Auf der Suche nach Kaufkrafterhalt – Dividenden-ETFs unter der Lupe
Seit Mitte 2020 sind sowohl die Inflationsraten als auch die Renditen von Staatsanleihen deutlich in die Höhe geschossen. Dividenden-ETFs als Lösung?
In der gegenwärtigen Marktphase hinterlassen Anleihen-ETFs dennoch keinen sonderlich kaufenswerten Eindruck. Auf der Suche nach Alternativen.
Wo investieren in unsicheren Zeiten?
Während des oben erwähnten Zeitraums zogen die Teuerungsraten in der Eurozone von unter null Prozent auf aktuell 8,5 Prozent (Februar 2023) an, während zum Beispiel bei zehnjährigen Bundesanleihen ein Renditeanstieg von minus 0,45 auf plus 2,71 Prozent p.a. registriert worden war. Dies lässt vor allem zwei Rückschlüsse zu. Erstens: Während dieses Zeitraums entstanden bei Renten-ETFs aufgrund des massiven Zinsanstiegs hohe Kursverluste. Zweitens: Unter Berücksichtigung der gestiegenen Inflation haben sich die Renditen regelrecht pulverisiert und zu extrem negativen Realzinsen geführt.
Nun stellt sich Geldanlegern vor allem eine Frage: Wie kann man dem aktuellen Kaufkraftverlust begegnen bzw. wie kann man diesen möglicherweise kompensieren? Börsenaffine Investoren denken dabei vor zuallererst an dividendenstarke Aktien – möglichst in breit diversifizierter Form. Sie können nämlich auf der einen Seite bei robustem Wirtschaftswachstum und erfolgreichem Management im Falle von steigenden Gewinnen ihre Aktionäre via Dividenden am Unternehmenserfolg teilhaben lassen. Da grundsätzlich jede Aktie über unbegrenztes Gewinnpotenzial verfügt, besitzen Dividenden-ETFs erheblich höhere Chancen, die gegenwärtig hohen Inflationsraten zu übertreffen als dies bei Anleihen-ETFs der Fall ist.
Potenzielle Risiken bei Dividenden-ETFs
Das theoretisch unbegrenzte Gewinnpotenzial einer Aktie wird stets mit dem damit verbundenen Totalverlustrisiko „bezahlt“, wenngleich bei einem breit diversifizierten ETF diese Gefahr als vernachlässigbar anzusehen ist. Grundsätzlich sollte sich aber jeder Investor darüber bewusst sein, dass in Zeiten steigender Zinsen die Anziehungskraft dividendenstarker Aktien nachlässt, weil viel Kapital in die mit weniger Risiken behaftete Anlageklasse Anleihen umgeschichtet wird. Außerdem gibt es Marktphasen, in denen hochrentable und dividendenstarke Titel (Value-Aktien) gemieden werden, weil Anleger Unternehmen mit hohem Umsatz- und Gewinnpotenzial (Growth-Aktien) bevorzugen. Weil solche Firmen in der Regel hohe Kredite benötigen, um ihr Geschäftsmodell zu finanzieren, „gedeihen“ sie meist in Niedrigzinsphasen besonders gut. Von einem solchen Marktumfeld sind wir gegenwärtig aber meilenweit entfernt.
Deshalb scheint in unsicheren Zeiten der Kauf von Dividenden-ETFs keine schlechte Idee zu sein – insbesondere, wenn bei den Auswahlkriterien strenge Vorgaben gemacht werden und Anleger dem Sachwert Aktie grundsätzlich einen höheren Stellenwert einräumen als dem bonitätsabhängigen Investmentvehikel Anleihe. Unter diesem Aspekt hinterlässt der nachfolgend aufgeführte SPDR S&P US Dividend Aristocrats UCITS ETF (WKN: A1JKS0) einen besonders guten Eindruck. Der Namenszusatz „Aristocrats“ steht für Aktien, die mit Blick auf ihre Dividendenhistorie besonders überzeugen können.
Dieser ETF enthält derzeit 122 Unternehmen des S&P Composite 1500 Index mit der höchsten Dividendenrendite. Außerdem sind deren Ausschüttungen in den vergangenen 20 folgenden Jahren gestiegen sind. Aktuell wird dem ETF für dieses Jahr eine Ausschüttungsrendite von 2,14 Prozent prognostiziert, nachdem in den vergangenen beiden Jahren Renditen von 2,23 bzw. 3,02 Prozent erzielt wurden. Das Papier wurde bereits im Jahr 2011 emittiert und hat mittlerweile ein Fondsvolumen von 4,6 Milliarden Euro erreicht. Seit der Fondsauflage errechnet sich eine Performance von 352 Prozent (14,2 Prozent p.a.). Auch auf Fünfjahressicht (12,1 Prozent p.a.) und Dreijahressicht (14,1 Prozent p.a.) können die annualisierten Renditen überzeugen.
Fazit: Unter langfristigen Aspekten erwies sich der Kauf dieses ETFs somit als ausgesprochen rentables Investment und hat dadurch sogar die aktuelle Inflationsrate deutlich übertroffen. Mit einem Anleihen-ETF wäre dies höchstwahrscheinlich nicht in ähnlich beeindruckender Form gelungen.
Autor Jörg Bernhard
Jörg Bernhard ist freier Wirtschaftsjournalist und hat sich auf die Themenbereiche Rohstoffe, Edelmetalle, Börse, Hebelprodukte und Anlagezertifikate spezialisiert. Vor seiner Selbstständigkeit war er von 1994 bis 2002 bei einem Münchner Verlag aus dem Bereich Wirtschaftspresse als Redakteur, stellvertretender Redaktionsleiter und Redaktionsleiter angestellt.
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