7,6 Prozent Inflation in Deutschland – doch wie sieht es in anderen Ländern aus?
Das Thema beschäftigt uns nun schon fast das ganze Jahr und ein Ende scheint leider nicht in Sicht. Die Inflation ist längst nicht mehr nur ein Schreckgespenst, sie ist zum realen Problem geworden.
Mit 7,6 Prozent war sie im Juni 2022 leicht niedriger als noch im Vormonat, doch Experten geben keine Entwarnung. Insbesondere Tankrabatt und 9-Euro-Ticket sind für den Rückgang verantwortlich – spätestens im September wird das Bild wohl wieder ein anderes sein.
Die Inflationsrate für die gesamte EU lag im Juni mit 8,6 Prozent bei einem neuen Rekordwert – und viermal so hoch wie die Zielmarke der Europäischen Zentralbank. Der Unterschied zur deutschen Zahl zeigt bereits: Nicht in jedem EU-Land ist die Inflation gleich hoch – und außerhalb der EU gilt das erst recht. Ein Überblick.
Türkei – 78,6 Prozent
Nein, du hast dich tatsächlich nicht verlesen. Die Inflation in der Türkei liegt inzwischen bei knappen 80 Prozent. Im Mai hatte sie noch bei 73,5 Prozent gelegen – innerhalb eines Monats sind die Verbraucherpreise also um beinahe 6 Prozent angestiegen. Im Vergleich zum Vorjahresmonat sind sie um satte 138 Prozent gestiegen. Experten fürchten eine Hyperinflation.
Faktoren für diese Inflationsrate sind auch in der Türkei die steigenden Rohstoffpreise, unter anderem aufgrund des Ukrainekrieges. Dazu kommt die schwache Landeswährung Lira. Durch ihren geringen Wert sind Exporte extrem teuer. Die wirtschaftliche Situation in der Türkei ist schwierig, die Arbeitslosigkeit hoch.
Die Opposition geht außerdem davon aus, dass die Inflationszahlen von der Regierung bereinigt und tatsächlich noch höher seien. Die Zinsen werden unter Präsident Erdogan nicht erhöht. Er bezeichnet sich selbst sogar als „Zinsfeind“. Durch diese Maßnahme möchte er die Vergabe von Krediten und Investitionen ankurbeln und so der Wirtschaft wieder Schwung geben.
Schweiz – 3,4 Prozent
Verglichen mit der Türkei ein Tropfen auf dem heißen Stein – die Inflationsrate in der Schweiz betrug im Juni 3,4 Prozent. Dennoch ist das der stärkste Anstieg seit 1993. Auch in der Schweiz sind die steigenden Energiekosten der Hauptfaktor für die gestiegene Inflation.
Die Schweizer Notenbank SNB hatte im Juni auf die Entwicklung reagiert und den Leitzins angehoben. Sie war damit der EZB zuvorgekommen, was viele Experten überrascht hatte.
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Frankreich – 6,5 Prozent
Während Frankreich im Mai 2022 mit 5,8 Prozent im EU-Vergleich noch relativ gut aussah, ging es im Juni nun auch um fast 0,8 Prozent nach oben. Das Statistikamt Insee teilte mit, der Wert sei der Höchste seit der Einführung des Euro als Buchgeld 1999.
Die Gründe hierfür sind vor allem höhere Preise bei Lebensmitteln und auch Energie. Bei Dienstleistungen hingegen gäbe es kaum Änderungen. Im Gegensatz zu Deutschland ist Frankreich jedoch weniger Abhängig von russischem Gas und Öl, da das Land noch immer weiterhin viel Energie aus Atomstrom gewinnt.
Großbritannien – 9,1 Prozent im Mai
Großbritannien gehört zu den Ländern in Europa, die am stärksten von der Inflation betroffen sind. Zum jetzigen Zeitpunkt liegen noch keine Daten für Juni vor, doch im Mai lag die Inflationsrate bei 9,1 Prozent und man kann davon ausgehen, dass sie im Juni weiter gestiegen ist. Das ist die höchste Teuerungsrate seit 40 Jahren. Zusätzlich müssen sich Briten auf Lohneinbußen in Folge des Brexit einstellen. Insbesondere Lebensmittel und Kraftstoffe sind von der Inflation betroffen.
Die Bank of England hat im Juni bereits zum fünften Mal innerhalb von sieben Monaten den Leitzins erhöht – er liegt aktuell bei 1,25 Prozent. Bislang hat das nicht den gewünschten Erfolg gebracht und die Bank rechnet auch weiterhin mit steigenden Preisen.
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