Volksbank setzt auf Solidvest – ein Gespräch
Die Volks- und Raiffeisenbanken setzen in Sachen digitale Vermögensverwaltung grundsätzlich auf die hauseigene Lösung Visualvest bzw. Meininvest. Die baden-württembergische Volksbank Deisslingen baut künftig mit Solidvest auf einen externen Anbieter. Ein Gespräch mit Robert Gavranovic, Privatkundenberater bei der Volksbank Deisslingen und Sebastian Hasenack, Leiter der Online-Vermögensverwaltung Solidvest.
Herr Gavranovic, Sie kooperieren mit Solidvest. Die Volks- und Raiffeisenbanken haben jedoch mit Visualvest bzw. Meininvest ihren eigenen digitalen Vermögensverwalter. Wieso scheren Sie also aus?
Gavranovic: Wir scheren nicht aus. Die Volksbank Deisslingen gehörte in den vergangenen Jahren, gemessen am Nettoabsatz in Union Investment-Fonds, bundesweit regelmäßig zu den Top-3-Banken in ihrer Größenklasse. Solidvest bietet jedoch als einziger Anbieter eine digitale Vermögensverwaltung auf Einzeltitelbasis. Es wird direkt in Aktien und Anleihen investiert. Gleichzeitig haben wir festgestellt, dass es Anleger gibt, die ihr Vermögen nicht komplett nur einem Institut anvertrauen möchten, sondern gezielt diversifizieren. In einem Fuhrpark finden Sie auch nicht immer nur die gleiche Automarke. Das hat uns dazu bewogen, die Zusammenarbeit mit der DJE Kapital AG auszuweiten und Solidvest in unser Angebot aufzunehmen: Unser gutes Angebot im Kundeninteresse noch besser zu machen.
Herr Hasenack, Sie sind nicht ganz unbeteiligt. Wie kam es zu dieser Annäherung an die Volksbank Deisslingen?
Hasenack: Die Volksbank Deisslingen ist bereits langjähriger Kooperationspartner der DJE Kapital AG. Mich freut es daher sehr, dass mit Solidvest nun auch die Online-Vermögensverwaltung der DJE in das Produktspektrum der Volksbank Deisslingen aufgenommen wird. Die DJE Kapital AG ist seit 45 Jahren am Markt aktiv und verfügt über ein großes Netzwerk im Bereich der Finanzdienstleistung. Wir bieten unseren Partnern nun konsequenterweise neben den klassischen Lösungen auch einen Online-Zugang zu unserer Dienstleistung an. Das Research Team der DJE Kapital AG liefert auch für Solidvest die entsprechenden Anlagestrategien. Daher ist die Anlagephilosophie unseren Kooperationspartnern und Kunden bereits langjährig bekannt und wird geschätzt.
Sie scheinen einen guten Draht zu den klassischen Filialbanken zu haben. Sie haben bereits im vergangenen Jahr für einen anderen digitalen Vermögensverwalter fleißig Kontakte zu den Sparkassen geknüpft. Was unterscheidet in dieser Hinsicht Sparkassen und VR-Banken?
Hasenack: Diese Frage zielt sicher auf das damalige Pilotprojekt mit der Hamburger Sparkasse ab. In der Tat sind hybride Vertriebsmodelle für eine digitale Vermögensverwaltung eine spannende Möglichkeit zur Kundengewinnung. Stärker sehe ich noch den Vorteil auf Ebene der Filialbanker, da die Vermittlung von Kunden in eine digitale Vermögensverwaltung Prozesse vereinfacht. Im Vordergrund sollte online wie hybrid der Kundennutzen stehen. Wir sehen im Bereich der digitalen Vermögensverwaltung unterschiedliche Kundentypen. Zwar findet in der Filiale kein klassisches Beratungsgespräch statt, aber eine allgemeine Erläuterung z.B. zur Abhängigkeit von Rendite und Risiko kann speziell Einsteigern helfen. Dafür ist die klassische Filiale genau der richtige Ort.
Wir versuchen gemeinsam mit unseren Kooperationspartnern für Kunden eine passgenaue Lösung zur effizienten Geldanlage zu schaffen. Wichtig ist an dieser Stelle das gemeinsame Lernen sowie regelmäßige Feedback-Gespräch. Aus der Perspektive des Produktgebers kann ich daher keinen Unterschied zwischen Sparkassen und Volksbanken aufzeigen.
