9. Dezember 2014
Hochsprung klein M

Vergessen Sie Ihre Höhenangst

Längerfristig hängen die Aktienkurse von nur zwei Faktoren ab: den Unternehmensgewinnen und den Zinsen.

Weil das so ist, können wir in den nächsten Jahren weiter mit steigenden Börsen rechnen. Vergessen Sie also Ihre Höhenangst!

Viele Anleger an den Aktienbörsen sehen den Wald vor lauter Bäumen nicht, weil sie zu nahe am

Stephan Albrech 2  
Stephan Albrech

Albrech & Cie
Vermögensverwaltung AG
 

Geschehen sind und jede Meldung über Konjunkt ur und Geldpolitik für wichtig erachten. Andere wiederum bleiben der Börse von vornherein fern, weil sie das Treiben dort für irrational halten. Sie wollen ihr hart erarbeitetes Geld nicht dem unberechenbaren Auf und Ab von Dax & Dow Jones aussetzen – und schaden sich langfristig damit selbst. Stellt sich die Frage: Kann man nicht auch jenseits von Gier und Angst anlegen?

Man kann, denn das Geschehen an den Aktienbörsen ist auf lange Sicht weitaus rationaler, als viele vermuten. Bestimmt wird es von zwei ha ndfesten Faktoren: den Gewinnen der Unternehmen und den Zinsen. Dass die Gewinne eine entscheidende Größe für die Aktienkurse sind, dürfte unmittelbar einleuchten. Schließlich hat ein Anleger, der in ein Unternehmen investiert, das künftig höhere Erträge e rzielt als angenommen, Anspruch auf einen höheren Gewinnanteil – gleich ob dieser als Dividende ausgeschüttet wird oder im Unternehmen verbleibt.

Mindestens ebenso wichtig wie die Gewinne sind die Zinsen. Das liegt daran, dass der Aktienkurs eines Unterne hmens die erwarteten Gewinne widerspiegelt. Diese kommen den Aktionären per definitionem erst in der Zukunft zugute. Nun ist uns Geld, das uns (vielleicht) später zufließt, weniger wert als Geld, das wir schon sicher in der Tasche haben. Aus diesem Grund m üssen die erwarteten Gewinne der Unternehmen mit den aktuellen Zinsen abgeglichen (abdiskontiert) werden. Am Ende dieser Rechnung bekommt man die Antwort auf die Frage: Was sind die Gewinne, die für die nächsten Jahre erwartet werden, heute wert?

Daraus er gibt sich vollkommen logisch: Sind die aktuellen Zinsen hoch, ist der heutige Wert der künftigen Unternehmensgewinne relativ gering. Schließlich müsste man dank der hohen Zinsen relativ wenig Geld verzinslich anlegen, um am Ende so hohe Erträge zu bekommen wie der Aktionär. Untersuchungen haben übrigens ergeben, dass die Aktienmärkte bei Zinsen über fünf Prozent auf Dauer Probleme bekommen. Das zeigte sich in den 1970er – Jahren in den USA, als die Zinsen hoch waren und für Aktien nur das Achtfache der Gewinne gezahlt wurde. Sind die Zinsen hingegen niedrig, muss man mehr Geld aufs Zinskonto packen, um mit dem Aktionär gleichzuziehen. Dann ist der sogenannte Gegenwartswert der Gewinne relativ hoch. Anders ausgedrückt: Mini – Zinsen machen die Gewinne der Unterne hmen wertvoller. Erfahrungsgemäß sind die Anleger bei Niedrigzinsen daher bereit, auch über längere Zeiträume höhere Aktienbewertungen zu akzeptieren. In den 1960er – und 1990er – Jahren lagen die Kurs – Gewinn – Verhältnisse (KGV) über Jahre hinweg deshalb bei 20 und zeitweise darüber.

Was bedeutet all das für die Aussichten an den Aktienmärkten? Aktuell sind – die Spatzen pfeifen’s von den Dächern – die Zinsen extrem niedrig; selbst zehnjährige Bundesanleihen rentieren mit deutlich unter einem Prozent. Die Zinss eite spricht also klar für Aktien. Und die Kurse sind keineswegs zu hoch, denn der Deutsche Aktienindex notiert mit einem KGV von 15 im moderaten Bereich. Selbst wenn die Gewinne in den nächsten Jahren nicht weiter steigen würden, könnte der DAX locker um über 30 Prozent klettern, bevor ein KGV von 20 erreicht wird. Legen die Gewinne indes ähnlich zu wie bisher, sind noch höhere Indexstände möglich.

Fazit: Für Investoren gibt es zwei sehr gute und durchaus rationale Gründe, um in Aktien zu investieren. Worauf warten Sie?