Sentix-Konjunkturindex attestiert weiterhin Rezessionsgefahr
Der Sentix-Konjunkturindex fiel jüngst tendenziell negativ aus – insbesondere bei den Erwartungen. Die Umfrage gilt hierzulande als wichtiger Stimmungsbarometer.
Da die Investoren im Zeitraum vom 2. bis 4. März befragt wurden, gelten die daraus gewonnen Erkenntnisse und Stimmungen als topaktuell. Weil in der Regel mehr als 250 institutionelle Anleger an dieser Umfrage teilnehmen, kann man die Basis der erfassten Einschätzung als besonders fundiert einordnen.
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Nachdem sich der Gesamtindex (Eurozone) in den vergangenen vier Monaten stets aufgehellt hat, gab es im März erstmals wieder einen Rückschlag zu von minus 8,0 auf minus 11,1 Punkte zu vermelden. Zur Erinnerung: Im Oktober vergangenen Jahres fiel die Stimmung mit minus 38,3 Zählern deutlich trüber aus. Bei der Beurteilung der aktuellen Lage ist unter den Befragten zwar eine leichte Aufhellung von minus 10,0 auf minus 9,3 Zähler registriert worden, was immerhin dem höchsten Wert seit Juni 2022 entsprach. Einen kräftigen Dämpfer gab es allerdings bei den Erwartungen zu beobachten. Hier schlug nämlich ein markanter Einbruch von minus 6,0 auf minus 13,0 Zähler zu Buche.
Die Konjunktur-Uhr von Sentix
Richtig düster ist die konjunkturelle Stimmung derzeit vor allem in Europa, was in erster Linie auf Russlands Angriffskrieg gegen die Ukraine und den damit verbundenen Verwerfungen an den Energie- und Rohstoffmärkten sowie psychologische Momente zurückzuführen sein dürfte. Die von der Firma Sentix entwickelte „Konjunktur-Uhr“ zeigt aktuell für Osteuropa eine „Rezession“ an, während für die Eurozone, Deutschland, Österreich und die Schweiz lediglich ein „Abschwung“ ausgewiesen wird. Letzteres trifft auch auf Lateinamerika zu. In zwei Regionen herrscht hingegen „Stagnation“: USA und Japan. Bleibt noch die Region Asien (ohne Japan), der einzig und allein gegenwärtig ein „Aufschwung“ attestiert wird.
Europas größte Volkswirtschaft auf Talfahrt
In Deutschland entwickelte sich die Stimmung ähnlich negativ wie im Euroland. Einer von minus 8,8 auf minus 7,5 Punkte verbesserten Beurteilung der aktuellen Lage stand ein kräftiges Minus bei den Konjunkturerwartungen gegenüber. Hier ging es nämlich gegenüber dem Vormonat von minus 4,8 auf minus 8,6 Punkte bergab. Grundsätzlich kann man der deutschen Wirtschaft – angesichts der verheerenden Rahmenbedingungen – ein gewisses Maß an Krisenresistenz bescheinigen. Grund zur Freude besteht allerdings nicht – insbesondere, wenn man bedenkt, dass sich eintrübende Erwartungen normalerweise mit einer gewissen Zeitverzögerung negativ auf das hiesige Wirtschaftswachstum auswirken.
Bei Sentix wird daher die Gesamtsituation als „fragil“ bezeichnet. Außerdem sei es möglich, „dass die kommenden Wochen noch härter werden könnten.“ Der Wirtschaft in der Eurozone wird von Sentix derzeit bestenfalls eine Stagnationsphase bescheinigt. Wenig Zuversicht dürfte angesichts der Tatsache aufkommen, dass die übliche Frühjahrsbelebung einen „Kurzschluss“ erleiden könnte.
Vorsicht ist geboten
Anleger sollten daher sensibilisiert sein und die jüngsten Sentix-Daten dahingehend interpretieren, dass an den Finanzmärkten die Zeit für eine allgemeine Entwarnung noch nicht reif sein dürfte und sich die aktuell zu beobachtende nachlassende Risikoaversion – also der wachsende Investorenappetit auf relativ riskante Anlageklassen – als verfrüht erweisen könnte. In den kommenden Wochen sollte man deshalb vor allem zwei Konjunkturindikatoren auf dem „Radar“ haben – den ZEW-Konjunkturausblick sowie der Ifo-Geschäftsklimaindex. Diese in der Finanzwelt angesehenen Stimmungsindikatoren stehen am 21. März (ZEW) bzw. 27. März (Ifo) zur Bekanntgabe an.
Autor Jörg Bernhard
Jörg Bernhard ist freier Wirtschaftsjournalist und hat sich auf die Themenbereiche Rohstoffe, Edelmetalle, Börse, Hebelprodukte und Anlagezertifikate spezialisiert. Vor seiner Selbstständigkeit war er von 1994 bis 2002 bei einem Münchner Verlag aus dem Bereich Wirtschaftspresse als Redakteur, stellvertretender Redaktionsleiter und Redaktionsleiter angestellt.
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