Herr Gavranovic, weshalb haben Sie sich nun für Solidvest entschieden?
Gavranovic: Die Einstiegshürde für traditionelle Vermögensverwaltungen mit Einzeltiteln liegt zumeist bei einer halben Million Euro. Solidvest ermöglicht den Anlegern Investitionen in sorgfältig ausgewählte und geprüfte Aktien und Anleihen schon ab 10.000 Euro, zudem sind Sparpläne möglich. Neben der Auswahl der Anlagestrategien können Investmentthemen zusätzlich unterschiedlich gewichtet werden. Hohe Transparenz und keine versteckten Kosten sprechen ebenfalls für sich. Das Gesamtpaket hat uns überzeugt.
Und Herr Hasenack, wo sehen Sie die Vorteile für Kunden der Volksbank Deisslingen?
Die Vorteile der Kunden von der Volksbank Deisslingen liegen ganz klar darin, dass mit Solidvest eine transparente und verständliche Online Vermögensverwaltung angeboten wird. Das Modell von Solidvest grenzt sich von bestehenden ETF Lösungen ab und basiert auf dem langjährigen Know-How und der Erfahrung der DJE Kapital AG. Zudem haben die Kunden den Vorteil jederzeit auf ein Beratergespräch zurückgreifen zu können, ohne dass dabei zusätzliche Kosten für sie anfallen. Eine eindeutige Win-Win Situation aus Kundensicht.
In der Extra-Magazin-Ausgabe April/Mai 2019 landete Visualvest im Performancecheck auf den hinteren Plätzen. Bestätigt Sie das in Ihrer Entscheidung, Herr Gavranovic?
Gavranovic: Wie wir alle wissen, kann der Erfolg einer Vermögensanlage nicht anhand eines kurzen Zeitraumes bewertet werden. Somit war die Performance auf Jahressicht für uns nicht das wichtigste Argument für die Entscheidung.
Solidvest ging dagegen in allen getesteten Risikoklassen als Performancesieger hervor. Zufallstreffer oder dürfen Anleger auch in Zukunft mehr erwarten als der Durchschnitt?
Hasenack: Wir sind stolz auf die guten Ergebnisse und fühlen uns gestärkt in unserem Ansatz, die Allokation der Strategien auf der langjährigen Markterfahrung des Research-Teams der DJE Kapital AG aufzubauen. Solidvest steuert neben der Selektion von Aktien und Anleihen eine taktische Investitionsquote. Das bedeutet, dass ein Kunde mit z.B. 50 Prozent Aktienquote nicht dauerhaft vollständig investiert ist. Gemäß der Markteinschätzung, kann die Aktienquote für unsere Kunden dynamisch gesteuert werden. So wurde zum Beispiel im letzten Quartal 2018 Risiko reduziert.
Herr Gavranovic, wie schätzen Sie die Nachfrage nach einer digitalen Vermögensverwaltung bei Ihren Kunden ein und wie wird das Solidvest-Klientel aussehen?
Gavranovic: Durch die niedrige Einstiegshürde und die einfache Depoteröffnung vom Sofa aus, kombiniert mit Transparenz und überschaubaren Kosten sehen wir ein hohes Potential für die digitale Vermögensverwaltung. Allein die Tatsache, dass alle großen Bankhäuser und Fondsgesellschaften einen Robo-Advisor ins Sortiment aufgenommen haben, wird den Absatz in den nächsten Jahren steigen lassen. Das heißt aber nicht, dass die persönliche Beratung im Abwärtstrend ist. Beides hat seine Daseinsberechtigung. Das Klientel sehen wir auf keinen Fall auf einzelne Kundengruppen beschränkt. Durch die einfache Bedienbarkeit der Solidvest-App sehen wir Potential auch in bislang weniger digital affinen Kundengruppen, auch hier kommt wieder der Mehrwert für unsere Kunden zum Tragen.
Lesetipp: In der Extra-Magazin-Ausgabe April/Mai 2019 finden Sie einen ausführlichen Testbericht zu Robo-Advisors.