Kleines Zwischentief im Heidiland
Die Stärke des Schweizer Franken und schlechtere Konjunkturzahlen weltweit machen einigen exportorientierten Unternehmen der Alpenrepublik verstärkt zu schaffen. Doch sie machen sich fit für die Zukunft durch vermehrte Restrukturierungsmaßnahmen und einen verstärkten Fokus auf Emerging Markets. Am Ende können sie als Sieger im internationalen Wettbewerb hervorgehen. Mit ETFs auf den Schweizer Leitindex SMI können Anleger daran partizipieren.
Die Schweiz gilt gemeinhin als der sichere Hafen Europas überhaupt mit einer soliden Wirtschaft und Währung. Es herrscht nahezu Vollbeschäftigung: Die Arbeitslosigkeit liegt bei gerade einmal 3,1 Prozent. Entgegen dem Trend zahlreicher Länder läuft die Schuldenuhr rückwärts, die Staatsverschuldung sinkt also. Sie liegt derzeit bei 41,4 Prozent. Und trotz eines starken Franken konnte sich die Exportindustrie dank international wettbewerbsfähiger Produkte sowie auch der Intervention der Schweizer Nationalbank mit Anbindung an den Euro gut behaupten. Das Bruttoinlandsprodukt wuchs im Gesamtjahr 2011 voraussichtlich um 2,0 Prozent. Doch mittlerweile zeigen sich auch in der Alpenrepublik deutliche Bremsspuren in der Konjunktur, vor allem in einigen Teilen der Exportindustrie. Bereits im 4. Quartal rutschte das Schweizer Bruttoinlandsprodukt leicht ins Minus. Auch im 1. Quartal 2012 wird dies nach Prognosen der Konjunkturforschungsstelle Zürich so bleiben. Ein schwerer Wirtschaftseinbruch ist allerdings nicht zu erwarten. Erst im 2. Halbjahr soll es mit dem Wachstum infolge einer Belebung der globalen Wirtschaft wieder aufwärtsgehen. Unter dem Strich prognostiziert das Schweizer Wirtschaftsinstitut auf das Gesamtjahr gesehen ein mageres Plus in Höhe von 0,2 Prozent.
Exportindikator sinkt
Besonders zu spüren bekommt den wirtschaftlichen Gegenwind die Tourismusindustrie des Landes. Mit einer gewissen Verzögerung spürt es auch immer stärker die Exportindustrie sowie Dienstleister. Pessimismus macht sich auch bei kleinen und mittelständischen Unternehmen breit. Das zeigte sich auch beim Exportbarometer der Credit Suisse sowie dem Exportindikator des Außenwirtschaftsförderers Osec. Ersteres notierte mit einem Wert von -0,63 noch einmal tiefer als im vierten Quartal 2011, allerdings befindet sich der Indikator damit noch leicht über der Wachstumsschwelle von -1. Und laut dem Exportindikator von Osec glauben nach 58 Prozent im Vorjahr nur noch 32 Prozent der befragten Schweizer Unternehmen an Exportzuwächse. Während Dienstleister, die Papierindustrie sowie die Hersteller von Präzisionsinstrumenten noch vergleichsweise optimistisch in die Zukunft blicken, befürchten vor allem der Maschinenbau und die Elektronikindustrie Exportrückgänge für das Jahr 2012.
Kostendruck zwingt zum Sparen und sorgt für Innovationen
Kurzfristig sind in der Schweiz also eher moderate Rückgänge zu erwarten, mittelund langfristig dürften jedoch viele insbesondere der großen international tätigen Unternehmen eher gestärkt aus der gegenwärtigen Situation herauskommen. Denn der steigende Wettbewerbsdruck zwingt die betroffenen Firmen, die bereits jetzt schon international zu den leistungsfähigsten der Welt gehören, Fertigungsprozesse weiter zu rationalisieren, weitere Einsparmöglichkeiten ausfindig zu machen und neue Wachstumsmärkte, insbesondere im asiatisch-pazifischen Raum, aber auch in Lateinamerika noch entschlossener als zuvor zu erschließen. Und um weiterhin wettbewerbsfähig zu sein, wird verstärkt in die Innovation neuer Produkte und in die Forschung investiert.
