Aktienmarkt im Wandel: Bleibe gelassen, auch wenn Hektik ausbricht

Aktienmarkt im Wandel: Bleibe gelassen, auch wenn Hektik ausbricht

Die Wirtschaft und damit auch der Aktienmarkt befinden sich möglicherweise in einer Zeitenwende. Das solltest du als Anleger jetzt wissen.

Der Übergang von einem langen selbsttragenden Aufschwung in eine Rezession sorge laut Experten von Vates Invest für Unsicherheit und hektische Bewegung. „Klare Konjunkturtrends sorgen in der Regel für klare Indikator-Signale“, sagt Benjamin Bente, Geschäftsführer von Vates Invest. „Derzeit haben viele Signale aber eine geringere Haltbarkeit.“ Wie solltest du als Anleger jetzt reagieren?

Wechselhafte Stimmungslage am Aktienmarkt

Um das Stimmungsbild zu veranschaulichen, gibt Vates Invest regelmäßig eine Ampel-Farbe heraus. Zuletzt wechselte die Ampel-Farbe, die konjunkturelle und monetäre Indikatoren mit Sentimentindikatoren kombiniert, sehr häufig – seit Jahresbeginn bereits siebenmal. Zwischen hellgrün und hellrot war bisher alles dabei. Also: Nicht nur Privatanleger sind verunsichert, auch für Profis gestaltet sich das Jahr 2022 alles andere als leicht. „Dass wir häufigere Signalwechsel haben als normalerweise, ist der besonderen konjunkturellen Phase geschuldet“, sagt Bente. „Grundsätzlich ist die Ampel wenig frequent in ihren Wechseln, wenn es einen klaren konjunkturellen Trend gibt.“ Dabei geht es nicht um Aktienmarkttrends, sondern um den konjunkturellen Trend. „Stabile konjunkturelle Trends liegen entweder im selbsttragenden Aufschwung oder in einer Rezession vor“, sagt Bente. Diese beiden klaren Konjunkturumfelder liefern tendenziell deutlich weniger Signale als die Perioden dazwischen. 

Phase der Zeitwende

Es sei ebenfalls möglich, dass es zwar rezessive Anzeichen gäbe und der Aktienmarkt darauf reagiere, am Ende eine Rezession aber doch noch vermieden werden könne. „Dies ist dann ein Midcyle Slowdown, also eine konjunkturelle Wachstumsabschwächung irgendwo in der Mitte des Zyklus“, so Bente. „Rückblickend wird das als harmlos angesehen, aber ex ante (also zum damaligen Zeitpunkt) war natürlich die Situation genauso gefährlich, wie wenn es zu einer Rezession gekommen wäre.“ Während dieser Transition Period weiß niemand, ob am Ende eine Rezession steht oder sich die Konjunktur noch fangen kann. „In einer solchen Übergangsphase befinden wir uns derzeit“, so Bente.

Habachtmodus aktivieren

Weil der Aktienmarkt naturgemäß sehr heftig und auch sehr unmittelbar auf Rezessionen reagiert, müsse in solchen Phasen der Habachtmodus eingeschaltet sein. „Die großen Bärenmärkte liegen immer in Rezessionsphasen“, sagt Bente. Überprüfe bei dieser Gelegenheit am besten, ob dein Portfoliomix wirklich zu dir passt. Denn im Fall von sinkenden Aktienkursen zeigt sich häufig, dass Privatanleger ihre Risikotragfähigkeit überschätzt haben. Nutze also gleich unseren Risikokapazitätsrechner.

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Nicht nur die Konjunktur, auch der Aktienmarkt ist auf Richtungssuche. „Daher kann der Aufwärtstrend erneut aufgenommen werden, wenn der konjunkturelle Trend nachhaltig wieder positiv ist. Oder umgekehrt wandelt er sich von einem Bullenmarkt in einen Bärenmarkt, weil die Konjunktur in eine Rezession kippt“, sagt Bente.

Nicht aus dem Aktienmarkt rausgehen

Der Text soll dich keinesfalls dazu verleiten, dem Aktienmarkt „Lebe wohl“ zu sagen. Im Gegenteil: Die langfristig tollen Renditen gibt es nur, weil es auch mal ordentlich kracht. Chance gibt es nur wegen des Risikos und nicht trotz dessen. Bleib auf jeden Fall auf dem Ball, aber setze auf ein Weltportfolio, welches zu dir passt. Hierzu helfen dir der bereits erwähnte Risikorechner, aber auch unsere zahlreichen Musterportfolios. Wer sich jetzt komplett zurückzieht, wird sehr wahrscheinlich die „Party“ verpassen, wenn es wieder nach oben geht. „Ganz einfach deswegen, weil die Rezessionsphasen zeitlich in der Regel kürzer sind als der Aufschwung, sowohl auf der Konjunkturebene, vor allen Dingen aber am Aktienmarkt“, sagt Bente. Der Aktienmarkt fällt um ein Vielfaches schneller, als er steigt.