ROUNDUP: Adyen überrascht mit guter Geschäftsentwicklung - Kursfeuerwerk
AMSTERDAM (dpa-AFX) - Neue Marktanteile haben dem niederländischen Zahlungsdienstleister Adyen (Profil) im zweiten Halbjahr einen deutlichen Sprung bei Umsatz und operativem Gewinn beschert. Nach der überraschend positiven Entwicklung im vergangenen Jahr zeigte sich die Geschäftsführung rund um Co-Konzernchef Pieter an der Does zuversichtlich, auch mittelfristig abliefern zu können. Konkretes für 2024 gab es allerdings nicht. Die Nachrichten reichten Anlegern dennoch aus, um zuvor aufgekommene Zweifel am Geschäftsmodell von Adyen fürs Erste aus dem Weg zu räumen. An der Börse machte die Aktie kurz nach Handelsbeginn am Donnerstagvormittag einen Sprung nach oben um fast 17 Prozent auf 1385 Euro.
Mit den Gewinnen hat die Aktie die Kurslücke nun beinahe gefüllt, die durch den Einbruch im Spätsommer des vergangenen Jahres aufgerissen wurde. Vor der Talfahrt im August und September hatte das Adyen-Papier um 1500 Euro notiert, bevor der Kurs auf etwas über 600 Euro absackte.
Durch den Ausbau bestehender Kundenbeziehungen sei der Nettoumsatz in der zweiten Jahreshälfte im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um fast ein Viertel auf 887 Millionen Euro gestiegen, teilte das Unternehmen am Donnerstag in Amsterdam mit. Noch im ersten Halbjahr hatte Adyen Probleme mit den Folgen hoher Inflation und Preiskämpfen in Nordamerika. Investoren hatten daraufhin angezweifelt, dass der Konkurrent von Paypal (Profil) und Stripe <NET0000STR77> seinen Umsatz generell noch steigern kann. Adyen kümmert sich nach eigenen Angaben um die Zahlungsabwicklung für Unternehmen wie Online-Händler Zalando (Profil), der Luxuskosmetikmarke Rituals, dem Billigflieger Easyjet (Profil) und dem Essenslieferdienst Delivery Hero (Profil).
Das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) legte im Vergleich um 14 Prozent auf 423 Millionen Euro zu. Bei beiden Kennziffern schnitt Adyen deutlich besser ab als von Branchenkennern vermutet. Unter dem Strich stieg der Gewinn von zuvor 282 Millionen Euro auf nun 416 Millionen Euro.
Jefferies-Analyst Hannes Leitner führte die guten Resultate vor allem auf einen überraschend steilen Anstieg des Gesamttransaktionsvolumen (Total Processed Volume, TPV) zum Jahresendspurt zurück.
Noch im ersten Halbjahr war der operative Gewinn eingebrochen, weil die Geschäftsführung rund um Co-Konzernchef Pieter an der Does viele neue Positionen im Unternehmen besetzen wollte und die Kosten für Neueinstellungen die Bilanz drückten. "Das Unternehmen hat seine Personalpolitik unter Kontrolle gebracht", kommentierte JPMorgan-Branchenkenner Sandeep Deshpande.
Aktionäre hatten in der Vergangenheit die vielen Neubesetzungen kritisch gesehen. "Der Aufbau unseres Teams innerhalb der vergangenen zwei Jahre war eine antizyklische Entscheidung im Vergleich zum Großteil der Branche", verteidigte der Vorstand seine Strategie in einem Brief an die Aktionäre. Auch im zweiten Halbjahr stellte Adyen Hunderte neue Mitarbeiter ein, und eine Kehrtwende ist nicht in Sicht. 2024 will Adyen in Schlüsselmärkten seine Vertriebsmannschaft ausbauen und neue Büros errichten.
Detaillierte Ziele für das laufende Jahr gab es vom Vorstand indes nicht. Bis 2026 will Adyen jährlich den Nettoerlös im niedrigen bis hohen Zwanziger-Prozentbereich steigern. Mehr als die Hälfte des Umsatzes soll dann als operativer Gewinn (Ebitda-Marge) in den Kassen bleiben./ngu/tav/stk