21. Oktober 2020

Vorsicht, Rentenlücke! So viel Geld sollten Sie JETZT zurücklegen 

Wer im Alter gut leben will, muss seine Rentenlücke schließen! Wir sagen Ihnen, wie viel Geld Sie brauchen – und wie viel Sie dafür zurücklegen müssen. 

Egal, wie alt Sie sind – das Thema Rentenlücke geht alle an. Denn schon jetzt ist absehbar, dass nahezu alle in Deutschland etwas tun müssen, um ihren Lebensstandard im Alter abzusichern. Insbesondere wenn Sie schon die Altersgrenze von 40 oder 50 Jahren erreicht haben, wird es Zeit,  endlich das Thema Vorsorge in Angriff zu nehmen.

Das gilt für Frauen und Männer übrigens gleichermaßen: Je nach Alter und Geschlecht gilt es nämlich einen stattlichen sechsstelligen Betrag bis zu Ihrem Rentenalter anzusparen, damit Sie die Rentenlücke halbwegs ausgleichen können. Eine aktuelle Berechnung des digitalen Vermögensverwalters growney zeigt, dass ein Vermögen von mehr als 228.000 Euro nötig sein könnte. 

Doch der Reihe nach: Wodurch entsteht eigentlich die Rentenlücke? Und warum betrifft das Männer und Frauen sowie verschiedene Altersgruppen ganz unterschiedlich? 

So entsteht die Rentenlücke

Das System der staatlichen Altersvorsorge unterliegt aktuell einem gravierenden Wandel: Die Rente, die einst mal als sicher galt, wird künftig als alleinige Altersvorsorge nicht mehr ausreichen. Das ist eine bewusste Entscheidung der Politik, um die demografische Entwicklung auszugleichen. Es ist nämlich klar, dass immer weniger Beitragszahler immer mehr Renten finanzieren müssen.

Das hätte einen rasanten Anstieg der Beiträge zur staatlichen Rentenversicherung zur Folge. Aktuell liegt der Prozentsatz bei 18,6 Prozent. Für einen Durchschnittverdiener mit 4.000 monatlichem Bruttogehalt sind also 744 Euro in die Rentenversicherung einzuzahlen, je zur Hälfte durch Arbeitnehmer und Arbeitgeber. Zum Vergleich: 1950 betrug der Beitrag zur Rentenversicherung nur 10 Prozent, 1968 waren es 15 Prozent. 

Die Deutsche Rentenversicherung rechnet bereits mit einem weiteren Anstieg bis zu 22 Prozent (2030), obwohl zeitgleich die Leistungen schrittweise eingeschränkt werden:  

Das Rentenniveau wird verringert: Konnte man 1978 noch damit rechnen, dass man als Durchschnittsverdiener 59,5 Prozent des Nettogehalts an Rente bekommt, sind es aktuell nur noch 48 Prozent. Dieser Prozentsatz ist bis 2025 als sogenannte “Haltelinie” festgeschrieben, die nicht unterschritten werden soll. Nach 2025 ist allerdings ein weiteres Absenken nicht nur möglich, sondern auch sehr wahrscheinlich. Das Rentenniveau kann dann auf 40 oder gar 38 Prozent absinken.

Die Rente wird immer stärker versteuert: Seit 2005 steigt der Anteil der Versteuerung Jahr für Jahr an. Damals wurden nur 50 Prozent der Rentenhöhe für die Berechnung der Einkommensteuer berücksichtigt. Aktuell sind es schon 80 Prozent – und der Prozentsatz steigt jedes Jahr um einen weiteren Prozentpunkt. 2040 sind so 100 Prozent der Rente bei der Einkommenssteuer zu berücksichtigen. Diese Regelung hat bereits zur Folge, dass immer mehr Rentner eine Steuererklärung machen müssen – und dass die effektive Rente (also netto, nach Steuern) sinkt. 

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Rente für Frauen vs. Rente für Männer

Hinzu kommt insbesondere für Frauen ein zusätzlicher Effekt: Das sogenannte Gender-Gap bei der Rentenzahlung. Nach einer gemeinsamen Studie der Universitäten Mannheim und Tilburg ist diese Geschlechterdifferenz in Deutschland besonders hoch: Sie liegt bei über 40 Prozent. Das heißt: Ein Mann mit Durchschnittseinkommen darf mit über 40 Prozent mehr Rente rechnen als eine Frau im vergleichbaren Alter. Grund dafür sind die oft unterschiedlichen Lebensläufe – und Unterschiede bei der Bezahlung. 

