30. Oktober 2024

ROUNDUP 2: VW-Konzern wegen Branchenschwäche und Umbau mit Gewinneinbruch

(neu: Kurs, weitere Analysten, Aussagen Finanzchef.)

WOLFSBURG (dpa-AFX) - Der kriselnde Volkswagen (Profil)-Konzern hat im dritten Quartal wie erwartet einen massiven Gewinneinbruch erlitten. Ein schwaches Branchenumfeld mit weniger Fahrzeugverkäufen sowie der angestoßene Kapazitäts- und Stellenabbau im Konzern sorgten für eine Milliardenbelastung. Auch schlugen höhere Fix- und erhebliche Umbaukosten unter anderem für das vor dem Aus stehende Brüsseler Werk der Tochter Audi zu Buche. Der Konzerngewinn nach Steuern sackte um 64 Prozent auf 1,58 Milliarden Euro ab, wie das Unternehmen am Mittwoch mitteilte. Die VW (Profil)-Vorzugsaktie gewann allerdings und lag an der Dax <DE0008469008>-Spitze.

Am Mittag lag das Papier 0,8 Prozent im Plus bei 89,60 Euro. Zwischenzeitlich war der Kurs allerdings auf ein Tief seit dem Corona-Crash im Frühjahr 2020 gefallen. In diesem Jahr steht zudem immer noch ein Kursminus von rund einem Fünftel zu Buche.

Die Resultate bestätigten klar die Notwendigkeit des Konzernumbaus, konstatierte Analyst Philippe Houchois von der US-Investmentbank Jefferies. Branchenexperte Ferdinand Dudenhöffer äußerte sich ähnlich: Zur geplanten VW-Restrukturierung in Deutschland gebe es angesichts der Zahlen keine Alternative.

Analysten fanden aber auch positive Aspekte. JPMorgan-Experte Jose Asumendi verwies auf einen ermutigenden Auftragseingang der Wolfsburger, vor allem im dritten Quartal. Für Stifel-Fachmann Daniel Schwarz fiel auch das operative Ergebnis angesichts der Ende September verkündeten jüngsten Gewinnwarnung besser aus als befürchtet.

Das operative Ergebnis rutschte im dritten Quartal im Vergleich zum Vorjahr um 42 Prozent auf 2,86 Milliarden Euro ab. Der Umsatz fiel dagegen nur um ein halbes Prozent auf 78,5 Milliarden Euro. VW hatte weltweit in den drei Monaten von Juli bis September rund 2,18 Millionen Fahrzeuge an Kunden ausgeliefert, das waren gut 7 Prozent weniger als ein Jahr zuvor. Die im September gesenkte Jahresprognose hielt das Management um Vorstandschef Oliver Blume aufrecht.

"Unsere Neunmonatsergebnisse spiegeln ein herausforderndes Marktumfeld wider und unterstreichen, wie wichtig die Umsetzung unserer konzernweit eingeleiteten Performanceprogramme ist", sagte Finanzchef Arno Antlitz. Anleger müssten für das laufende Jahr angesichts des Gewinnrückgangs mit einer schmaleren Dividende rechnen als zuletzt, sagte er in einer Telefonkonferenz.

VW hat an vielen Stellen zu kämpfen, unter anderem ist die Nachfrage nach Elektroautos infolge gekürzter Förderungen eingebrochen. In China ist der Wettbewerb insbesondere bei Elektroautos sehr hart. Vor allem die Massenmarken des Konzerns machen dem Management wegen hoher Kosten Sorgen. Vorstandschef Blume begründet damit auch den rigorosen Sparkurs, den das Management eingeschlagen hat. Milliarden sollen eingespart werden, um vor allem die renditeschwache Kernmarke VW Pkw wieder auf Trab zu bringen.

