17. März 2023
Im Ausland sinkt die Attraktivität von US-Staatsanleihen

Im Ausland sinkt die Attraktivität von US-Staatsanleihen

Daten des US-Finanzministeriums legen den Schluss nahe, dass US-Staatsanleihen im Ausland trotz deutlich gestiegener Zinsen in den vergangenen Monaten erheblich an Attraktivität eingebüßt haben.

Zudem dürfte die im März aufgetretene US-Bankenkrise das Vertrauen in die Robustheit des US-Finanzsystems auf lange Sicht nicht gerade gefördert haben. Die größte Bankenpleite seit der globalen Finanzkrise (Silicon Valley Bank) und die daraufhin erfolgten Rettungsmaßnahmen der US-Notenbank Fed und der Einlagensicherung FDIC haben insbesondere bei zahlreichen regionalen Banken zum massiven Abzug von Kapital geführt. Normalerweise sind in den USA Einlagen bis zu einer Höhe von 250.000 Dollar abgesichert. Um einen Flächenbrand zu verhindern, sah sich die Fed genötigt, sämtliche Einlagen der Kunden zu garantieren.

Bestände an US-Staatsanleihen sinken

Dies dürfte auch im Ausland alles andere als Begeisterungsstürme ausgelöst haben, schließlich sinkt in vielen Ländern mit hohen Beständen an US-Staatsanleihen bereits seit Längerem deren Bereitschaft zur Finanzierung der US-Staatsschulden. Länder wie Russland haben in den vergangenen Jahren US-Bonds sogar so stark verkauft, dass sie in der Statistik des US-Finanzministeriums gar nicht mehr auftauchen. Besonders stark nachgelassen hat in den vergangenen zwölf Monaten aber vor allem das chinesische Interesse an Staatsanleihen aus den USA. Zwischen beiden Ländern gibt es derzeit erhebliche Spannungen, nicht nur in den wirtschaftlichen Beziehungen.

Tipp: Mit dem extraETF Finanzmanager kannst du deine Investments analysieren und dein Vermögen an einem Ort überwachen – einfach, schnell und sicher.

Zwar gilt China weiterhin als zweitgrößte Gläubigernation der Vereinigten Staaten, allerdings sank im Januar der Wert des von Chinesen gehaltenen US-Staatsanleihevermögens gegenüber der Vorjahresperiode von 1.033,8 Milliarden auf 859,4 Milliarden Dollar (-20,3 Prozent). Dies stellte den sechsten monatlichen Rückgang in Folge dar. Aber auch befreundete Nationen wie Japan oder Taiwan reduzierten in den vergangenen zwölf Monaten ihre Dollarabhängigkeit. Bei der größten Gläubigernation von US-Staatsschulden Japan gab es in diesem Berichtszeitraum zum Beispiel ein beträchtliches Minus von 1.299,9 Milliarden auf 1.104,4 Milliarden Dollar (-15,1 Prozent) zu vermelden. In Taiwan, welches seit Monaten durch China bedroht wird, stellte sich ein Rückgang von immerhin 247,1 Milliarden auf 234,6 Milliarden Dollar (-5,1 Prozent) ein.

Deutschland ist für die USA kein großer Geldgeber

Zu den wenigen Ländern, die gegenwärtig mehr US-Bonds als vor einem Jahr besitzen, gehören Großbritannien (+8,3 Prozent), Luxemburg (+1,7 Prozent), Cayman Islands (+4,8 Prozent) und Indien (+16,8 Prozent). Und auch Deutschland gehört zum Kreis dieser Gruppe, allerdings war seit Januar 2022 lediglich ein Zuwachs von 84,3 Milliarden auf 91,3 Milliarden Dollar (+8,3 Prozent) registriert worden.

Grundsätzlich sehen sich die USA bereits seit Längerem ein sinkendes Interesse des Auslands an ihren Staatsanleihen. Dieses Phänomen ist auch als Entdollarisierung (De-Dollarization) bekannt und zeigt die nachlassende Bedeutung des Dollars als Weltleitwährung auf. Auf lange Sicht wird in der Finanzwelt damit gerechnet, dass das globale Finanzsystem multipolar und somit andere Währungen wichtiger werden könnten. Der Wunsch, sich stärker von der Dollarabhängigkeit zu lösen, verfolgen vor allem autokratisch regierte Staaten wie Russland, China, Türkei, usw. Grundsätzlich macht dies durchaus Sinn, schließlich „predigen“ viele Vermögensverwalter bei der Geldanlage vor allem eines: Diversifikation.

Erkenntnisse aus der Bankenkrise

Grundsätzlich sollten Anleger sich stets darüber bewusst sein, dass angesichts der hohen Inflation, die meisten Staatsanleihen mit Blick auf die Kaufkraft als Verlustgeschäfte einzuordnen sind. Die jüngste Bankenkrise hat aber auch einen anderen Aspekt zu Tage gefördert: Wie ungedecktes Fiatgeld, basiert auch der Wert von Anleihen im Wesentlichen auf Vertrauen – also einer Eigenschaft, die sich (zumindest theoretisch) relativ schnell in Luft auflösen kann.