Hätte ich das früher gewusst – Der Vermögensaufbau während der Ausbildung
Das neue Ausbildungsjahr steht vor der Tür. Es gibt keine bessere Zeit als jetzt, die Weichen für den Vermögensaufbau zu stellen.
Seit vergangenem Jahr ist Deutschland um einen Glasbläser reicher. Das ist toll. Ich stelle mir diesen traditionsreichen Beruf als sehr befriedigend vor. Von der Kreation über Produktion und die Qualitätskontrolle begleitet man sein eigenes Werkstück über die gesamte Reise. Doch offenbar ist der Beruf des Glasbläsers auf dem absteigenden Ast. Bereits im Jahr 2022 ergriff ebenfalls nur eine Person diese Ausbildung. Ganz anders hingegen verhält es sich bei den Kaufleuten für Büromanagement. Knapp 48.000 Personen entschieden sich im Jahr 2023 für dieses Berufsbild. Um Büromanagerinnen und Büromanager muss sich Deutschland wohl keine Gedanken machen.
688.125 junge Menschen absolvierten vergangenes Jahr eine Ausbildung in der Industrie, im Handel oder im Dienstleistungsbereich. 277.224 Personen begonnen ihre berufliche Laufbahn in einem der zahlreichen Berufe. Ab August, September startet das neue Ausbildungsjahr. Und vielleicht bist du eine oder einer der knapp 300.000 Auszubildenden. Wenn dem so ist, wird viel Neues auf Dich zukommen. Du lernst neue Fertigkeiten, arbeitest mit deinen Kollegen in einem Team und musst dich auf einen neuen Alltag einstellen. Du hast einen Job und bekommst dein erstes Gehalt. Vielleicht ziehst du in deine erste eigene Wohnung. Wie du siehst, es tut sich einiges. Auch bei deinen Finanzen. Dabei möchten wir dich Schritt für Schritt unterstützen.
Girokonto und Depot als Dreh- und Angelpunkt des Geldmanagements
Egal, in welchem Alter man eine Ausbildung beginnt (man muss mindesten 16 Jahre alt sein), die meisten werden zu diesem Zeitpunkt über ein Girokonto verfügen. Das ist spätestens jetzt notwendig, denn irgendwohin muss der Arbeitgeber das Gehalt überweisen. Ob ein Wertpapierdepot ebenfalls vorhanden ist, ist keine ausgemachte Sache. Wer minderjährig ist, aber es nicht abwarten kann, an der Börse aktiv zu werden, braucht für die Eröffnung eines Depots die Genehmigung der Eltern. Die haben auch die Verfügungsgewalt über das Depot bis das 18. Lebensjahr erreicht ist. Dann können junge Anlegerinnen und Anleger den Vermögensaufbau uneingeschränkt in die eigenen Hände nehmen.
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Vermögensaufbau beginnt mit dem ersten Gehalt. Auch wenn das Auszubildendengehalt niedrig ist, solltest du nun den Grundstein legen und dir einen Überblick über dein Finanzen verschaffen. Will sagen: Wie viel Geld bekommst du pro Monat und wie viel gibst du aus? Wenn du weißt, was dir pro Monat zur freien Verfügung steht, kannst du einen Teil hiervon sparen. Zur Orientierung gibt es die 50-30-20-Regel. Sie steht für die drei Ausgabekategorien: Grundbedürfnisse, Hobbys und persönliche Bedürfnisse sowie Sparen und Schulden tilgen. 50 Prozent des Nettoeinkommens sind für Grundbedürfnisse vorgesehen. Dabei handelt es sich um Ausgaben, die notwendig sind, um den Lebensunterhalt zu bestreiten. 30 Prozent kannst du für persönliche Bedürfnisse verwenden. Der Betrag steht zur freien Verfügung. Ausgaben dieser Art steigern die Lebensqualität und sorgen für Genuss. Verbleiben noch die 20 Prozent des Nettoeinkommens. Spare dieses Geld oder nutze es für die Schuldentilgung, wenn notwendig.
Einfache Unterstützung: In unserem Wissensbereich haben wir noch mehr Infos rund um die 50-30-20-Regel aufgeschrieben und versorgen dich mit weiteren Finanztipps. |
Sparen während der Ausbildung: Am besten effizient mit ETFs
Auch wenn du es bereits zum wiederholten Male hörst: Geld zur Seite zu legen ist wichtig. Du kannst bereits mit geringen Beträgen im Monat Großes erreichen. Sofern noch nicht geschehen: Eröffne neben dem Depot ein Tagesgeldkonto. Momentan gibt es noch solide Zinsen zwischen drei und vier Prozent. Spare über die Zeit einen Betrag in etwa von zwei, drei Monatsgehältern an, sodass du auf unvorhergesehene Ausgaben reagieren kannst. Das Geld ist täglich verfügbar und wird zudem noch verzinst. Die Tatsache, dass der Betrag auf einem separaten Konto liegt, hilft dir dabei, ihn nicht auszugeben. Die Hürde ist einfach höher, auch wenn eine Umbuchung schnell vorgenommen ist.
Hast du dein Tagesgeldkonto eröffnet, startest du einen zusätzlichen Sparplan. Keine Sorge, du kannst bereits mit wenigen Euro Großes erreichen. Viele Banken und Broker bieten ETF-Sparpläne bereits ab wenigen Euro an. Achte bei der Auswahl des ersten ETFs darauf, einen möglichst breit investierenden auszuwählen. Welt-ETFs sind das Kerninvestment eines jeden Depots. Mit nur einem Produkt investierst du über Länder-, Branchen- und Währungsgrenzen hinweg in einen Großteil der Weltwirtschaft. Nach und nach kannst du weitere ETFs hinzufügen oder du schaust dir Einzelaktien an. Hierfür solltest du aber bereits über ein wenig Börsenerfahrung verfügen.