Laut dem Betriebsrat will der Vorstand mindestens drei deutsche VW-Werke schließen und den Rest schrumpfen, Zehntausenden Beschäftigten soll gekündigt werden. Auch empfindliche Gehaltseinbußen stehen im Raum. Die Arbeitnehmer haben erbitterten Widerstand angekündigt und fordern umfassendere Rezepte, als nur die Arbeits- und Fabrikkosten in den Blick zu nehmen. An diesem Mittwoch findet die nächste Gesprächsrunde zwischen Unternehmen und der Gewerkschaft IG Metall zum VW-Haustarif in Deutschland statt.

Wie das "Handelsblatt" unter Verweis auf Informationen aus Konzernkreisen berichtete, will der Vorstand den Großteil der Einsparungen über Lohnverzicht erzielen. Allein die vorgeschlagene Kürzung der Gehälter bei der Kernmarke VW um pauschal zehn Prozent würde demnach jährlich knapp 800 Millionen Euro einbringen. Über eine Streichung verschiedener Bonuszahlungen und Zuschläge sowie Nullrunden würde sich der Betrag damit auf insgesamt etwa 2 Milliarden Euro pro Jahr summieren.

Finanzchef Antlitz wollte zu den Sparplänen im Detail keine Stellung nehmen. Mit der Arbeitnehmerseite in den Tarifgesprächen habe man Vertraulichkeit vereinbart. Darüber, wie lange die Gespräche dauern, wollte er nicht spekulieren. Man müsse sich die Zeit nehmen, um ein gutes Ergebnis zu erzielen. "Von Volkswagen werden immer wieder Fahrzeuge im Einstiegssegment gefordert, insbesondere Elektrofahrzeuge", sagte der Manager. "Bezahlbare, wettbewerbsfähige Preise kann man aber nur anbieten, wenn man eine wettbewerbsfähige Kostenbasis hat."

Die Pkw-Geschäfte von Volkswagen stehen vor erheblichen Problemen. Die Kernmarke VW Pkw machte zwar im dritten Quartal mehr Umsatz als ein Jahr zuvor, der operative Gewinn fiel jedoch deutlich. Die entsprechende Umsatzrendite rutschte im Jahresvergleich von 2,4 auf 1,8 Prozent. "Dies zeigt den dringenden Bedarf von erheblichen Kostensenkungen und Effizienzsteigerungen", sagte Antlitz. VW-Markenchef Thomas Schäfer will mit Einschnitten bei den Kosten die Marge bis 2026 auf 6,5 Prozent heben.

Andere Konzernteile schwächeln ebenfalls. Die leichten VW Nutzfahrzeuge (VWN) rutschten im Quartal in die roten Zahlen. Seat blieb nur knapp im Gewinnbereich. Bei Audi sorgte die Rückstellung für das vor dem Aus stehende Werk in Brüssel in Höhe von 1,2 Milliarden Euro für ein Abrutschen der Profitabilität. Wie bereits bekannt, wurde die Renditeperle Porsche (Profil) im Quartal von China-Schwäche und Modellwechseln gebremst. Im gesamten Pkw-Bereich fuhr Volkswagen nur noch eine Umsatzrendite von 1,7 Prozent ein - ein Jahr zuvor lag sie noch bei 6,0 Prozent. Lichtblick war hingegen die Tochter Skoda.

Im Chinageschäft, dem einstigen Wachstumsmotor und Gewinngarant, blieben bei den dortigen Gemeinschaftsunternehmen für den VW-Konzern anteilig nur noch 378 Millionen Euro im dritten Quartal als Ergebnis hängen. Das war nur noch rund halb so viel, wie ein Jahr zuvor. In besseren Zeiten hatte VW in der Volksrepublik im Quartal regelmäßig Milliardenbeträge verdient. Für das gesamte Jahr geht VW nun noch von 1,6 Milliarden Euro Ergebnisbeitrag der chinesischen Joint Ventures aus, bisher waren 1,5 bis 2 Milliarden Euro für möglich gehalten worden./men/nas/jha/