Deshalb bin ich aktuell vorsichtig bei Tourismus-Investments
Die International Air Transport Association (IATA) hat in einer Pressemitteilung schockierende Zahlen veröffentlicht. Ein Investment in die Tourismus-Branche sollte derzeit gut überlegt sein.
In den Jahren 2020 bis 2022 verliert die Luftfahrtbranche fast 190 Milliarden US-Dollar. Für 2023 erwartet der Dachverband der Fluggesellschaften eine durchschnittliche EBIT-Marge von 0,4 Prozent. Selbst zu den besten Zeiten dieses Jahrtausends, vor Ausbruch der Corona-Pandemie, konnte die Branche im Durchschnitt nicht einmal eine zweistellige EBIT-Marge verzeichnen.
Branchenvertreter wie Ryanair, Deutsche Lufthansa oder Southwest müssen viel Geld für Investitionen ausgeben. Moderne, sparsame Flugzeuge sind für die immer strengeren Umweltauflagen der Politik, aber auch für die Wirtschaftlichkeit notwendig. Außerdem ist die Branche durch starke Gewerkschaften geprägt, die ihren Mitgliedern hohe Entgelte sichern.
Darüber hinaus ist die Branche, wie der Tourismus im Allgemeinen, starken Schwankungen unterworfen. Es gibt viele Faktoren, die den Reiseverkehr beeinflussen. Einige davon entziehen sich völlig der Kontrolle der Entscheidungsträger in den Unternehmen. So können beispielsweise politische Unruhen, schlechtes Wetter, Naturkatastrophen und viele andere Faktoren dazu führen, dass der Tourismus in einer bestimmten Region stark geschwächt wird. Derzeit trüben eine hohe Inflation und die Gefahr einer Rezession in vielen Ländern die Aussichten für das kommende Jahr.
Dieser ETF ist für mich nicht investierbar
Aus diesen Gründen halte ich den HANetf Airlines, Hotels, Cruise Lines UCITS ETF (WKN: A3CPGE) nicht für eine gute Anlage. Der ETF ist eine reine Wette auf die Erholung nach der Corona-Pandemie. Der ETF wettet ausschließlich auf den physischen Bestandteil einer Reise. 44,5 Prozent des ETFs sind in Fluggesellschaften, 42 Prozent in Hotels und 13 Prozent in Kreuzfahrtschiffe investiert.
Der ETF investiert also in Unternehmen, die von hohem Wettbewerb, erhöhtem Kapitalbedarf und niedrigen Margen geprägt sind. Viele der Unternehmen sind zudem durch hohe Schulden belastet. Bei der Kreuzfahrtgesellschaft Royal Caribbean Cruises liegt die Eigenkapitalquote beispielsweise bei zehn Prozent. Gleichzeitig muss das Management des Unternehmens weiterhin in neue Kreuzfahrtschiffe investieren. Bei gleichzeitig steigenden Zinsen und nur geringen Gewinnaussichten kann dies zu einer fatalen Spirale für das Unternehmen führen.
Viele Firmen im ETF haben mit ähnlichen Problemen zu kämpfen. Tatsächlich aber könnten sich für die Gewinner in jedem Sektor interessante Chancen ergeben. Ihr Angebot würde auf ein reduziertes Feld von Wettbewerbern treffen. Allerdings sind die Eintrittsbarrieren für neue Wettbewerber oft nicht sehr hoch. Die ETF-Anleger gleichen dabei aber nur die Verluste der Verlierer aus.
Dieser ETF ist wesentlich attraktiver
Viel spannender ist der Travel Tech ETF von etfmg, der in Deutschland leider noch nicht handelbar ist. Der ETF hat in diesem Jahr mit einer negativen Wertentwicklung von 28,6 Prozent deutlich schlechter abgeschnitten als das Konkurrenzprodukt von HANetf mit einer negativen Rendite von 12,1 Prozent. Langfristig hat der ETF jedoch in meinen Augen mehr Potenzial. Er investiert ausschließlich in die Technologieplattformen, die bereits heute die Reisebranche dominieren.
Unternehmen wie Amadeus IT oder Booking Holdings erzielten bereits vor der jüngsten Krise sensationelle Margen. Aufgrund des geringen Kapitalbedarfs der Geschäftsmodelle sind die Unternehmen auch recht unbeschadet durch die Krise gekommen. Gleichzeitig enthält der ETF noch viele Wachstumsunternehmen, die in diesem Jahr recht stark abgestraft wurden, aber dennoch vielversprechende Zukunftsaussichten aufweisen.
Autor Florian Hainzl
Florian Hainzl arbeitet als freier Mitarbeiter für extraETF. Er konzentriert sich dabei auf Unternehmen und Branchen, die von hoher Qualität geprägt sind. Er hat Betriebswirtschaftslehre studiert und arbeitet als BI-Entwickler. Seit 2018 teilt er sein Fachwissen auch mit den Lesern der deutschen Ausgabe von Motley Fool.