26. April 2023
Indexpolicen: Das Lieblingskind der Lebensversicherer ist oft eine Nullnummer

Indexpolicen: Das Lieblingskind der Lebensversicherer ist oft eine Nullnummer

Auf den ersten Blick erscheinen Indexpolicen äußerst attraktiv. Doch der schein trügt. Meist können Anlegerinnen und Anleger darauf getrost verzichten.

Seit die Allianz im Jahr 2007 mit ihrem Vorsorgekonzept „Index Select“ das erste Produkt herausbrachte, mutierten Indexpolicen immer mehr zum Lieblingskind der deutschen Versicherer. Das überrascht nicht: Da in der Regel keine garantierte Verzinsung vorgesehen ist, helfen indexgebundene Policen dabei, die Zinslast über alle Bestände hinweg abschmelzen zu lassen.

Auch bei Vermittlern erfreuten sich die Produkte, die Sparern eine gewisse Sicherheit und zusätzliche Erträge über Indexbeteiligungen versprechen, lange großer Beliebtheit. Rund zwei Drittel aller Versicherungsmakler bieten Indexpolicen aktiv zum Kauf an.

Was ist von Indexpolicen zu halten? 

Zunächst klingt die Idee hinter Indexpolicen auch verlockend: Bei indexgebundenen Policen setzt der Versicherer erzielte Überschüsse je nach Kundenwunsch für eine Indexbeteiligung ein oder verzinst sie. Läuft es an der Börse rund, nimmt der Kunde zumindest zum Teil an Kursgewinnen teil – bricht der Markt ein, bleiben ihm dagegen Verluste erspart. So die Theorie. Doch die Kunden bezahlen für diese Sicherheit einen Preis, der häufig unterschätzt wird: Die Policen sind oft so konstruiert, dass ein einziger schlechter Börsenmonat die Rendite eines ganzen Jahres auffressen kann.

Um das zu verstehen, ist es wichtig, den grundlegenden Mechanismus hinter den Policen zu kennen: Der Kunde legt Jahr für Jahr fest, wie seine Überschüsse verwendet werden sollen. Entscheidet er sich für die Indexpartizipation, hat er an der Performance des entsprechenden Börsenbarometers teil, aber eben nicht eins zu eins. Entscheidend ist die Summe der monatlichen Performance. Bei Policen mit „Cap“ wird die monatliche Indexentwicklung nach oben gekappt. Üblich ist ein Wert bei rund zwei bis vier Prozent – anders ließen sich die dafür nötigen Derivate nicht finanzieren. Ein Verlustmonat dagegen wird voll angerechnet.

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Dieser Mechanismus ist in ruhigen Börsenjahren unproblematisch, dann entspricht die Summe der monatlichen Wertentwicklungen auch mit Cap in etwa der Jahresperformance. Doch an der Börse geht es bekanntlich eher selten ruhig zu. Das beste Beispiel war das Corona-Jahr 2020: Im Februar/März stürzten die Aktienindizes ab, dann setzte eine Erholung ein, die den Dax von minus 40 Prozent im Frühjahr auf immerhin noch plus 3,6 Prozent bis Jahresende hievte. Für Inhaber von Indexpolicen blieb 2020 jedoch eine Nullnummer.

Indexpolicen sind riskant

Passiert einem Kunden das nur einmal, ist das verschmerzbar. Doch leider gehören heftige Kursrücksetzer an der Börse zum Alltag. Ukraine-Krieg, Zinswende, Bankenkollaps – immer wieder findet der Markt Gründe für einen temporären Kurssturz. Das Risiko enttäuschter Erwartungen ist bei Indexpolicen hoch. Gegenüber den ersten Produktgenerationen mit einer hundertprozentigen Bruttobeitragsgarantie sind viele Anbieter bei neueren Tarifen zudem dazu übergegangen, nur noch eine prozentuale Garantie zu geben. Das Risiko trägt somit immer der Kunde.

Unser Rat

Die Versicherungsbranche zählt zu den erfindungsreichsten Produktanbietern. Gerade in Verbindung mit Vermögensaufbau wird immer wieder versucht, dem Verbraucher die eierlegende Wollmilchsau vorzugaukeln. Viele Konstruktionen sind jedoch kompliziert, völlig intransparent und schlicht zu teuer. Wer langfristig Vermögen aufbauen will, sollte lieber direkt investieren statt über den Umweg einer Versicherungspolice.

Über den Autor: Marc-Oliver Lux

Marc-Oliver Lux von Dr. Lux & Präuner GmbH & Co. KG in München