ROUNDUP/Berichte: Boeing darf wieder 737 Max und 'Dreamliner' nach China liefern
ARLINGTON/PEKING (dpa-AFX) - Lichtblick für den Flugzeugbauer Boeing (Profil): Der US-Konzern darf laut einem Medienbericht nach jahrelangem Stopp wieder Mittelstreckenjets der 737-Max-Reihe nach China liefern. Die chinesische Zivilluftfahrtbehörde CAAC habe die entsprechende Genehmigung erteilt, berichtete das Fachportal "The Air Current" in der Nacht zum Donnerstag und berief sich dabei auf zwei mit der Sache vertraute Personen. Laut der Nachrichtenagentur Bloomberg gab China zudem die Auslieferung des ersten Großraumjets vom Typ 787 "Dreamliner" seit mehr als zweieinhalb Jahren frei.
Am Finanzmarkt kamen die Neuigkeiten gut an: Die Boeing-Aktie legte im vorbörslichen US-Handel um rund zwei Prozent zu. Der US-Konzern bestätigte die Informationen von "Air Current" und Bloomberg am Donnerstag zunächst nicht. "Wir unterstützen unsere Kunden in China weiterhin und werden bereit sein, für unsere Kunden zu liefern, wenn es so weit ist", teilte ein Boeing-Sprecher lediglich mit.
Nach zwei tödlichen Abstürzen von 737-Max-Jets hatte China im März 2019 wie Staaten in aller Welt ein Startverbot verhängt. Nachdem Boeing an dem Modell technische Verbesserungen vorgenommen hatte, wurde diese Verbote zwar aufgehoben - zuletzt auch in China. Dennoch durfte der Hersteller weiterhin keine neuen Maschinen der Reihe mehr in das Land einführen.
Die CAAC habe die förmliche Genehmigung bei einem Besuch des Boeing-Managers Mike Fleming am 8. Dezember in Peking ausgestellt, berichtete "The Air Current" nun. Offiziell habe die Behörde bei diesem Anlass lediglich mitgeteilt, dass der Hersteller seine Entwicklung im chinesischen Markt vorantreiben könne. Zuletzt standen bei Boeing etwa 85 fertige Maschinen des Typs, die für China bestimmt sind.
Laut den Branchenexperten von Deutscher Bank und Jefferies hat die Fluggesellschaft China Southern Airlines (Profil) möglicherweise einen Probeflug mit einer der neuen Maschinen unternommen. Darauf deuteten öffentlich verfügbare Flugdaten hin. Bei solchen Flügen prüfen die Käufer, ob das Flugzeug ihre Ansprüche erfüllt.
Auch bei den Langstreckenjets vom 787 "Dreamliner" kann Boeing offenbar aufatmen. China habe die Lieferung des ersten Exemplars seit April 2021 freigegeben, berichtete Bloomberg am Donnerstag und berief sich dabei auf eine mit der Sache vertraute Person. Die Fluggesellschaft Juneyao solle mit ihrer neuesten 787 schon in den nächsten Stunden vom Boeing-Werk in Everett nach Shanghai starten. Beim "Dreamliner" hatte der Hersteller längere Zeit mit Produktionsmängeln zu kämpfen.
Das Desaster um die 737 Max hatte Boeing in eine schwere Krise gestürzt. Das Flugzeug ist die modernisierte und weniger spritdurstige Neuauflage der 737-Reihe, die aus den 1960er stammt. In den Jahren 2018 und 2019 stürzten zwei 737-Max-Jets ab, insgesamt 346 Menschen starben. Danach durften die Maschinen mehr als anderthalb Jahre lang weltweit nicht starten, bevor der Hersteller mit technischen Nachbesserungen nach und nach wieder die Freigabe erreichte.
Inzwischen ist Boeing auf dem Markt für Mittelstreckenjets weit hinter den weltgrößten Flugzeughersteller Airbus (Profil) aus Europa zurückgefallen. Während Boeing die Produktion der 737-Reihe bis zum Jahr 2025 oder 2026 auf monatlich 50 Maschinen hochfahren will, peilt Airbus für seine konkurrierende Modellfamilie A320neo aufgrund prallvoller Auftragsbücher für 2026 bereits 75 Maschinen pro Monat an.
Zuletzt Boeing hatte die Auslieferungen der 737-Reihe erneut drosseln müssen, weil der Zulieferer Spirit Aerosystems (Profil) an den hinteren Druckschotts vieler Maschinen fehlerhafte Bohrungen vorgenommen hatte. Wegen der aufwendigen Nachbesserungen hatte Boeing sein Auslieferungsziel für das laufende Jahr im Oktober auf 375 bis 400 Flugzeuge der Reihe gekappt./stw/mis/tih