AKTIE IM FOKUS: Zahlen beflügeln Apple - Nachholbedarf zur Tech-Konkurrenz
NEW YORK (dpa-AFX) - Apple (Profil) hat die Anleger mit seinen Zahlen, dem Jahresausblick und einem rekordhohen Aktienrückkaufprogramm überzeugt. Dem amerikanischen Technologieriesen winken daher vor dem Wochenende deutliche Kursgewinne. Bei Analysten stießen die Nachrichten indes nicht auf ungeteilte Begeisterung.
Die reguläre US-Handelszeit am Donnerstag hatten die Aktien mit einem Plus von mehr als zwei Prozent beendet und damit schon Vorschuss-Lorbeeren erhalten. Der nachbörslich veröffentlichte Quartalsbericht lässt weitere Kursgewinne erwarten: Am Freitag ging es vor dem Handelsbeginn um 6,2 Prozent auf 183,81 US-Dollar hoch. Damit würden die Titel so viel kosten wie zuletzt Ende Februar.
Im bisherigen Jahresverlauf gab es für die erfolgsverwöhnten Aktionäre allerdings wenig Grund zur Freude: Mit einem Minus von gut 10 Prozent zählt Apple im New Yorker Leitindex Dow Jones Industrial <US2605661048> zu den größten Verlierern. Auch im technologielastigen Nasdaq 100 <US6311011026> rangieren sie recht weit hinten.
Einen Grund dafür sehen Experten neben Sorgen in puncto des China-Geschäfts darin, dass Apple im Bereich Künstliche Intelligenz (KI) - dem Modethema und Kurstreiber schlechthin in den vergangenen Monaten - anderen Technologieunternehmen hinterherhinkt. Das zeigt sich etwa darin, dass das wertvollste US-Börsenunternehmen Microsoft Apple bei der Marktkapitalisierung inzwischen ein gutes Stück hinter sich lässt: Auf Basis der gestrigen Schlusskurse ist der Softwaregigant knapp 3 Billionen US-Dollar wert - und damit 300 Milliarden Dollar mehr als der ehemalige Krösus Apple. Für 2024 stehen bei Microsoft bisher Kursgewinne von knapp 6 Prozent zu Buche.
Zudem hat Nvidia mit einem Börsenwert von 2,2 Billionen Dollar inzwischen Google-Mutter Alphabet überholt und auch auf die beiden Platzhirsche ordentlich Boden gutgemacht. Der früher für seine Grafikkarten bekannte Halbleiterhersteller gilt als einer der Pioniere, wenn nicht das Vorzeigeunternehmen schlechthin im Bereich KI. Seit Jahresbeginn hat die Nvidia-Aktie rund 73 Prozent zugelegt.
Apple berichtete für das zweite Geschäftsquartal wegen schlechterer iPhone-Verkäufe einen Umsatzrückgang, stellte für das laufende Quartal aber einen Anstieg im niedrigen einstelligen Prozentbereich in Aussicht. Auffällig ist dabei, dass Apple im Geschäft mit Dienstleistungen und iPad-Tablets jeweils zweistellig wachsen will, aber keine Ziele für das mit Abstand wichtigste Unternehmensprodukt iPhone nannte. Zudem kündigte Apple Aktienrückkäufe im Volumen von bis zu 110 Milliarden Dollar an - das bisher größte Programm dieser Art in der Geschichte des Unternehmens.
Apple habe im vergangenen Quartal nicht so schlecht wie befürchtet abgeschnitten und für das laufende Quartal ein überraschend hohes Umsatzwachstum in Aussicht gestellt, lobte JPMorgan-Analyst Samik Chatterjee. Das sei eine gute Basis für die Geschäftsentwicklung im laufenden Jahr, zumal sich der Fokus nun auf die in den kommenden Jahren anstehenden Unternehmensneuerungen im Bereich KI richte. Die Stärke im Service- und iPhone-Geschäft zerstreue die Bedenken etwa hinsichtlich des zunehmenden Wettbewerbs durch Huawei in China, ergänzte Experte Michael Ng von der US-Investmentbank Goldman Sachs.
Vorsichtiger fällt indes das Fazit der Schweizer Großbank UBS aus. Nach zuletzt schwachen Branchendaten insbesondere aus China und angesichts der negativen Anlegerstimmung könnten zwar die moderat übertroffenen Erwartungen mit dem iPhone und Dienstleistungen sowie der erwartungsgemäße Ausblick zunächst stützen, meint Analyst David Vogt. Allerdings rechne er nach einer kurzen Erleichterung mit einer Seitwärtsbewegung der Aktie. Denn für das kommende iPhone 16 zeichne sich ein ähnlich verhaltener Absatztrend ab wie für das Vorgängermodell. Die Konsensschätzung für den Gewinn je Aktie 2025 erscheine vor diesem Hintergrund zu optimistisch und die Aktie hoch bewertet.
Mit der Service-Sparte habe es Licht gegeben, mit vielen anderen Produkte aber auch Schatten, meint Analyst Ingo Wermann von der DZ Bank. Insofern sprach er von einem durchwachsenen Bild, auch wenn die Zahlen an sich leicht über den Markterwartungen gelegen hätten. Mit Spannung erwartet werde eine Entwicklerkonferenz am 10. Juni, vor allem im Hinblick auf die Apple-Strategie im Bereich KI./gl/lew/mis