Deshalb solltest du die inverse Zinsstruktur kennen
Eine inverse Zinsstruktur gilt gemeinhin als sicheres Zeichen einer nahenden Rezession. Experten sehen eine Erholung trotz der genannten Strukturkurve.
„Deshalb ist es auch kein Wunder, dass die Ökonomen rund um den Globus extrem skeptisch gegenüber der Konjunkturentwicklung sind“, sagt Mathias Beil, Leiter Private Banking der Hamburger Sutor Bank. Doch scheinen die Märkte die Rezessionsgefahr nicht so groß zu sehen – und erste Indikatoren aus der realen Welt geben ihnen recht. Doch noch ist es zu früh für eine Entwarnung, denn in den vergangenen 50 Jahren kamen die Rezessionen innerhalb von zwei Jahren nach der Inversion der Zinsen.
Zinsstruktur-Kurve kann negativ gedeutet werden
Die Aussichten für den Kapitalmarkt auf Sicht der nächsten Monate werden entscheidend davon geprägt sein, wie stark die US-Wirtschaft in Mitleidenschaft gezogen wird. „Gelingt es, die Rezession zu vermeiden, kann die gesamte Weltkonjunktur aufatmen“, sagt Mathias Beil. „Historisch gesehen waren wohl noch nie so viele Ökonomen so skeptisch wie jetzt.“ Die deutlich inverse Zinsstruktur, also der Abstand zwischen der Rendite zehnjähriger US-Staatsanleihen und zweijähriger US-Anleihen wird als Argument angeführt. Seit den 50er Jahren wurde hiervon zuverlässig eine Rezession vorhergesagt.
Die übliche Zinsstrukturkurve zeigt niedrigere Zinsen für kürzer laufende Anleihen, je länger die Laufzeit, desto höher die Zinsen. „Eine Umkehrung dieser als normal betrachteten Struktur spricht historisch für eine Abschwächung der Wirtschaft“, sagt Beil. So würden die Zukunftsaussichten schlechter beurteilt als die Gegenwart und deshalb weniger Geld nachgefragt. Eine Rezession scheint dann unvermeidlich.
Eine solche Rezession würde auch die derzeit noch starken Märkte drücken und für deutliche Kursabschläge sorgen. „Doch wir sehen derzeit eher eine gegenläufige Entwicklung“, so Beil. „So nehmen in den USA die real verfügbaren Einkommen überraschend wieder zu.“ Erste Analysehäuser haben die Wachstumsprognose für die USA leicht angehoben, auf bis zu 1,5 Prozent in diesem Jahr. „Doch das hat noch nicht viel zu sagen“, so Beil. „Denn historisch betrachtet können zwischen dem Beginn der Phase inverser Zinsen und dem Eintritt der Rezession bis zu zwei Jahre vergehen.“ Die USA sind also noch nicht über den Berg – und Europa hat seine Rezession bereits gestartet.
Wachstum in den USA?
Auch wenn viele Experten von einer nur technischen Rezession sprechen: In Europa dagegen stehen die Zeichen noch immer eher auf Minus-Wachstum. Die inverse Zinskurve in den Bundesanleihen ist hier prägend für den Euroraum. „Anders als in den USA wurde auch die Wachstumsprognose nicht erhöht, sondern zuletzt von einzelnen Analysten für Deutschland sogar zurückgenommen“, sagt Beil. „So könnte es zu einem schnelleren Wachstum in den USA und einer Seitwärtsbewegung in Europa kommen.“
Autor Thomas Brummer
Thomas Brummer war bereits für das Anlegermagazin "Der Aktionär" und das Verbraucherportal biallo.de tätig. Zudem hospitierte er in der Wirtschaftsredaktion der Rheinischen Post in Düsseldorf. Seit 2018 ist er Mitglied der Redaktion und seit 2020 als stellvertretender Chefredakteur für das Anlegerportal extraETF.com und das Extra-Magazin verantwortlich.