21. Oktober 2022
2023: Dunkle Wolken trüben die Konjunktur der Weltwirtschaft

2023: Dunkle Wolken trüben die Konjunktur der Weltwirtschaft

Jedes Jahr prognostiziert der Internationale Währungsfonds (IWF) die Konjunktur der Weltwirtschaft für das kommende Jahr. So auch kürzlich für das anstehende 2023. Die Aussichten sind düster, vor allem für Deutschland.

Im Juli hatte der IWF noch ein Wachstum der Weltwirtschaft von 2,9 Prozent vorausgesagt, diese Aussage wurde nun nochmals nach unten korrigiert – auf 2,7 Prozent. Für das noch laufende Jahr sagt die Sonderorganisation der Vereinten Nationen mit Sitz in Washington ein Weltwirtschaftswachstum von 3,2 Prozent voraus. Es bestünde laut IWF sogar die Wahrscheinlichkeit, dass es auf unter 2 Prozent fallen könnte. Mit Blick auf den Euroraum soll das Bruttoinlandsprodukt 2023 nur noch um 0,5 Prozent steigen.

Deutschland und Italien werden in eine Rezession rutschen, wie der IWF prognostiziert. Zwar gehe man davon aus, dass die deutsche Volkswirtschaft 2022 noch um 1,5 Prozent wächst, 2023 wird sie aber vermutlich um 0,3 Prozent sinken. „Mehr als ein Drittel der Weltwirtschaft wird dieses oder nächstes Jahr schrumpfen, während die drei größten Volkswirtschaften – die Vereinigten Staaten, die Europäische Union und China – weiterhin stagnieren werden. Kurz gesagt, das Schlimmste steht uns noch bevor, und für viele Menschen wird sich das Jahr 2023 wie eine Rezession anfühlen“, schreibt Pierre-Olivier Gourinchas, Chefvolkswirt des IWF, in seinem Vorwort des Berichtes. 2023 wäre, wenn der Blick in die Zukunft zutrifft, das Jahr mit dem schwächsten Wirtschaftswachstum seit 2009, dem Jahr der weltweiten Finanzkrise.

Was der Weltwirtschaft zu schaffen macht

Die Gründe für die düsteren Prognosen sind vielfältig: Hohe Inflation, der russische Einmarsch in die Ukraine, die anhaltende COVID-19-Pandemie und die anhaltenden Lieferengpässe. „Das künftige Wohlergehen der Weltwirtschaft hängt entscheidend von der erfolgreichen Kalibrierung der Geldpolitik, dem Verlauf des Krieges in der Ukraine und der Möglichkeit weiterer pandemiebedingter Störungen auf der Angebotsseite, zum Beispiel in China, ab“, heißt es im Bericht des Währungsfonds. Nachdem der Industriestandort Deutschland durch die Corona-Pandemie bereits von den unterbrochenen Lieferketten geplagt war, gesellen sich nun auch noch die erhöhten Energiepreise hinzu.

„Deutschland ist ein Industriestandort und bekommt deshalb diese Schocks derzeit besonders deutlich zu spüren“ zitiert die Süddeutsche Zeitung die IWF-Vizedirektorin Gita Gopinath. „Die Energiekrise, insbesondere in Europa, ist kein vorübergehender Schock. Die geopolitische Neuausrichtung der Energieversorgung nach dem Krieg Russlands gegen die Ukraine ist umfassend und dauerhaft. Der Winter 2022 wird für Europa eine Herausforderung sein, aber der Winter 2023 wird wahrscheinlich noch schlimmer. Die Finanzbehörden in der Region müssen entsprechend planen und koordinieren“, warnt Pierre-Olivier Gourinchas im Bericht.

Inflation und US-Dollar-Kurs bleiben hoch 

Der Währungsfonds geht davon aus, dass die globale Inflation Ende dieses Jahres ihren Höhepunkt erreichen wird – mit einer Jahresrate von 8,8 Prozent. Sie wird danach länger als bisher erwartet auf hohem Niveau bleiben. 2023 soll die Jahresrate laut IWF bei 6,5 Prozent liegen, erst 2024 soll die Inflation auf 4,1 Prozent sinken. 2021 lag sie bei 4,7 Prozent.

Auch der Kurs des US-Dollars, der auf dem höchsten Stand seit Anfang des Jahrtausends ist, wird in naher Zukunft hoch bleiben. Das sorgt für verschärfte finanzielle Bedingungen in vielen Schwellenländern und eine Verteuerung der importierten Waren. Der hohe Kurs könnte Anlegerinnen und Anleger dazu verleiten, vermehrt auf US-Staatsanleihen zu setzen. Das wiederum hätte zur Folge, dass der Wert des US-Dollars noch weiter in die Höhe getrieben wird.

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Die Ökonomen des Währungsfonds betonten auf der Jahrestagung des IWF und der Weltbank in Washington, im Rahmen derer der Bericht vorgestellt wurde, dass die Prognosen allerdings recht unsicher seien. Wie sich die Weltwirtschaft entwickle, hänge von der Geldpolitik, dem weiteren Verlauf des Krieges in der Ukraine und dem Einfluss der Corona-Pandemie ab.