Deutsche Börse: Heimlicher Profiteur vom ETF-Boom
Wenn es um die Gewinner des ETF-Booms geht, fällt die Deutsche Börse aufgrund des Neobroker-Hypes nicht sofort ins Auge. Dabei profitiert der Börsenbetreiber in vielerlei Hinsicht vom anhaltenden Siegeszug der ETFs und könnte durch regulatorische Änderungen sogar noch stärker profitieren.
Das Handelsvolumen an der Deutschen Börse korreliert in der Regel mit der Volatilität am Aktienmarkt. Je höher die Volatilität, desto höher der Handelsumsatz. In Zeiten erhöhter Marktvolatilität, die häufig mit einem verstärkten Interesse an ETFs einhergeht, profitiert die Deutsche Börse von höheren Handelsvolumina und den damit verbundenen Erträgen. Diese zyklischen Umsätze könnten bei der Deutschen Börse in Zukunft noch weiter zunehmen.
Ein wichtiger Faktor ist dabei das von der EU geplante Verbot von Payment for Orderflow (PFOF) ab 2026. Bisher werden ETFs beispielsweise bei Trade Republic außerbörslich über Lang & Schwarz gehandelt. Dieses Gesetz wird die Attraktivität außerbörslicher Handelsplätze stark reduzieren und den Handel an regulierten Börsen wie der Deutschen Börse begünstigen. Der Marktanteil des Xetra-Handels am börslich gehandelten ETF-Volumen in Europa lag 2023 bereits bei über 30 Prozent. Mit dem PFOF-Verbot dürfte dieses Volumen weiter steigen.
Auf welche Arten die Deutsche Börse von ETFs profitiert
Darüber hinaus profitiert die Deutsche Börse auch auf andere Weise von der wachsenden Beliebtheit der ETFs. Die Erlöse sind zum Teil deutlich stabiler als die schwankenden Handelsumsätze.
Für das Listing an der Deutschen Börse müssen die Emittenten eine Gebühr entrichten. Die Zahl der gelisteten ETFs steigt kontinuierlich, was der Deutschen Börse zusätzliche Einnahmen beschert. Im Jahr 2023 standen den Anlegern auf Xetra 2.125 ETFs zur Verfügung, 123 mehr als im Vorjahr.
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Viele ETFs bilden auch Indizes ab, die von STOXX berechnet und verwaltet werden. Seit 2015 ist die Deutsche Börse alleiniger Gesellschafter von STOXX. Mit der steigenden Nachfrage nach ETFs steigt auch die Nachfrage nach diesen Indizes, was der Deutschen Börse zusätzliche Umsätze beschert. Der Indexbereich des Unternehmens profitiert somit direkt vom ETF-Boom, auch wenn die Deutsche Börse hier noch deutlich hinter den großen drei Anbietern MSCI, S&P und LSE (FTSE) zurückliegt.
Clearstream, ebenfalls eine hundertprozentige Tochter der Deutschen Börse, verwahrt und wickelt Transaktionen für eine Vielzahl von ETFs ab. Mit der wachsenden Beliebtheit von ETFs steigen auch das von Clearstream verwaltete Vermögen und das Transaktionsvolumen, was zu höheren Erträgen führt. So profitiert die Deutsche Börse schon heute indirekt vom Erfolg der Neobroker, die den ETF-Handel für Privatanleger attraktiv machen. Das Unternehmen verfügt in Deutschland über eine Quasi-Monopolstellung.
Schadet das PFOF-Verbot letztendlich der Deutschen Börse?
Die Deutsche Börse ist einer der heimlichen Profiteure des ETF-Booms. Mit steigenden Handelsumsätzen, einer wachsenden Zahl gelisteter ETFs, der Indexsparte STOXX und der Verwahrung und Abwicklung von ETF-Transaktionen durch Clearstream partizipiert das Unternehmen auf vielfältige Weise am Erfolg der passiven Anlageprodukte. Mit dem geplanten Verbot von Payment for Orderflow dürfte die Bedeutung der Deutschen Börse für den ETF-Handel weiter zunehmen.
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Viele Experten vermuten hinter dem PFOF-Verbot die Lobbyarbeit der großen europäischen Börsen. Wenn das stimmt, hat sich die Deutsche Börse wohl keinen Gefallen getan. Viele junge Menschen haben erst durch die niedrigen Gebühren und die attraktiven Apps der Neobroker in den letzten Jahren den Weg an die Börse gefunden. Laut einer Anlagestudie von Commerzbank und Ipsos nutzen nur 19 Prozent der Deutschen Wertpapiere als regelmäßige Sparform. Diese Quote zu steigern, wäre wohl der größte Hebel für ein nachhaltiges Wachstum der Deutschen Börse.