Konkret in Zahlen bezifferten die Wissenschaftler der beiden Universitäten das so: Einem Mann in Deutschland stehen im Schnitt mehr als 1.400 Euro Rente zu, bei einer Frau sind es 1.008 Euro. Immerhin: Die Studie geht davon aus, dass dieser Unterschied in den kommenden Jahrzehnten schwächer wird – für heute 30-jährige Frauen setzen sie den Unterschied sogar  mit 0 Prozent an.  

Ein weiterer Aspekt ist für das Schließen der Rentenlücke entscheidend: das frühere Rentenalter bei Frauen (65 Jahre statt 67 Jahre bei Männern). Das führt dazu, dass Frauen einen geringeren Rentenanspruch erreichen, weil Zeiten mit geringerem Verdienst – etwa durch die Ausbildung – statistisch stärkere Auswirkung haben. Zugleich bleibt Ihnen weniger Zeit, um noch etwas zurückzulegen: Eine 50jährige Frau kann heute noch 15 Jahre für eine Zusatzrente sparen, ein Mann im selben Alter noch 17 Jahre. Durch den Zinseszins-Effekt macht das einen durchaus deutlichen Unterschied.   

Durch das frühere Rentenalter haben Frauen aber nicht nur eine kürzere Ansparphase, die Rentenlücke muss auch über einen längeren Zeitraum ausgeglichen werden. Soll etwa sichergestellt sein, dass die Rentenlücke bis zum Alter von 85 Jahren ausgeglichen wird, so müssen Frauen für 20 Jahre vorsorgen, Männer nur für 18 Jahre. 

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Konkrete Berechnung Ihrer Rentenlücke 

Will man nun die Rentenlücke für die Zukunft konkret berechnen, muss man verschiedenste Aspekte berücksichtigen: 

Zum einen ist die jährliche Inflationsrate einzubeziehen, also die allgemeine Teuerung von Produkten und Dienstleistungen. Denn wer als 30jähriger Durchschnittsverdiener heute um die 1.900 Euro netto verdient, dem dürfte im Rentenalter (also 2055 bzw. 2057) eine Rente in derselben Höhe nicht ausreichen. Berücksichtigt man nämlich die jährliche Teuerung durch die Inflation, dann gibt es in dem Zeitraum einen gewaltigen Kaufkraftverlust. So dürfte man 2055 für 1.900 Euro nur noch so viele Güter und Dienstleistungen bekommen wie heute für knapp 1.200 Euro. 
 
Der digitale Vermögensberater growney hat deshalb in seiner Untersuchung eine jährliche Inflation von 1,33 % p.a. einberechnet. Dies entspricht exakt der Durchschnittsinflation der vergangenen zehn Jahre (2010 bis 2019). 

Zugleich dürfte sich aber auch die Höhe des Durchschnittsgehalts mindestens um die Inflationsrate erhöhen – und ist entsprechend für die Berechnung der Rentenhöhe zu berücksichtigen. Das Durchschnittsgehalt derjenigen, die 2057 in Rente gehen, dürfte also um einiges höher sein als das derjenigen, die 2037 in Rente gehen.  
 
Die Untersuchung von growney ist rechnerisch so ausgelegt, dass sich Gehälter jährlich jeweils um die Inflationsrate erhöhen. Zwar dürften sich die Bruttogehälter in der Praxis etwas stärker entwickeln – allerdings wird dieser Umstand durch die in Deutschland übliche progressive Besteuerung zum größtenteils wieder amortisiert. Denn mit wachsendem Einkommen erhöht sich auch der durchschnittliche Steuersatz, mit dem das Einkommen versteuert werden muss. 

Des Weiteren ist die zukünftig stärkere Versteuerung der Rente und das sinkende Rentenniveau zu berücksichtigen. Ab 2040 wird die Rente komplett besteuert. Das macht einen Unterschied für all jene, die heute 30 oder 40 Jahre alt sind: Sie werden mehr Steuern zahlen als jemand, der heute 50 Jahre alt ist. Beim Schließen der Rentenlücke muss es schließlich darum gehen, nach Steuern noch genug zur Verfügung zu haben – so, dass es annähernd dem letzten Nettogehalt entspricht. 
 
growney geht in der Untersuchung von einem Durchschnittssteuersatz von 28 Prozent auf Renten ab 2045 aus. Für die Jahre davor wurden geringere Durchschnittssätze angenommen (2035: 22 Prozent, 2037: 23 Prozent). 
 
