ROUNDUP: Barclays will Kosten deutlich senken - Milliarden für die Aktionäre
LONDON (dpa-AFX) - Die britische Bank Barclays (Profil) will mit milliardenschweren Einsparungen ihren Gewinn nach oben treiben. Bis zum Jahr 2026 sollen die Kosten um zwei Milliarden britische Pfund (2,5 Mrd Euro) sinken, teilte das Geldhaus bei der Veröffentlichung seiner Jahresbilanz am Dienstag in London mit. Nach dem Plan von Barclays-Chef C.S. Venkatakrishnan sollen davon vor allem die Anteilseigner profitieren: So will die Bank in den Jahren 2024 bis 2026 insgesamt mindestens 10 Milliarden Pfund für Dividenden und Aktienrückkäufe ausgeben. An der Börse wurden die Neuigkeiten mit einem Kurssprung belohnt.
Die Barclays-Aktie legte am Morgen zeitweise um sieben Prozent zu. Am frühen Nachmittag lag sie noch mit knapp sechs Prozent im Plus bei 157,78 britischen Pence und war damit weiterhin Spitzenreiter im Londoner Leitindex FTSE 100 <GB0001383545>. Zuletzt hatte die Aktie jedoch kaum vom Börsenboom profitiert. Trotz des Kurssprungs wird sie nur rund zwei Prozent teurer gehandelt als zum Jahreswechsel. Auch im Vergleich mit den Kursen vor drei oder fünf Jahren hat sich unter dem Strich kaum etwas getan.
So konnte Barclays die deutlich gestiegenen Zinsen der jüngsten Zeit nicht in mehr Gewinn ummünzen. Der Zinsüberschuss wuchs im vergangenen Jahr zwar um ein Fünftel auf 12,7 Milliarden Pfund. Doch die Erträge der Investmentbank gingen zurück, und so wuchsen die gesamten Erträge der Bank lediglich um knapp zwei Prozent auf 25,4 Milliarden Pfund. Zudem legte das Management deutlich mehr Geld für mögliche Kreditausfälle zur Seite.
Dadurch verdiente die Bank schon ohne die Kosten des neuen Sparprogramms weniger als im Vorjahr. Dessen Einmalkosten von fast einer Milliarde Pfund eingerechnet, rutschte Barclays im vierten Quartal sogar in die roten Zahlen. Im Gesamtjahr verdiente das Institut trotz sprudelnder Zinseinnahmen unter dem Strich mit rund 4,3 Milliarden Pfund 15 Prozent weniger als ein Jahr zuvor.
Mit den geplanten Kostensenkungen will Bankchef Venkatakrishnan die Rendite auf das materielle Eigenkapital bis 2026 auf mehr als 12 Prozent steigern. Im Jahr 2023 lag sie bei lediglich 9 Prozent und damit unter den 10,4 Prozent aus dem Vorjahr. Dazu sollen die gesamten Erträge der Bank bis 2026 auf 30 Milliarden Pfund wachsen.
Im Zuge des Sparprogramms gliedert das Management das Institut in fünf neue Sparten. Der neue Plan ziele darauf ab, die operative und finanzielle Leistung von Barclays weiter zu verbessern sowie höhere Renditen zu erzielen, sagte Venkatakrishnan.
Vom Gewinn des vergangenen Jahres will Barclays insgesamt drei Milliarden Pfund für Dividenden und Aktienrückkäufe ausgeben. Darin enthalten sind die bereits ausgezahlte Zwischendividende von 2,7 Pence sowie eine Schlussdividende von 5,3 Pence je Aktie. Auf das im Sommer 2023 angekündigte Aktienrückkaufprogramm über 750 Millionen soll nun ein weiteres im Umfang von einer Milliarde Pfund folgen.
Branchenexperte Raul Sinha von der US-Bank JPMorgan wertete die Barclays-Geschäftszahlen als durchwachsen. Die Ziele zur Steigerung der Erträge sowie zu Dividenden und Aktienrückkäufen seien jedoch ambitioniert. Sein Kollege Joseph Dickerson vom Analysehaus Jefferies sah die Sache positiv: Die Bankspitze habe den Anlegern mit dem Renditeziel und den angekündigten Aktienrückkäufen gegeben, was sie wollten.
Unterdessen will Barclays das Verbraucherkredit-Geschäft der britischen Supermarktkette Tesco (Profil) übernehmen. Dazu zählen Kreditkarten, Ratenkredite und Guthabenkonten für Privatkunden, wie beide Konzerne vor wenigen Tagen mitgeteilt hatten. Von ihrem Kreditkartengeschäft in Deutschland will sich Barclays hingegen trennen./stw/niw/stk