ROUNDUP: BASF verdient etwas weniger als erwartet - wird vorsichtiger für 2024
LUDWIGSHAFEN (dpa-AFX) - Der weltgrößte Chemiekonzern BASF (Profil) wird wegen der schwächelnden Wirtschaft etwas vorsichtiger für das laufende Jahr. Beim um Sondereffekte bereinigten Ergebnis vor Zinsen, Steuern, Abschreibungen und Sondereffekten (Ebitda) werde das untere Ende der Bandbreite von 8,0 bis 8,6 Milliarden Euro erwartet, wie der Dax-Konzern <DE0008469008> am Mittwoch in Ludwigshafen mitteilte. Analysten rechnen im Schnitt mit einem operativen Gewinn von 7,9 Milliarden Euro. Für das Schlussquartal gebe es Risiken wegen möglicher Preisrückgänge und einem geringeren Mengenwachstum. Chancen könnten sich hingegen aus einer positiven Nachfrage- und Margenentwicklung bieten. Die Aktie legte im frühen Handel um rund 0,4 Prozent zu und gehörte damit zu den wenigen Gewinnern im Leitindex Dax.
Im dritten Quartal verharrte der Umsatz mit 15,7 Milliarden Euro auf dem Vorjahresniveau. Analysten hatten mit etwas weniger Erlös gerechnet. Der um Sonderposten bereinigte operative Gewinn (Ebitda) legte auch dank des Sparkurses um fünf Prozent auf 1,6 Milliarden Euro zu. Das war etwas weniger, als Analysten erwartet hatten. Die positive Ergebnisdynamik in den Kerngeschäften habe sich im dritten Quartal angetrieben von höheren Mengen und Margen fortgesetzt, erläuterte Unternehmenschef Markus Kamieth. Dem hätten deutliche Ergebnisrückgänge bei den Geschäften, die spezifische Branchen bedienten sowie bei "Sonstige" gegenübergestanden. Zum sonstigen Geschäft zählt unter anderem der Rohstoffhandel.
Laut Analyst Chris Counihan vom Analysehaus Jefferies hat BASF beim operativen Ergebnis seine Erwartungen verfehlt. Die Bereiche Chemicals (mit Produktionsausfällen und Anlaufkosten in China) und Agrarchemikalien hätten enttäuscht, in der Sparte Nutrition und Care sei es hingegen besser gelaufen. Das Unternehmen habe auch auf eine weitere Nachfragedynamik im Kerngeschäft hingewiesen. Analyst Chetan Udeshi von der US-Bank JPMorgan zeigte sich überrascht, dass BASF die Jahresziele nicht gekippt hat.
Unter dem Strich entfiel in den drei Monate bis Ende September auf die Aktionäre ein Gewinn von 287 Millionen Euro - nach einem Verlust von 249 Millionen Euro ein Jahr zuvor. Dabei profitierte der Chemiekonzern von einem Sonderertrag in Höhe von 398 Millionen Euro im Zusammenhang mit dem Verkauf seiner Öl- und Gastochter Wintershall Dea an den britischen Energiekonzern Harbour Energy. Die Aktivitäten mit Russland-Bezug gehörten nicht zum Deal. Im Vorjahr war bei Wintershall Dea ein Verlust wegen Wertminderungen von Vermögenswerten angefallen.
BASF kämpft mit einem weitreichenden Umbau gegen hohe Energiekosten und die schwache Wirtschaftsentwicklung. Mit einer neuen Strategie will der neue Vorstandschef Kamieth den angeschlagenen Chemieriesen profitabler machen. Das Stammwerk Ludwigshafen steht erneut vor Einschnitten: Weitere Chemieanlagen könnten geschlossen werden, wie BASF zum Kapitalmarkttag Ende September mitteilte. Zugleich sollen Geschäftsteile verkauft werden und die Agrarsparte an die Börse gehen.
Die neue Strategie sieht einen stärkeren Fokus auf das Kerngeschäft vor. Zu diesem zählen künftig die Bereiche Chemicals mit Basischemikalien und Zwischenprodukten, Materials mit modernen Werkstoffen und Vorprodukten, Industrial Solutions mit Harzen, Additiven und Elektronikmaterialien sowie Nutrition & Care mit Produkten für die Lebens- und Futtermittelbranche sowie Inhaltsstoffen für Pharma-, Kosmetik- und Reinigungsprodukte. Aber nicht nur auf die weltweit rund 112.000 Beschäftigten kommen härtere Zeiten zu, sondern auch auf die Aktionäre - die Dividende bei BASF wird erstmals seit 2010 gekürzt.
Derweil kommt das Unternehmen mit seinen laufenden Sparprogrammen voran. "Wir sind auf gutem Weg, die angestrebten jährlichen Einsparungen von 2,1 Milliarden Euro bis Ende 2026 zu erreichen", sagte Finanzchef Dirk Elvermann. Die Anfang 2023 angekündigten Maßnahmen befinden sich mitten in der Umsetzung. Bis Ende dieses Jahres erwartet der Vorstand daraus Einsparungen von jährlich von mehr als 800 Millionen Euro. Ziel sind bei diesen Maßnahmen 1,1 Milliarden Euro. Auch bei dem im Februar angekündigten Programm mit Schwerpunkt auf dem Standort Ludwigshafen komme das Unternehmen wie geplant voran, sagte der Manager.
Konkret sollen am Sitz des Unternehmens bis Ende 2026 zusätzlich jährlich Kosten von einer Milliarde Euro gespart werden. Wie viele Stellen in Ludwigshafen wegfallen, ist unklar. Auch die Schließung weiterer Anlagen wird nicht ausgeschlossen. Im Fokus steht vor allem eine größere Profitabilität./mne/ngu/stk