Geldanlage: Jetzt gibt es Gleichberechtigung für das Depot
In Unternehmen investieren, denen Gleichberechtigung wichtig ist? Das ist tatsächlich möglich. Warum das wichtig ist und welche ETFs sich anbieten.
Seit 1949 steht es im Grundgesetz Artikel 3: „Männer und Frauen sind gleichberechtigt“. Fast 80 Jahre offizielle Gleichstellung also und dennoch diskutieren wir immer noch über Gender Pay Gap und darüber, dass vor allem alleinerziehende Mütter im Alter armutsgefährdet sind. Noch immer sitzen vor allem Männer nicht nur in den Chefetagen, sondern tummeln sich auch schon überwiegend im mittleren Management, sind in Wirtschaft und Politik in der Mehrzahl.
Tut sich denn gar nichts? Doch. In einigen Bereichen sogar sehr viel. Laut einer Studie der Hans-Böcker-Stiftung etwa haben Frauen in Sachen Bildung inzwischen die Nase sogar vorn. Doch die Erwerbsbeteiligung lag noch vor zwei Jahren um sieben Prozentpunkte niedriger als bei den Männern – immerhin, vor 30 Jahren war die Differenz noch dreimal so hoch.
Gender Pay Gap
Frauen arbeiten viermal so häufig in Teilzeit wie Männer. Gründe sind häufig die Vereinbarkeit von Beruf und Familie, denn noch immer sind es überwiegend die Frauen, die den größten Teil der sogenannten Care Arbeit übernehmen, während Männer weiterhin Vollzeit arbeiten gehen. Das führt dazu, dass der durchschnittliche Stundenlohn von Frauen 18,3 Prozent unter dem der Männer liegt. 2020 bedeutete das für Frauen einen Stundenlohn von 18,62 Euro, für Männer 22,78 Euro. Doch auch für Vollzeitbeschäftigte zeigt sich ein Ungleichgewicht: Im Jahr der Untersuchung verdienten 17,5 Prozent der weiblichen Vollbeschäftigten weniger als 2000 Euro brutto pro Monat, bei den Männern waren es nur 9,1 Prozent. Immerhin: Dank eingeführtem Mindestlohn wird der Gender Pay Gap langsam kleiner.
Und es lässt sich nicht von der Hand weisen: Obwohl es – eigentlich – keine männer- oder frauentypischen Berufe geben sollte, so fühlen sich Frauen doch oft zu bestimmten Berufen hingezogen. Die Gründe hierfür möchte ich an dieser Stelle nicht erläutern. Klar ist aber, soziale Berufe sind leider in den meisten Fällen nicht ausreichend gut bezahlt. Und doch brauchen wir sie für eine funktionierende Gesellschaft, wir sehen es derzeit deutlicher denn je. Ein Mangel etwa an Erzieherinnen führt zu einem Mangel an Plätzen zur Kinderbetreuung und das wiederum führt dazu, dass weniger Eltern – meist Mütter – in ihren Beruf zurückkehren können, obwohl viele Familien auf das Geld angewiesen sind.
Weniger weibliche Führungskräfte
2019 war laut destatis nur jede dritte Führungskraft in Deutschland weiblich. 1992 lag der Anteil bei 25,8 Prozent – der Sprung ist also nicht allzu groß. Ein Unterschied zeigt sich jedoch zwischen den Berufsfeldern. So lag der Anteil an weiblichen Führungskräften in akademischen Berufen bei 45,5 Prozent. Generell hat sich der Anteil von Frauen in akademischen Berufen seit den 90er Jahren um knapp 24 Prozent erhöht.
Gleichberechtigung spielt zentrale Rolle in der Volkswirtschaft
Dass dennoch noch viel getan werden muss, erkennen immer mehr Unternehmen. Dabei geht es nicht nur um die Erfüllung von Frauenquoten um öffentliche Nachteile zu vermeiden. So erläutert etwa Thomas Wiedenmann, Leiter Amundi ETF, Indexing & Smart Beta Sales, Deutschland, Österreich und Osteuropa: „Die Gleichstellung der Geschlechter spielt nicht nur eine zentrale Rolle für eine nachhaltige Welt, sie lässt auch aus volkswirtschaftlicher und unternehmerische Sicht positive Effekte erwarten. Dass Geschlechtergerechtigkeit viele positive Effektiv hat, belegen inzwischen zahlreiche Studien. So prognostiziert die Unternehmensberatung McKinsey beispielsweise, dass die Förderung der Gleichstellung von Frauen das globale Bruttoinlandsprodukt bis 2030 um bis zu 13 Milliarden Dollar steigern könnte.“
Und auch Dag Rodewald, Head ETF & Index Fund Sales Deutschland & Österreich bei UBS, erklärt: „Zahlreiche Studien belegen, dass Unternehmen, in denen Frauen im Vorstand und/ oder anderen Executive Committees vertreten sind, sich mit Blick auf wichtige Kennzahlen besser entwickeln als Unternehmen, in denen dies nicht der Fall ist“. Gleichberechtigung kommt also allen zugute – der gesamten Gesellschaft und der Wirtschaft, lokal, national und global.
Investieren in Gleichberechtigung
Wer Firmen unterstützen und gleichzeitig ein bisschen Gleichberechtigung ins Depot bringen möchte, für den könnten zwei darauf spezialisierte ETFs einen Blick wert sein. Der UBS Global Gender Equality UCITS ETF (WKN: A2H5JL) bietet Anlegern Zugang zu Unternehmen, die sich in hohem Maße für Nachhaltigkeit und Geschlechtergleichstellung engagieren. Der Solactive Equileap Global Gender Equality 100 Leaders Index umfasst 100 Unternehmen weltweit, die nach den 19 definierten Gender-Kriterien von Equileap, einer unabhängigen Forschungsorganisation für Geschlechtergleichstellung, besonders gut bewertet werden. Zu den größten Positionen gehören Biogen, Amgen und DuPont.
Wie viele ETFs zeigt auch dieser in diesem Jahr mit einem Wertverlust von -8,26 Prozent Schwächen, jedoch konnte er auf Sicht von 3 Jahren 18,46 Prozent zugewinnen, seit Auflage insgesamt 34,12 Prozent.
Der Lyxor Global Gender Equality (DR) UCITS ETF (WKN: LYX0XS) umfasst derzeit 150 Unternehmen, die ebenfalls nach den 19 Equilab-Kriterien als besonders gut in Sachen Geschlechtergleichstellung gelten. Dazu gehören etwa ITV, JP Morgan oder Publicis. Im laufenden Jahr liegt der ETF mit -6,75 Prozent hinten, auf drei Jahre gesehen zeigt sich ein Wertzuwachs von 21,09 Prozent. Betrachtet man die letzten fünf Jahre, zeigt sich sogar ein Plus von 44,98 Prozent.