4. Juli 2020
Faktencheck

Broker der Sparkassen und VR-Banken im Faktencheck

ETF-Anleger, die allein auf die Kosten beim Handel ihrer Wertpapiere achten, werden sich eher für eine Smartphone-Bank entscheiden. Haben klassische Banken deren Angebot nichts entgegenzusetzen? Wir glauben, das Gegenteil ist der Fall und haben die Sparkassen- und Genossenschaftsbroker genauer unter die Lupe genommen.

Was ist eigentlich der Unterschied zwischen einer Sparkasse und einer Bank in privater Hand? Anders als Privatbanken sind Sparkassen öffentlich-rechtliche Institutionen, die sich i. d. R. in kommunaler Trägerschaft befinden. Demnach sind sie dem Gemeinnützigkeitsprinzip verpflichtet, was so viel heißt wie: Sparkassen haben eine gesetzliche Aufgabe, nämlich die, ihre Bankgeschäfte einer breiten Bevölkerungsschicht zur Verfügung zu stellen. Das gilt für die Vergabe von Krediten genauso wie für die Geldanlage, also z. B. den Handel mit Aktien oder ETFs. Wer mit ETFs handeln möchte, braucht aber unbedingt ein Depot bei einer Bank, Sparkasse oder einem Broker, denn dort werden die ETFs und andere Wertpapiere verwahrt. Das gilt natürlich auch für Anleger, die einen Sparplan ausführen. Allein: Die Anzahl an Brokern ist riesig und es ist für Anleger oft nicht einfach, die Spreu vom Weizen zu trennen.

Angebot und Kosten im Vordergrund?

Da für viele Anleger das Angebot und die Kosten für die Orderausführung im Vordergrund stehen, wenn sie sich für ihre depotführende Bank entscheiden, haben in letzter Zeit besonders die sogenannten Smartphone-Broker (auch Low-Cost-Broker genannt) von sich reden gemacht, die den Handel von Wertpapieren im Vergleich zu den klassischen Banken sehr günstig anbieten. Können die Broker der Sparkassen und VR-Banken da überhaupt noch mithalten? Genauer gesagt, deren Broker wie DKB, S-Broker, 1822 Direkt und Genobroker.

Um der Frage nachzugehen, haben wir uns die Konditionen dieser Broker genauer angesehen und kommen zu dem Schluss: Es muss keine Smartphone-Bank sein, nur um ein gutes Angebot zu bekommen. Auch die Kunden konservativer Banken können günstig (und online) ETFs kaufen bzw. Sparpläne einrichten. Im Folgenden sehen wir uns das Angebot für den ETF-Handel der Sparkassen- Broker genauer an und blicken dabei auch auf die Kosten und den Service.

Indirekt Sparkasse: DKB

Die DKB ist ein Sonderfall. Sie ist seit 1995 ein Tochterunternehmen der Bayerischen Landesbank. Eigentümer der DKB ist – wenn auch indirekt über die BayernLB Holding AG – der Sparkassenverband sowie der Freistaat Bayern. Somit ist die DKB als reine Online-Bank auch eine Sparkasse, wenn auch indirekt. Als Vollbank spricht die DKB natürlich auch ETF-Anleger an, die all ihre Bankgeschäfte online abwickeln. Dabei bietet die DKB ein zweistufiges Gebührenmodell für ETF-Orders an. Vor allem für Käufe ab 1.000 Euro Ordervolumen ist die DKB im Vergleich sehr attraktiv. Auch beim Angebot seiner ETF-Sparpläne ist der Broker breit aufgestellt und vergleichsweise günstig – besonders bei mittleren bis hohen Raten. Außerdem sind Kundeneinlagen in unbegrenzter Höhe geschützt. Unterm Strich ist ein DKB-Depot also durchaus empfehlenswert *. Positiv auch: 119 ETFs lassen sich gebührenfrei besparen.

S-Broker der Sparkasse

Der S- oder Sparkassen-Broker ist ein Unternehmen der Sparkassen-Gruppe und deren zentraler Online-Broker. Er bietet sich als Ergänzung zum breiten Angebot und gutem Service der Sparkassen an. Das Depot ist bei einer Transaktion im Quartal oder bei 10.000 Euro Vermögensbestand kostenfrei. Punkten kann der Broker mit einem großen Produkt- und Leistungsangebot. Auch der S-Broker bietet eine Absicherung in unbegrenzter Höhe an. Einziger Wermutstropfen bleiben die Kosten. Hier befindet sich der S-Broker mit 4,99 Euro plus 0,25 Prozent vom Orderwert im Mittelfeld. Allerdings wird „Viel-Tradern” ein Rabattmodell angeboten. Auch die Sparplangebühr, die 2,50 Prozent der Sparrate beträgt, ist höher als bei der DKB. Dort beträgt sie 1,50 Euro pro ausgeführter Sparrate. Die Zahl kostenloser ETF-Sparpläne ist mit 62 etwas geringer. Dafür hat der S-Broker * bei der Anzahl der handelbaren Produkte die Nase vorn.

1822 Direkt aus Frankfurt

1822 Direkt ist der Ableger der Frankfurter Sparkasse. Der Sparkassen-Broker überzeugt durch ein breites Angebot. Neben einem Wertpapierdepot erhalten ETF-Anleger hier alle wesentlichen Bankdienstleistungen kostengünstig aus einer Hand. Wer sowohl mit dem Gehaltskonto als auch mit seinem Depotbestand zu 1822 Direkt wechselt, kann sich überdies über ein dreistelliges Begrüßungsgeld freuen. Das Gebührenmodell ist fair, aber ähnlich wie das des S-Brokers und so landet auch 1822 Direkt beim Vergleich im Mittelfeld. Hier gibt es 44 kostenfreie ETF-Sparpläne. Unterm Strich eignet sich 1822 Direkt als Allround-Broker * mit breitem Angebot und Service.

Last but not least: Genobroker

Der Genobroker ist eine Tochtergesellschaft der DZ BANK AG, also der deutschen Zentral-Genossenschaftsbank. Angebot und Service für den Handel mit Wertpapieren richten sich sowohl an Profis als auch an Einsteiger. Wer schon über ein Girokonto bei einer genossenschaftlichen Bank verfügt, kann dieses als Verrechnungskonto nutzen, um über den Genobroker * ETFs zu handeln. Das geht online oder, für etwas mehr Gebühren, auch via Telefon. Die Gebühren liegen hier eher im oberen Mittelfeld. Außerdem gibt es keine Gratis-ETF-Sparpläne.

Fazit

Unterm Strich gibt keiner der genannten Broker eine schlechte Figur ab. Besonders überzeugend ist allerdings die DKB *, die ein breites Angebot an ETFs und Sparplänen zu sehr günstigen Konditionen bietet. Dafür überzeugen jedoch die anderen drei Broker durch ein breiteres Service-Angebot sowie persönliche Beratung auch vor Ort.

Tipp: Bei Direktbanken können ETFs zu besonders günstigen Konditionen gehandelt werden. In unserem Broker-Vergleich haben wir die Konditionen der Banken zum Handel von ETFs gegenübergestellt und miteinander verglichen. Jetzt den Broker-Vergleich lesen!