7. November 2024

ROUNDUP: Daimler Truck kommt trotz Problemen in Europa besser weg als gedacht

LEINFELDEN/ECHTERDINGEN (dpa-AFX) - Der Nutzfahrzeughersteller Daimler Truck (Profil) hat im dritten Quartal weiter die Schwäche der europäischen Wirtschaft zu spüren bekommen. Dank des nach wie vor brummenden Markts in Nordamerika konnten die Schwaben den Rückgang des Ergebnisses aber im Zaum halten. Umsatz- und Ergebnisrückgang fielen nicht so deftig aus wie von Experten gedacht. Unter dem Strich kam die Schwäche in China teuer zu stehen. Die in den vergangenen Monaten stark gelaufene Aktie legte am Donnerstag leicht zu.

Das im Dax <DE0008469008> notierte Papier stieg um 0,9 Prozent auf 38,36 Euro. Seit einem Tief im September hatte der Kurs zuletzt über ein Viertel an Wert gewonnen. Für das bisherige Jahr steht ein Plus von gut 12 Prozent zu Buche. Analyst Nick Housden von der kanadischen Investmentbank RBC sprach von ordentlichen Resultaten, im Fahrzeuggeschäft habe das operative Ergebnis die Erwartungen übertroffen. Größter Schwachpunkt sei die Entwicklung der freien Finanzmittel. JPMorgan-Experte Jose Asumendi schrieb, nun liege der Fokus darauf, die Widerstandsfähigkeit insbesondere in Europa zu erhöhen.

Probleme macht dem Weltmarktführer bei Schwerlastern seit geraumer Zeit vor allem das Geschäft in Europa und vorwiegend in Deutschland. In Deutschland rutschte der Absatz im Quartal um rund die Hälfte ab. Die schlechte Wirtschaftslage sowie die mauen Aussichten lassen Speditionen mit Anschaffungen zögern.

Der Auftragseingang bei der Sparte Mercedes-Benz, die vor allem in Europa stark vertreten ist, sackte im Jahresvergleich um fast ein Viertel ab. Finanzchefin Eva Scherer sagte in einer Telefonkonferenz, das Unternehmen sehe hier auch bislang keine Erholung. Das operative Ergebnis von Mercedes-Benz ging im Quartal nahezu um die Hälfte zurück.

Konzernchefin Karin Radström kündigte ein neues Spar- und Ergebnisprogramm für Mercedes-Benz an. Sie steht der Sparte noch selbst vor, will deren Führung nach Übernahme der Konzernspitze aber abgeben, die Nachfolgesuche läuft. Details zu den Maßnahmen soll es im ersten Quartal 2025 geben. Der Konzern musste bei der Heimatmarke bereits des Öfteren den Rotstift ansetzen. In der aktuellen Konjunkturschwäche schneide sie schwächer ab als man sich das vorgestellt habe, sagte Radström.

Die Kurzarbeit im großen Werk in Wörth konnte das Unternehmen jüngst beenden, weil unter anderem neue Produkte anlaufen und eine längere Weihnachtspause anstehe, wie Radström sagte.

In Nordamerika konnte Daimler Truck etwas mehr Bestellungen ergattern als ein Jahr zuvor. Kunden orderten insbesondere viele sogenannte Berufskraftfahrzeuge - wie etwa Mülllaster und Betonmischer - und auch mittelschwere Trucks. Bei den schweren Highway-Trucks zeichnet sich hingegen ein Abschwung ab.

Das Nordamerikageschäft mit den Marken Freightliner, Western Star und Thomas Built Buses ist die Ertragsperle und die Region der größte Markt bei den Schwaben. Das operative Ergebnis legte dort leicht zu. Finanzchefin Scherer peilt auf Jahressicht in der Sparte das obere Ende der Margenprognose an. Angesichts der Wahl von Donald Trump zum nächsten US-Präsidenten sei es noch zu früh, über mögliche Zölle zwischen Mexiko und den USA zu sprechen, sagte Scherer. Mit der eigenen Produktion in Nordamerika sei Daimler Truck jedenfalls flexibel.

In Asien bleibt das Geschäft schwierig. In China hatte Daimler Truck bereits im zweiten Quartal die Anteile am dortigen Gemeinschaftsunternehmen BFDA (Beijing Foton Daimler Automotive) abgeschrieben. Im dritten Quartal musste der Konzern wie bereits bekannt 180 Millionen Euro an Sonderkosten für eine Forderungsabschreibung schultern. Auf dem chinesischen Markt stehen derzeit vor allem erdgasbetriebene Nutzfahrzeuge hoch im Kurs, weil günstiges Erdgas aus Russland nach China strömt, wie Ex-Konzernchef Martin Daum gesagt hatte.

Das um Sondereffekte bereinigte Ergebnis vor Zinsen und Steuern ging konzernweit um 12 Prozent auf 1,19 Milliarden Euro zurück, wie der Dax<DE0008469008>-Konzern in Leinfelden-Echterdingen mitteilte. Analysten hatten im Schnitt mit größeren Einbußen gerechnet. Der Umsatz fiel wegen des gesunkenen Absatzes um 5 Prozent auf 13,1 Milliarden Euro. Die bereinigte operative Marge im Industriegeschäft - also ohne die Finanzdienstleistungen gerechnet - betrug 9,3 Prozent und damit einen halben Prozentpunkt weniger als ein Jahr zuvor.

Unter dem Strich sackte der auf die Aktionäre entfallende Gewinn vor allem wegen der Abschreibung in China um ein gutes Drittel auf 610 Millionen Euro ab. Die Bestellungen neuer Fahrzeuge gingen im Quartal um 4 Prozent auf 94.709 Fahrzeuge zurück. Die Ende Juli gesenkte Jahresprognose bestätigte das Management./men/nas/stk