1. Juli 2017
Uwe Zimmer über Nestle

Banken: Geld im Netz ist Zukunft

Wenn Amazon und Apple nicht nur kassieren, sondern auch den Zahlungsverkehr für andere abwickeln, dann sehen wir die Zukunft der Bankenbranche. Das Geld wandert ins Netz und wird vollständig von den Banken getrennt.

Apple Pay und Amazon Payments sind dabei der sichtbarste Teil einer Entwicklung, die unaufhaltsam an Fahrt gewinnt. Es sind die großen Internetkonzerne, die sich mehr und mehr den Zugriff auf das Wichtigste sichern, was Menschen haben: ihr Geld. Denn Geld ist nichts anderes als Daten. Diese zu verwalten und zu verteilen beherrschen die Unternehmen. Und sie werden es nicht dabei belassen, nur als verlängertes Girokonto zu dienen.

Denn Geld mit Geld zu verdienen, das funktioniert nur über komplexere Produkte. Entweder solche, bei denen beim Verkauf Provisionen anfallen oder solche, für die die Kunden bezahlen. Roboadvisors und andere FinTechs sind hier aktiv und haben den etablierten Banken bereits einiges an Kunden und Geschäft abgenommen. Noch stört die Banken das wenig. Zu gering sind die Umsätze und die Überlebenswahrscheinlichkeit mancher FinTechs.

Der Angriff der Internetkonzerne ist gefährlicher. Zwar beginnt er in einem Segment, das die Banken gar nicht ungerne abgeben würden, denn Geld ist im reinen Zahlungsverkehr nicht zu verdienen. Wenn Apple und Amazon sich aber bei den Kunden unentbehrlich machen, geht den Banken ihr letztes wirkliches Asset verloren: der direkte Kontakt zum Kunden.

Gewinnen Apple und Co. den direkten Draht zum Kunden, sind sie in kurzer Zeit in der Lage, auch die komplexeren Bankdienste anzubieten. Investmentprodukte von Amazon und Sparpläne bei Apple zu kaufen, könnte ein deutlich angenehmeres Shoppingerlebnis bedeuten als heute bei den Banken. Das könnte wieder mehr Menschen zum Abschluss solcher Produkte bewegen.

Was machen die Banken? Verändern sie sich nicht, machen sie sich überflüssig. Geldabheben geht bereits heute im Supermarkt, Geld überweisen per Apple, Investmentprodukte gibt’s bei FinTechs. Eines ist den Banken noch zu eigen: das Wissen um komplexere Zusammenhänge, um die unterschiedlichen Lebenssituationen bei Kunden. Denn noch immer ist das Netz ein großer Vereinfacher, ein Gleichmacher. Zwar sind die Lebensverhältnisse der Menschen oft sehr ähnlich – aber eben auch nur ähnlich. Algorithmen können die Standards besser als Banken abdecken. Aber das Spezielle, das was den einzelnen Menschen ausmacht und unterscheidet, dass können andere Menschen noch besser.

Und vielleicht ist es noch zu früh, sich als Anleger in eine von nur fünf, elf oder auch 50 Kategorien einordnen zu lassen. Dann ist man mit einem Menschen auf der anderen Seite noch besser bedient. Das wäre eine Chance für die Banken. Ob sie diese nutzen?

Über den Autor

Uwe Zimmer ist Geschäftsführender Gesellschafter bei der
z-invest GmbH in Köln.