Auch wenn konservative Anlagen kaum Rendite abwerfen, ist lange nicht jeder Anleger für hohe Aktienquoten geeignet. Auch die Dividende ist nicht der neue Zins.
Anleihen nehmen eine wichtige Stoßdämpferfunktion im Depot ein. Sie federn große Schwankungen ab und so lassen sich Stressphasen an den Märkten besser aushalten. Dividenden sind also nicht der neue Zins, aber geschickt eingesetzt können Zins und Dividende eine attraktive Kombination darstellen. Jeder Investor sollte sich zudem hinterfragen, warum er sein Hauptaugenmerk auf die Dividendenpolitik legen möchte. Ist es die Notwendigkeit aus dem eigenen Depot einen gewissen regelmäßigen Zufluss zu erzeugen, oder nimmt man Unternehmen mit einer guten Ausschüttung als besonders sicher wahr?
Bei größeren Korrekturen in der Vergangenheit konnten Dividendenwerte häufig – aber längst nicht immer- ein wenig stabiler als der breite Markt abschneiden. Dies hat wenig mit der eigentlichen Zahlung der Dividenden zu tun. Hier ist es primär das defensive Geschäftsmodell (z.B. Nestle), welches in turbulenten Phasen etwas Ruhe im Depot verschafft. Nimmt man die Eurokrise 2011, hat der MSCI World ca. 20 Prozent an Wert verloren – die entsprechenden globalen Dividenden ETFs hingegen nur 12 bis 15 Prozent. Beim Platzen der Internetblase im Jahr 2000 entstanden fast 60 Prozent Verluste im breiten Markt. Eine Dividendenausrichtung konnten Teile davon abwenden und Anleger verloren „nur“ 25 bis 40 Prozent. Dies ist aber keine feststehende Regel, denn im Corona-Crash des letzten Jahres liefen gerade die Technologieaktien besonders gut und diese sind bekanntlich keinen großen Dividendenzahler.
Nicht nur auf die Dividende achten
Wichtig sind die Auswahl, Mischung und Streuung der richtigen Aktien. Denn nur nach der der einen Kennziffer Dividendenrendite zu selektieren ist ein grober Fehler. Neben der Dividendenrendite sollten Anleger auch auf die Historie schauen. Wer in vergangenen Krisen oder sogar Kriegen über viele Jahrzehnte durchgängig Dividende gezahlt hat, wird dies mit einer guten Wahrscheinlichkeit auch in Zukunft tun. Darüber hinaus sollte man sich anschauen, wie groß der Teil am Unternehmensgewinn ist der ausgeschüttet wird. Kann das Unternehmen nach Zahlung an die Aktionäre noch genug Kapital für Rücklagen, Investitionen, Forschung und Wachstum bereithalten? Oder sind die Dividenden auf Kante genäht und belasten das Unternehmen. Das permanente Zahlen von zu hohen Ausschüttungen an die Aktionäre kann auf Dauer zu einem großen und belastenden Faktor werden.
Grundsätzlich spricht wenig dagegen sich auf eine Dividendenstrategie zu fokussieren. Wer aber zu konzentriert nur eine Strategie verfolgt, der nimmt das Risiko in Kauf mit dieser einseitigen Ausrichtung -zu mindestens phasenweise- falsch aufgestellt zu sein. Es gibt am Markt eine sehr große Auswahl an entsprechenden ETFs. Ein gutes Basisinvestment kann hier ein Konzept auf den MSCI World Quality Dividend sein. Über 300 verschiedenen Unternehmen sind im Index. Neben der Dividendenrendite werden die Unternehmen auch anhand von Kennzahlen zur finanziellen Lage und nachhaltigen Dividendenzahlungen analysiert.
Andre Koppers ist Geschäftsführer der Oberbanscheidt & Cie. in Kleve.
Autor Redaktion
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