Kriegssorgen, Inflation, Zinswende: Wohin mit meinem Geld?

Kriegssorgen, Inflation, Zinswende: Wohin mit meinem Geld?

Krieg in der Ukraine, Inflation auf Rekordhoch. Sparer und Anleger sind verunsichert. Prof. Dr. Stefan May, Leiter Anlagemanagement von quirion * und Quirin Privatbank, erklärt im Interview, wie Anleger auch in herausfordernden Zeiten mehr aus ihrem Geld machen können.

Prof. May, der Krieg in der Ukraine dauert an, die wirtschaftlichen Folgen sind bereits spürbar, zum Beispiel in Form der stark gestiegenen Inflation. Müssen wir dauerhaft mit diesen hohen Inflationsraten leben?

In Anbetracht eines Krieges mitten in Europa ist es generell nicht leicht, über finanzielle Themen zu sprechen. Aber viele Anleger sind verunsichert und wünschen sich Informationen. Die aktuellen Preissteigerungen basieren a) auf einem deutlichen Anstieg der Energie- und Strompreise und b) auf massiven Problemen bei den internationalen Lieferketten durch die Null-Covid-Politik Chinas. Wir gehen aber trotzdem nicht davon aus, dass die Inflation langfristig so hoch bleiben wird, sondern erwarten eher eine Entspannung.

Die Situation in der Ukraine wirkt sich auch auf das weltweite Börsengeschehen aus – was bedeutet das aus Anlegersicht?

Börsen sind im Gegensatz zu uns Menschen wenig empathisch – das muss man leider so sagen. Das heißt, die kurzfristigen Turbulenzen legen sich meist schnell wieder. Langfristig haben geopolitische Konflikte und selbst Kriege – sofern sie geografisch stark begrenzt sind – kaum Einfluss auf die Wertentwicklung einer breit gestreuten Kapitalmarktanlage. Das wurde auch schon empirisch belegt.

Wie verhalte ich mich als Anleger richtig?

Wichtig ist: Ruhe bewahren und keine überhasteten Entscheidungen treffen. Vor allem ein Ausstieg aus den Märkten ist keine gute Idee. Dasselbe gilt für alle Versuche, günstige Ein- und Ausstiegszeitpunkte abzupassen. Lassen Sie sich nicht verrückt machen und bleiben Sie investiert. In dem Augenblick, in dem Sie aktionistisch aus- und einsteigen, machen Sie aus einer strategischen Anlage ein Glücksspiel.

Kriegssorgen, Inflation, Zinswende: Wohin mit meinem Geld?
Prof. Dr. Stefan May, Leiter Anlagemanagement von quirion und Quirin Privatbank

Ein anderes leidiges Thema aus Anlegersicht sind die anhaltenden Niedrig- und Minuszinsen.

Selbst wenn es erste Zinsanhebungen der EZB geben sollte, sind wir von einer echten Zinswende noch weit entfernt. Übrigens ist die Realverzinsung, also Zins * minus Inflation, laut Bundesbank bereits seit 2011 negativ.

Wir erwarten allenfalls einen moderaten Anstieg des Renditeniveaus von Anleihen. Bis das simple Zinssparen als Anlagealternative wieder ernsthaft in Betracht kommt, ist es noch ein sehr langer Weg. Daran wird auch eine Zinsanhebung der EZB, um der Inflation entgegenzuwirken, nichts ändern.

Ein Ausweg wäre die Anlage am Kapitalmarkt. Was gilt es dabei aus Ihrer Sicht besonders zu beachten?

Wichtig ist vor allem, nicht einfach nur in wenige Einzeltitel zu investieren, die man besonders toll findet. Entscheidend für den Anlageerfolg am Kapitalmarkt ist vor allem die breite Streuung – gemeint sind hier nicht nur 50 oder 100 Unternehmen, sondern Tausende. So investieren wir bei quirion beispielsweise in mehr als 8.000 Unternehmen weltweit.

Diese Streuung ist essentiell, eine Beschränkung auf ausgewählte Märkte erhöht nur unnötig das Verlustrisiko und schränkt gleichzeitig das Renditepotenzial ein. Darüber hinaus sollten Anleger grundsätzlich darauf verzichten, ihre Entscheidungen von Kapitalmarktprognosen abhängig zu machen. Keinesfalls sollte man versuchen, den breiten Markt zu schlagen, indem man Wetten auf die besten Unternehmen oder bestimmte Branchen eingeht, denn das kann langfristig niemand.

Viele Anleger sind sich unsicher, wann sie einsteigen sollen. Was raten Sie denjenigen?

Grundsätzlich ist unser Credo: Der richtige Einstiegszeitpunkt ist immer jetzt! Das sogenannte Market Timing, d. h. die Versuche, optimale Ein- und Ausstiegszeitpunkte abzupassen, sind letztlich zum Scheitern verurteilt. Das zeigen so gut wie alle wissenschaftlichen Studien. Doch unabhängig davon ist es sinnvoll, einmal im Jahr zu prüfen: Wie bin ich aufgestellt, passt das Risiko-Rendite-Profil noch oder muss ich da nachjustieren? Hierzu bieten wir allen Anlegern einen kostenlosen und unverbindlichen Vermögens-Check an. Dadurch erfahren Sie, ob Sie noch gut aufgestellt sind oder ob es Optimierungspotenziale in Ihrem Depot gibt.

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