Dem voraussichtlich weiter abnehmenden Rentenniveau ist dadurch Rechnung getragen, dass es deutlich unter 48 Prozent angesetzt ist, auch wenn die politischen Entscheidungen dazu noch ausstehen: Ab 2035 wird von maximal 45 Prozent ausgegangen, ab 2045 von 42 Prozent, für 2055 und später sogar nur noch von 40 Prozent. Würde das Rentenniveau noch stärker abgesenkt, erhöht sich natürlich die Rentenlücke entsprechend. 

Um dem Unterschied zwischen Männern und Frauen gerecht zu werden, ist außerdem das Gender Gap bei der Rentenzahlung einzurechnen. Die Werte für den Rentenunterschied wurden bei der konkreten Berechnung an die Untersuchung der Universitäten Mannheim und Tilburg angelegt. 

Die konkrete Rentenlücke ergibt sich logischerweise aus der Differenz zwischen dem letzten durchschnittlichen Nettogehalt und der zu erwartenden Nettorente. Nur so ist sichergestellt, dass im Rentenalter der Lebensstandard auf gleichem Niveau bleibt. Dabei zeigt die Untersuchung, dass die monatliche Rentenlücke in der Zukunft deutlich steigen wird. 

Zwar darf ein heute 30jähriger Mann später mit einer Bruttorente von über 1.900 Euro rechnen – deutlich mehr als die heute gezahlte Durchschnittsrente von 1.419 Euro. Netto bleiben ihm dann aber nur noch 1.388 Euro. Die Differenz zu seinem berechneten Nettogehalt (3.127 Euro) wären mehr als 1.700 Euro monatlich – eine gewaltige Rentenlücke also. 

Bei Frauen ist dabei auch das erwartete Gender-Gap einberechnet: So darf eine heute 40jährige Frau später im Schnitt rund 1.468 Euro Bruttorente erwarten. Das sind nur 1.050 Euro netto. Um als Rentnerin also genauso viel zu haben wie mit dem letzten Gehalt (netto etwas mehr als 2.540 Euro), ergibt sich eine monatliche Rentenlücke von fast 1.500 Euro. Ein Mann im gleichen Alter bekäme übrigens 15 Prozent mehr Bruttorente. 

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So viel sollten Sie zurücklegen

Um die Rentenlücke auszugleichen, muss also ein gewisses Vermögen angespart werden. Dabei wurde in der Berechnung davon ausgegangen, dass monatlich bis zur Rente ein fester Betrag zurückgelegt wird und durch eine solide ETF-Anlagestrategie eine realistische Rendite erwirtschaftet.   

Das so erwirtschaftete Vermögen soll dabei ausreichend sein, um ab dem Rentenalter bis zum 85. Lebensjahr jeden Monat einen Betrag in Höhe der berechneten Rentenlücke auszuzahlen. Dann wäre das zusammengesparte Vermögen aufgebraucht. Bis zu diesem Zeitpunkt bleibt das noch nicht ausgezahlte Vermögen in ETFs angelegt – und erwirtschaftet weiter Rendite. Dies entspricht einem klassischen Auszahlungsplan.  

Für die Untersuchung hat growney dabei eine Rendite von 6,2 Prozent p.a. angesetzt. Dies ist noch geringer als der von growney anhand historischer Daten berechneten Renditeerwartung für eine Anlagestrategie, die zu 100 Prozent auf Aktien-ETFs setzt. Wohlgemerkt ist dabei nicht nur ein einziger ETF berücksichtigt, sondern ein Weltmarkt-Portfolio, das über unterschiedliche ETFs die Entwicklung von mehr als 5.000 Aktienwerten aus 45 Ländern abbildet. Dafür ergäbe sich eine berechnete Wertentwicklung von 6,84 Prozent p.a. (Servicegebühren und ETF-Kosten sind dabei bereits abgezogen).   

Für die Rentenlücken-Betrachtung, die bis ins Jahr 2057 reicht, wurde hier aber ein Abschlag von knapp 10 Prozent vorgenommen, damit die Berechnung auf solider Basis steht. Er soll ebenso dazu dienen, einen weiteren Aspekt auszugleichen: Bei der regelmäßigen Auszahlung wäre jeweils auf den Ertragsanteil Steuern zu zahlen. Hierfür gelten allerdings Steuerfreibeträge in Höhe von 801 Euro p.a. für Alleinstehende (Paar: 1.602 Euro).  

