivier Paquier, ETF-Vertriebsleiter von J.P. Morgan AM. Unternehmen, deren Kohlenstoffabdruck besonders hoch ist, werden entfernt oder ihre Gewichtung im Vergleich zur Benchmark deutlich reduziert. Im Gegenzug werden dann Wertpapiere mit niedrigem CO2-Fußabdruck übergewichtet. Aktive können bei dieser Vorgehensweise naturgemäß etwas stärker vom Ursprungsindex abweichen als passive ETFs. Dafür sind passive – also klassische – ETFs meist etwas breiter gestreut.

Die angesprochenen Änderungen der Gewichtungen oder das Heranziehen anderer Merkmale (z. B. Beschränkungen oder Mindestschwellen) bzw. die Ausrichtung des Portfolios an ehrgeizigen Klimaszenarien teilen am Ende des Tages den gleichen Grund- gedanken: Wenn sich Investoren-Portfolios mehr und mehr an Klimazielen orientieren, dann wird auch die Weltwirtschaft dem Bestreben Rechnung tragen. Das bedeutet: Für Unter- nehmen wird es künftig schwerer, Kapital zu erhalten, wenn diese nicht aktiv daran arbeiten, zu kohlenstoffarmen Unternehmen zu werden. Letztlich geht es um das Erreichen von Net-Zero.

Diese Bestrebungen sind bereits in Form der Paris Aligned Benchmarks (PAB) verankert. Hierbei geht es um die Einhaltung der Vereinbarungen des Pariser Klimaschutzabkommens. ETFs, die den Zusatz „PAB“ im Namen tragen, haben sich diesem Ziel verpflichtet.

So stehen Anlageprofis zu Net-Zero

Was halten nun die Finanzprofis von den Net-Zero-Bestrebungen? Aufschluss liefert eine aktuelle Studie. Laut der von der DWS finanzierten globalen Umfrage von CREATE-Research unter Pensionsfonds hat die Mehrheit der Pensionsfonds Klimaschutzziele in ihren Anlageportfolios verankert oder ist dabei, dies zu tun. Die Umfrage unter 50 großen Pensionsfonds mit Sitz in Nordamerika, Europa, Asien und Australien, die zusammen ein Vermögen von 3,3 Billionen Euro verwalten (Stand: 31. Dezember 2021), ergab, dass 16 Prozent der Befragten Klimaschutzziele vollständig in ihre Anlageportfolios integriert haben. 42 Prozent befinden sich in der Umsetzungsphase, 22 Prozent stehen kurz vor der Entscheidungsfindung und 20 Prozent befinden sich in der Vorbereitungsphase. Netto- Null-Strategien werden also von fast drei von fünf Befragten verfolgt.

Allerdings sind größere Anstrengungen erforderlich, um die Net-Zero-Ziele in Bezug auf CO2 -Emissionen zu erreichen. Schließlich glauben 60 Prozent der Befragten, dass ihre Net-Zero-Ziele unter den derzeitigen Bedingungen nicht er- reicht werden können. Dies deutet darauf hin, dass maßgeschneiderte Lösungen und der Fokus auf das Thema Stewardship wichtiger denn je sind. Unter Stewardship versteht man die Übernahme von Verantwortung im Sinne des Klimaschutzes. Die Umfrage ergab dazu, dass 80 Prozent der befragten Anlageprofis Stewardship als wichtigen Pfeiler für Klimainvestitionen nutzen. 78 Prozent üben aktiv ihre Stimmrechte auf den Hauptversammlungen aus und beteiligen sich an Aktionärsanträgen, um die Unternehmen zu mehr Klimaschutz zu bewegen.

Klima-ETFs sind wichtig

Klima-ETFs spielen für die institutionellen Investoren in diesem Kontext ebenso eine große Rolle. 56 Prozent der befragten Pensionsfonds betrachten passive Investitionen als festen Bestandteil ihres an Klimazielen ausgerichteten Portfolios, während ebenso viele erwarten, dass sie Indizes, die sich an den Pariser Klimazielen orientieren, „in nennenswertem Umfang“ nutzen werden. 42 Prozent der Pensionsfonds haben Klimainvestitionen in ihre passiven Portfolios aufgenommen oder sind dabei, dies zu tun. Die Studie zeigt, dass sich bei passiven Fonds lediglich noch 28 Prozent der Befragten in der Phase der „Bewusstseinsbildung“ befinden, während es bei der Umfrage 2020 noch 43 Prozent waren. 24 Prozent der Befragten stufen sich jetzt als in der „reifen“ Phase der Umsetzung befindlich ein, gegenüber 21 Prozent im Jahr 2020. Das bedeutet: Mehr Pensionsfonds setzen also auf nachhaltige Indexinvestments.

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Net-Zero steht noch am Anfang

„Obwohl viele Pensionsfonds in Bezug auf den Klimawandel sehr proaktiv sind, ist es klar, dass der Pensionssektor immer noch am Anfang der Netto-Null-Strategie steckt“, sagt Amin Rajan, Vorstandsvorsitzender von CREATE- Research. „Die Umfrage zeigt, dass sich mehr Pensionsfonds auf dem Weg zu nachhaltigen Investitionen befinden, einschließlich der neuesten ESG-Indexprodukte. Allerdings müssen institutionelle Anleger und Anbieter von Anlagelösungen noch mehr tun, um das Net-Zero-Ziel zu erreichen“, bestätigt Simon Klein, globaler Vertriebschef für passive Finanzprodukte bei DWS.

Fazit

Die vorgestellte Studie zeigt, dass Finanzprofis das Thema Klimaschutz immer mehr in ihre Portfolios integrieren. Die Finanzindustrie dürfte einen wesentlichen Einfluss auf das Gelingen von Net-Zero haben. Dabei werden ETFs als ein wichtiges Instrument eingesetzt. Entsprechende Klima-ETFs erkennst du durch den Zusatz „PAB“.