Der Clou in der Ausbildung: Geschenktes Geld vom Arbeitgeber
Beim Vermögensaufbau bist du nicht allein. Neben dem extraETF-Team bekommst du weitere Unterstützung – und zwar von Arbeitgeber und Staat. Das Fünfte Vermögensbildungsgesetz regelt in Deutschland die Förderung der Vermögensbildung der Arbeitnehmer durch vereinbarte vermögenswirksame Leistungen (VL). Vermögenswirksame Leistungen? Ja! Bis zu 40 Euro pro Monat können Arbeitnehmer als Zuschuss von ihrem Arbeitgeber erhalten. Die genaue Höhe der Zahlung hängt dabei von Tarif- oder Betriebsvereinbarungen ab. Nähere Infos, wieviel du bekommst, findest du in deinem Arbeitsvertrag oder du sprichst deinen Chef direkt an.
Um das Geld aus den vermögenswirksamen Leistungen anzulegen gibt es vier Möglichkeiten:
- Einen Fonds-/ETF-Sparplan
- Einen Banksparplan
- Einen Bausparvertrag
- Die Option, das Geld in einen Baukredittilgung einfließen zu lassen. (hierfür müsstest du bereits Immobilienbesitzer sein und eine solche abbezahlen).
VL-Sparen mit ETFs zählt zu den renditestärksten Sparmöglichkeiten für vermögenswirksame Leistungen. Zud diesem Ergebnis kommt der Bundesverband Investment und Asset Management (BVI). VL-Fondssparpläne auf deutsche Aktienfonds konnten demnach in den vergangenen 50 Jahren eine durchschnittliche Rendite von 7,41 Prozent pro Jahr erzielen. Und die Arbeitnehmersparzulage erhöht die Rendite zusätzlich. Bei Fonds- und ETF-Sparplänen werden durch die Arbeitnehmersparzulage 20 Prozent der eingezahlten Leistungen gefördert. Maximal sind das für ledige Personen 400 Euro (Verheiratete: 800 Euro). Somit ergibt sich eine jährliche Förderung von 80 Euro (Verheiratete 160 Euro). Doch Obacht, dein zu versteuerndes Einkommen darf 40.000 Euro (Verheiratete: 80.000 Euro) nicht übersteigen. Diese Förderung erhältst du zusätzlich zur potenziell erzielten Rendite deines Fonds oder ETFs.
Tiefer eintauchen: VL ist ein wichtiges Thema. Im Wissensbereich haben wir dir alle Informationen zu Förderung, Einkommensgrenzen und Produkten zusammengefasst. |
Sichere Sache: Diese Versicherungen brauchst du
Solltest du tatsächlich bei deinen Eltern ausziehen, kann es sein, dass du dir über eine Hausratversicherung Gedanken machen solltest. Der Hausrat ist all das, was sich in deinem WG-Zimmer bzw. deiner Wohnung (einschließlich Keller) befindet. Eine Hausratversicherung dient dem Schutz deines Hab und Guts vor Feuer, ausgetretenem Leitungswasser, Sturm, aber auch bei Einbruchdiebstahl, Vandalismus und Raub. Daher lohnt der Abschluss der Versicherung. Grundsätzlich gilt: Wer für Studium oder Ausbildung aus dem Haus der Eltern auszieht, bleibt in Sachen Hausrat über deren Vertrag mitversichert. Erst wenn ein eigener Hausstand gegründet wird, endet der Schutz. Bedeutet: Alles, was über WG-Zimmer hinausgeht, ist ein eigener Hausstand.
Ähnlich ist es bei der Haftpflichtversicherung. Solange du dich in der Ausbildung befindest, bist du über die Eltern mitversichert. Beim Antritt des ersten Jobs braucht‘s dann eine eigene Haftpflichtversicherung. Warum? Der Versicherungsschutz umfasst Sach-, Personen- und Vermögensschäden. Grundsätzlich greift die Versicherung bei Schäden, die du versehentlich Personen zufügen oder am Eigentum anderer verursachst. Schnell können kleine Malheurs dich teuer zu stehen kommen. Dagegen kannst du dich bereits mit geringen Beträgen absichern. Du solltest allerdings beachten, dass es natürlich entscheidender ist, deine monatlichen Grundbedürfnisse zu befriedigen. Eine umfassende Versicherung ist eine gute Sache, doch wenn dafür der Kühlschrank meist leer bleiben muss, ist das ein schlechter Deal.
Fazit: Mach alles Schritt für Schritt
Das waren jetzt viele Informationen. Und ja, für dich beginnt ein neuer, aufregender Teil deines Lebens. Sei hierfür bestmöglich finanziell aufgestellt. Mach dir dabei aber keinen Stress und alles Schritt für Schritt. Eröffne ein Depot und Tagesgeldkonto, verschaff dir einen Überblick über Einnahmen und Ausgaben und beginne, zu sparen. Kläre ab, ob und wieviel VL dir zusteht; lege sie an. Und dann schaust du, ob du Absicherung brauchst. Checke Versicherungsangebote und schließe essenziellen Schutz wie Hausrat- und Haftpflichtversicherung ab. So bist du bestens für deine Start in die Berufswelt gerüstet – egal, ob als Glasbläserin oder Kaufmann für Büromanagement.