Konkret ergibt sich für den 30jährigen Mann so ein notwendiges Vermögen von 228.857 Euro, aus dem er sich ab dem Rentenalter monatlich den Betrag in Höhe seiner Rentenlücke von 1.700 Euro auszahlen lassen kann. Da er allerdings noch 37 Jahre Zeit hat, um den Betrag anzusparen, reicht dafür eine monatliche Rücklage von 138,50 Euro. Vorausgesetzt, das Geld liegt nicht auf einem Tagesgeldkonto oder wird als Festgeld angelegt, wo es nur eine deutlich geringere Renditeerwartung hätte. 

Für eine 40jährige Frau ergibt sich nach der Berechnung von growney ein notwendiges Vermögen von 206.934 Euro, um die Rentenlücke von monatlich fast 1.500 Euro auszugleichen. Sie müsste dafür 295,64 Euro im Monat zurücklegen. 

50-Jährige haben zwar die geringste Rentenlücke auszugleichen (Männer: 1.118,71 Euro, Frauen: 1.305,17 Euro). Ihnen bleibt aber auch am wenigsten Zeit, um das nötige Vermögen anzusparen. So müssen Männer laut der Untersuchung monatlich 413,34 Euro aufwenden, Frauen sogar 619,96 Euro. Nur so kommen sie noch bis zum Rentenalter auf das Vermögen von 147.222 Euro (Männer) bzw. 181.729 Euro (Frauen), die Sie zur Bewältigung der Rentenlücke benötigen.  

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Thimm Blickensdorf von der Geschäftsleitung des digitalen Vermögensberaters growney: “Die Berechnung macht deutlich, wie wichtig es ist, schon früh das Thema Altersvorsorge und Vermögensbildung anzugehen. Gerade für jüngere ist es nahezu problemlos möglich ausreichend Kapital anzusparen.” Aber auch die 40-Jährigen und 50-Jährigen sollten die Rentenlücke systematisch schließen, so Blickensdorf: “In diesem Alter stehen die Menschen oft mitten im Leben: Sie haben schon die ersten Karriereschritte hinter sich und haben ein solides Polster. Umso wichtiger, dass sie jetzt schon durch regelmäßiges Sparen dafür sorgen, im Alter nicht ohne nötige Rücklagen für eine Zusatzrente dazustehen.”  

Das sollten Frauen sparen fürs Alter:

Beispiel berechnet mit 1,33 % Inflationsrate p.a. und Wertentwicklung des Portfolios in Höhe von 6,20 % pro Jahr.
Frauen im Alter von304050
Jahre bis Rente ab 65352515
Rentenjahr 205520452035
Rentenniveau (geschätzt)40%42%45%
Gender Gap bei Renten*015%27%
Rente Frauen (brutto)1.877,7 €1.468,5 €1.184,0 €
Steuersatz28%28%22%
Rente Frauen (netto)1.351,96 €1.057,29 €923,51 €
Gehalt Frauen (netto)2.902,74 €2.543,47 €2.228,68 €
Rentenlücke netto/Monat1.550,77 €1.486,19 €1.305,17 €
Vermögen bis 65 nötig215.927,52 €206.934,61 €181.729,42 €
nötiger Sparbetrag149,70 €295,64 €619,96 €
Berechnung: growney

Das sollten Männer sparen fürs Alter:

Beispiel berechnet mit 1,33 % Inflationsrate p.a. und Wertentwicklung des Portfolios in Höhe von 6,20 % pro Jahr.
Männer im Alter von304050
Jahre bis Rente ab 67372717
Rentenjahr205720472037
Rentenniveau (geschätzt)40%42%45%
Rente Männer (brutto)1928 €1773,90 €1.665,30 €
Steuersatz (geschätzt)28%28%23%
Rente Männer (netto)1.388,17 €1.277,17 €1.282,30 €
Gehalt Männer (netto)3.127,20 €2.740,16 €2.401,02 €
Rentenlücke netto/Monat1.739,04 €1.462,98 €1.118,71 €
Vermögen bis 67 nötig228.857,38 €192.528,76 €147.222,61 €
nötiger Sparbetrag138,50 €236,22 €413,34 €
Berechnung: growney

Risikohinweis: Die Kapitalanlage ist mit Risiken verbunden. Der Wert Ihrer Kapitalanlage kann fallen oder steigen. Durch die Anlage Ihres Vermögens in mehrere ETFs werden mögliche Risiken zwar gestreut, dennoch unterliegen die growney Strategien weiterhin Risiken. Historische Wertentwicklungen, Simulationen und Prognosen sind kein verlässlicher Indikator für die künftige Wertentwicklung.