6. September 2021
Nachhaltigkeit: ESG wird zum Value-Faktor

Nachhaltigkeit: ESG wird zum Value-Faktor

Value ist unter Anlegern immer wieder ein Thema, wenn es um sinnvolle Strategien geht. Ein wesentliches Kriterium scheint mittlerweile die Nachhaltigkeit zu sein.

Die klassische Unterscheidung in Value- und Growth-Aktien anhand von quantitativen Kennzahlen wie KGV, Dividendenrendite und Wachstumsraten ist nicht mehr für zeitgemäß. Das entscheidende zukünftige Kriterium für erfolgreiche Investitionen ist eine konsequente Ausrichtung auf Nachhaltigkeit.

Nachhaltigkeit als Value-Faktor

Notwendig für dauerhaften Erfolg ist heute ein 360-Grad Blick auf die Qualität der Unternehmen, die zumindest folgende Aspekte berücksichtigt:

1. Investitionen sollten vorrangig in Unternehmen mit Zukunftspotenzial erfolgen. So sind die Wachstums- und Ertragsaussichten eines Biotechunternehmens, das die mRNA-Technologie verwendet (Biontech (ISIN: US09075V1026), Moderna (ISIN: US60770K1079)) deutlich größer als bei einem traditionellen Pharmahersteller (Merck (ISIN: US58933Y1055), Sanofi (ISIN: FR0000120578)). Die Zukunftsaussichten sind bei einem Hersteller von erneuerbaren Energien besser als bei Förderern von fossilen Brennstoffen – unabhängig von der Bewertung. Darüber hinaus ist es wesentlich, dass die Unternehmen in einem Segment mit hohen Eintrittsbarrieren oder mit Alleinstellungsmerkmal (Nvidia (ISIN: US67066G1040), Alphabet (ISIN: US02079K3059)) tätig sind.

2. ESG konforme Unternehmensführung wird ein zentrales Kriterium für langfristigen Erfolg. Nur Unternehmen, die nachhaltige und soziale Führung entsprechend der 17 Nachhaltigkeitsziele der UN verinnerlicht haben, diese kommunizieren und leben, werden dauerhaft Erfolg haben. Beispiele sind Merck, Sonova (ISIN: CH1116877882) und Aixtron (ISIN: DE000A0WMPJ6).

Tipp: Neben einem ETF-Sparplan können Sie auch einzelne Aktien besparen. Nutzen Sie den Aktien-Sparplan-Vergleich.

3. Die Pandemie hat deutlich gemacht, dass Schwarze Schwäne häufiger werden und dass die Konsequenzen schwerwiegender sein können. Daher ist bilanzielle Qualität (hohes Eigenkapital, geringe Verschuldung) Grundvoraussetzung für dauerhaften Erfolg. Nur mit einer starken Bilanz können die Aufwendungen für Forschung, Weiterentwicklung und Marktanteilsgewinne gesichert werden.

4. Weiteres Erfolgskriterium ist eine breite, über verschiedene Region angesiedelte Kundenbasis. Der Erfolg von LVMH (ISIN: FR0000121014) oder L’Oréal (ISIN: FR0000120321) ist auch der Tatsache geschuldet, dass sie stark in Asien positioniert sind. Überwiegend in Europa orientierte Hersteller in ähnlichen Branchen (Boss (ISIN: DE000A1PHFF7), Henkel (ISIN: DE0006048432)) haben das Nachsehen. Allgemein gilt: Je breiter und überregional gestreuter die Kundenbasis ist, desto größer sind die langfristigen Erfolgsaussichten.

Für Investoren ergeben sich somit folgende Tendenzen: Branchen wie Tourismus, Luftfahrt, Kohle und Stahl sind eher zu meiden.Investitionen in Branchen wie Chemie, Autos, Bergbau und Bau sind besonders auf Nachhaltigkeit zu prüfen.Unternehmen aus Branchen wie Gesundheit, Technologie, grüne Industrien und Nahrung sind eher zu bevorzugen.

Des Weiteren ist zukünftig eine strikte ESG-Orientierung bei allen Investitionen zu beachten. Dies kann über Fonds (zum Beispiel ÖkoVision (ISIN: LU0551476806) erfolgen oder über direkte Aktieninvestitionen (zum Beispiel Orsted (ISIN: DK0060094928), Sonova, American Water Works (ISIN: US0304201033).

Über den Autor: Uwe Wiesner

Uwe Wiesner ist Vermögensverwalter bei der Hansen & Heinrich AG in Berlin.