16. Juli 2013
joergfranzen

Solange die US-Konjunktur nicht brummt,

Intensive Debatten über einen möglichen bevorstehenden Ausstieg der amerikanischen Notenbank (Fed) aus dem Anleihekaufprogramm (Quantitative Easing) erwecken den Eindruck, dass die Finanzmärkte vor einem Scheideweg stehen. Wie sollen sich Anleger in diesem Umfeld positionieren?

 
Jörg Franzen  

Aufgrund jüngster Aussagen und dem Herunterspielen der niedrigen Inflationsdaten durch Mitglieder der Notenbank, sowie einer soliden Wirtschaftsentwicklung in den USA wird befürchtet, dass dies das Ende der ultralockeren Geldpolitik einläuten kann. Jedoch wird von der Fed lediglich von einer Verlangsamung der Anleihekäufe gesprochen und nicht von einem abrupten Ende, schon gar nicht von einem Anheben des Leitzinses. Darüber hinaus haben unsere Untersuchungen gezeigt, dass zu Beginn einer strafferen Geldpolitik negative Aktienmarktreaktionen oft nur von kurzer Dauer waren. Verluste von maximal 10 bis 15 Prozent konnten bereits innerhalb der folgenden Monate wieder aufgeholt werden.

Ein Auslaufen des Programms hängt von einer erheblichen und nachhaltigen Wirtschaftserholung in den kommenden Monaten ab. Die Fed wird einen verfrühten Ausstieg unbedingt vermeiden, denn ansonsten wären die Opfer der Vergangenheit vergebens gewesen. Ben Bernanke hat dies bei seiner letzten Rede deutlich gemacht. Darüber hinaus hat die Fed ihren ursprünglichen Ausstiegsplan bereits modifiziert und erwägt, die erworbenen Anleihen nicht zu veräußern, sondern bis zur Endfälligkeit zu halten. Dies soll auf der einen Seite den Ausstieg mildern, auf der anderen Seite das Risiko vermeiden, Anleihen in einem Umfeld steigender Zinsen zu veräußern.

Unserer Meinung nach setzt die Fed in den kommenden Monaten ihre Geldpolitik unverändert fort, solange neu geschaffene Stellen den Arbeitsmarkt nicht hinreichend und nachhaltig verbessern. Die Arbeitslosenquote liegt aktuell immer noch bei 7,6 Prozent. Deshalb sind die Hinweise der Fed zum jetzigen Zeitpunkt lediglich als vorsichtiges Vortasten zu verstehen und sollen den Markt daran erinnern, dass die Anleihekäufe irgendwann beendet werden. Dieses Vorgehen kann durchaus klug sein. Wir gehen grundsätzlich weiterhin von einem positiven Umfeld für Aktien aus. Da der Markt traditionell auf Fed-Gerüchte hinsichtlich einer strafferen Geldpolitik immer sehr sensibel reagiert, kann jedoch die Volatilität zunehmen.

Mittelfristig – sollte sich die Wirtschaftserholung in den USA verfestigen – kann eine Verlangsamung der geldpolitischen Maßnahmen der Fed die Finanzmärkte beeinflussen. Allein die Gerüchte haben bereits zu einem Zinsanstieg insbesondere von 10-jährigen Staatsanleihen um etwa 60 Basispunkte geführt, da diese Laufzeiten durch die Fed-Politik am meisten beeinflusst wurden. Verzichtet die Fed auf den Verkauf ihrer Anleihen und hält diese bis zur Endfälligkeit, wird sich weiterer Druck jedoch in Grenzen halten. Bei Aktien gehen wir von moderaten Reaktionen aus. Es besteht zwar die Gefahr, dass die Kapitalmärkte die hohen Staatsverschuldungen nun vor dem Hintergrund einer weniger expansiven Geldpolitik neu bewerten.

Fazit: Eine vorzeitige Anhebung des Leitzinses steht zurzeit nicht zur Diskussion. Die Rhetorik der Fed deutet lediglich auf eine potenzielle Verlangsamung der Anleihekäufe hin. Wir raten deshalb, die Aktienquote im Blick zu behalten. Sollte die Aktienquote aufgrund der letzten Rekordstände überschritten sein, sind Gewinnmitnahmen ratsam. Andererseits bieten eventuell kommende Rücksetzer am Aktienmarkt wieder Spielraum für Rückkäufe bzw. neue Engagements.