Deshalb kannst du die ETF-Kritik getrost ignorieren
Immer wieder ploppt die ETF-Kritik auf. Klar, schließlich leben etliche dieser Kritiker gut von klassischen Bankprodukten. Lass dich davon nicht abbringen.
Die ETF-Kritik ist teilweise schon recht „kreativ“. Fangen wir doch gleich einmal mit den Kosten an. Gegner von ETFs führen gerne das Argument der versteckten Kosten ins Feld. Wesentliche Begriffe hierzu lauten immer wieder Spreads, Tracking-Differenz sowie die synthetische Abbildung. Klappern wir die Aspekte nun ab.
ETF-Kritik bezüglich der Kosten
Spreads bezeichnen die Handelskosten. Gemeint ist damit die Differenz zwischen dem Kauf- und Verkaufspreis eines ETFs. Bei weniger liquiden ETFs kann der Spread relativ hoch sein, was zusätzliche Kosten für den Anleger verursacht, insbesondere beim häufigen Kauf und Verkauf. Das muss an dieser Stelle gesagt werden, doch es liegt nicht am ETF-Konstrukt, sondern schlicht an der fehlenden Größe bestimmter Produkte. Aber: Wir raten dir ohnehin stets zu globalen ETFs, die meist milliardenschwer sind und somit keinerlei Probleme hinsichtlich des Spreads nach sich ziehen.
Bei der Tracking-Differenz geht es um die Abbildungsgüte. Da im ETF auch Kosten anfallen, kann man zunächst zu dem Schluss kommen, dass ETFs dem Index hinterherhinken. Bei synthetischer Abbildung können zudem Swap-Gebühren, aber auch Erträge folgen. Und beim letzterem sind wir schon beim positiven Teil, denn viele ETFs generieren Erträge aus der Wertpapierleihe. Unterm Strich gibt es dadurch bei großen ETFs keine nennenswerten Abweichungen zum Index – im Gegenteil: Etliche ETFs liegen damit am Ende sogar vor dem Index. Das erkennst du daran, wenn die Tracking-Differenz einen negativen Wert ausweist. Diese findest du im Übrigen in unserer ETF-Suche, wenn du nach einem Produkt suchst.
ETF-Kritik: Sind ETFs intransparent?
Wir haben bereits die synthetische Replikation thematisiert. In Sachen Transparenz ist die Kritik nicht völlig zu negieren. Kleine exotische Märkte würden sich physisch nur zu hohen Kosten abbilden. Daher investiert der ETF in ein beliebiges Wertpapier-Portfolio und tauscht dessen Wertentwicklung gegen die Entwicklung des Index. Die Methode funktioniert reibungslos und ermöglicht eine sehr genaue Abbildung des Zielindex, insofern kommen Anleger am Ende doch zum Ziel.
Wenn wir schon bei der Abbildung sind, sollten wir auch die Sampling-Methode nennen. Kritiker sehen hier eine kleine Verfälschung, denn der Index wird auf ETF-Ebene nicht 1:1 abgebildet. Stattdessen wird eine repräsentative Auswahl getroffen. Doch diese Kritik ist haltlos, zumal dieses Vorgehen dem Anleger zugutekommt. Sehen wir uns dazu den denkbar breiten MSCI ACWI IMI Index an. Dieser Index umfasst rund 8.800 Aktien. Wollte man diesen Index komplett kaufen, würden enorme Kosten anfallen, da viele sehr kleine Börsenunternehmen enthalten sind, die hohe Handelskosten verursachen würden. Auch der Verwaltungsaufwand wäre hoch.
Daher werden solche ETFs „optimiert“, die Sampling-Methode kommt zum Einsatz. Bei guter Umsetzung ergibt sich faktisch kein Unterschied. So beträgt etwa die durchschnittliche Tracking-Differenz beim SPDR MSCI ACWI IMI UCITS ETF (Acc) (WKN: A1JJTD) -0,07 Prozent. Wir erinnern uns: In diesem Fall ist negativ positiv für dich. Denn dann lag die ETF-Rendite über dem Index. Du kannst das Konzept mit Wahlprognosen vergleichen: Hier werden auch nicht alle Bundesbürger befragt. Bei einer repräsentativen Auswahl kommt die 18-Uhr-Prognose dennoch sehr nah ans tatsächliche Endergebnis.
ETF sind dumm und der Markt lässt sich nicht schlagen
Der aktive Fondsmanager Inigo Fraser-Jenkins vom US-Investmenthaus Bernstein kritisiert den wachsenden Anteil von ETFs und schwingt die Kommunismus-Keule: „Eine vermeintlich kapitalistische Wirtschaft, in der Investitionen ausschließlich passiv sind, ist schlimmer als eine Planwirtschaft oder eine Wirtschaft mit einem aktiv geführten Kapitalmarkt.“ ETFs ist damit aus Sicht vieler dummes Geld, dass einfach ohne Sinn und Verstand in den breiten Markt fließt. Auch schlechte Unternehmen erhalten Kapital. Das mag stimmen, doch wer weiß schon, was in Zukunft gute und schlechte Unternehmen sein werden? Die Statistik spricht dafür, dass nicht einmal Profis hierzu valide Prognosen abgeben können. Dazu später mehr.
Marktbreite ETFs können den Markt nicht schlagen, das stimmt und liegt schließlich auf der Hand. Überrenditen sind aber drin, wenn man sich davon wegbewegt. Zu nennen wären hier etwa Faktor-ETFs. Damit versuchen Anleger ein besseres Verhältnis von Chance zu Risiko zu erwirken. Und wer partout gerade in Krisenzeiten lieber auf aktives Management vertrauen will, muss die ETF-Welt nicht einmal verlassen. Mit aktiven ETFs behältst du alle ETF-Vorteile und bekommst dennoch eine aktive Verwaltung.
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ETF-Kritik: Aktiv gegen passiv im Rendite-Check
Für Profis bezahlen Anleger eben mehr als für passive ETFs. Doch lohnt sich das? Die Indexentwickler von S&P Dow Jones gehen dieser Frage regelmäßig nach. Für 2024 haben wir hierzu noch keine Daten vorliegen, aber sehen wir uns das Vorjahr an, zumal die Zahlen jedes Jahr ein ähnliches Muster aufweisen. Im ersten Halbjahr 2023 blieben bei einem Viertel der 22 Kategorien mehr als 90 Prozent der aktiven Fonds hinter der Benchmark zurück. Und auch auf Sicht von zehn Jahren gibt es keine guten Nachrichten: Über diesen Zeitraum verfehlen aktiv gemanagte Fonds bei über der Hälfte der Kategorien die Benchmark.
Die größte der 22 Kategorien ist die der größten Aktiengesellschaften in den USA, auch US large caps genannt. In der Auswertung für 2022 zeigte sich, dass 51 Prozent der gemanagten Fonds in dieser Kategorie sich schlechter als der Markt entwickelten. Benchmark war hierbei der S&P 500. Dazu sei erwähnt: 2022 war ein gutes Jahr für Fondsmanager dieser Kategorie – in den vorherigen Jahren schnitten aktiv gemanagte Fonds noch schlechter ab. Fairerweise müssen wir an dieser Stelle zubilligen, dass es immer Fälle gab, in denen Fondsmanager einen Index deutlich schlagen. Das ist jedoch die Ausnahme. Gerade, wenn du auf den breiten Weltmarkt setzen willst – und das ist Anlage nach Lehrbuch – kannst du auf teure klassische Fonds getrost verzichten. ETFs sind und bleiben die erste Wahl.