Blue Chips setzen auf Emerging Markets
Ein Beispiel dafür ist der Nahrungsmittelkonzern Nestlé. Der Konzern setzt trotz Frankenstärke verstärkt auf die Emerging Markets und blickt zufrieden in die Zukunft. Er strebt ein jährliches Wachstum von fünf bis sechs Prozent an. In sieben bis acht Jahren sollen mehr als 50 Prozent des Umsatzes in den großen aufstrebenden Ländern wie China oder Indien erzielt werden. Dabei setzt das Unternehmen einerseits auf ein Wachstum aus eigener Kraft, andererseits auf Aufkäufe dort ansässiger Unternehmen. Die Stärke des Schweizer Franken kommt hierbei eher dem Unternehmen zugute. Zudem sind die Finanzierungskosten aufgrund der niedrigen Zinsen gering. So kaufte Nestlé in China den Süßwarenhersteller HsuFuChi oder baute für 67 Mio. CHF eine neue Getränkefabrik in Brasilien. Keine Probleme hat der Luxusgüterhersteller Richemont. Mit Marken wie Cartier, Van Cleef and Arpels stieg die Schmucksparte des Unternehmens im dritten Quartal des Geschäftsjahres 2011/12 um 25 Prozent. Der Uhrensektor mit Marken wie Vacheron Constantin, Baume & Mercier, Lange & Söhne oder IWC legte gar 27 Prozent zu. Auch hier erweist sich der asiatisch-pazifische Raum als Wachstumsregion. Die Verkäufe dort legten 36 Prozent zu. Problematischer dagegen ist die Lage für Pharma-Unternehmen wie Novartis. Zahlreiche Patente wie der Bluthochdrucksenker Diovan laufen in den USA aus. Billigere Nachahmerprodukte sind also zu erwarten. Der unter Kostendruck geratene Konzern restrukturiert sich neu, streicht 1960 Stellen in den USA, auch in zahlreichen anderen Ländern, in denen das Unternehmen tätig ist, werden Sparprogramme gefahren, wie Umverteilung von Produktionsaktivitäten, die Neustrukturierung der Entwicklerorganisation und die Verlagerung von Forschungsaktivitäten in die USA. Und dies, obwohl der Umsatz bereits im 3. Quartal 2011 um zwölf Prozent und der Kerngewinn pro Aktie um sieben Prozent anstieg. Und für 2013 ist der Konzern bereits schon wieder optimistisch – hier erwartet man Milliardengewinne infolge zahlreicher Medikamente, die in diesem Jahr neu auf den Markt kommen werden.
Short- oder Long-ETFs auf den SMI
Leitindex des Schweizer Aktienmarktes ist der Swiss Market Index (SMI). Er umfasst die 20 liquidesten und hinsichtlich der Marktkapitalisierung größten Schweizer Unternehmen. Sie decken 85 Prozent der Free-Float-Marktkapitalisierung ab. Eine Indexanpassung erfolgt einmal jährlich. Über die Indexzusammensetzung entscheidet eine Quartalsrangfolge basierend auf Umsatz und Kapitalisierung. Aufgenommen wird der jeweilige Titel in den Index, sofern er mindestens auf Platz 18 dieser Rankingliste notiert, ausgeschlossen wird eine Aktie ab Platz 23. Für kurzfristige Anleger, die mittels eines Short-ETFs auf den prognostizierten zwischenzeitlichen Kursrückgang setzen möchten, bietet db x-trackers ein Produkt (WKN: DBX0DA) an, das auf fallende Kurse setzt. Der Index bildet also die inverse Wertentwicklung ab. Die Indexabbildung erfolgt über Swaps, die Erträge in der Fondswährung Schweizer Franken werden thesauriert. Die Verwaltungsgebühr beträgt 0,50 Prozent. Auf den steigenden Markt für Investoren, die langfristig an den Schweizer Markt glauben, bieten verschiedene Emittenten Produkte an. Auf vollständige Replikation des Index setzt der iShares SMI (WKN: 593396). Erwirtschaftete Erträge werden ausgeschüttet. Auch hier beträgt die Verwaltungsvergütung 0,50 Prozent. Über besicherte Swaps erfolgt dagegen die Abbildung des SMI bei ComStage (WKN: ETF030) sowie db x-trackers (WKN: DBX1SM). Ersterer ist thesaurierend, die Verwaltungsgebühr beträgt 0,25 Prozent, der db x-trackers ist ausschüttend, die TER beträgt 0,30 Prozent.