5. September 2022
Geldanlage: So entwickelt sich aktuell der Anleihemarkt

Geldanlage: So entwickelt sich aktuell der Anleihemarkt

Entspannt ging es in diesem Jahr bisher für Investoren, die auf Anleihen setzen, wohl kaum zu. Dafür ungewohnt turbulent. Wir werfen einen Blick auf die aktuelle Entwicklung am Anleihemarkt.

Wer am Anleihemarkt investiert ist, muss derzeit ein dickes Fell mitbringen. Dieses Jahr ist bisher eine echte Berg- und Talfahrt für Anlegerinnen und Anleger. Nehmen wir zehnjährige Bundesanleihen als Beispiel: Nachdem die Rendite dieser Anleihen Ende der 1990er und Anfang der 2000er Jahre noch bei ca. 5 Prozent lag, schwankte sie in den ersten zehn Jahren des Jahrtausends um die 3 bis 4 Prozent. Seitdem ging es häufig kontinuierlich abwärts, bis die Rendite 2020 ihren Tiefstand von fast -1 Prozent erreicht hatte.

Im ersten Halbjahr stieg sie allerdings wieder, mit einigen Unterbrechungen, an und kletterte bis über 1 Prozent. Im Juli ging es erneut abwärts seit August ist wieder ein Aufwärtstrend zu beobachten. Die Gegenbewegung im Juli erklärt Oliver Eichmann, Head of Rates Fixed Income EMEA bei der DWS auf der Website des Vermögensverwalters folgendermaßen: „Angesichts der spürbaren wirtschaftlichen Abschwächung wird vielfach damit gerechnet, dass künftige Zinsanhebungen der wichtigen Notenbanken etwas geringer ausfallen dürften als dies noch einige Wochen vorher erwartet wurde.“

Was sind Anleihen?

Bei Anleihen handelt es sich um festverzinsliche Wertpapiere, die zum Beispiel von Staaten, Unternehmen und Banken ausgegeben werden. Mithilfe der Anleihen borgen diese sich von institutionellen und privaten Investoren Geld. Im Gegenzug erhalten die Anleger einen Zins *, den sogenannten Kupon. Anleihen sind in der Regel weniger risikoreich als Aktien, es winken dadurch aber auch geringere Renditen.

Der Zinskupon, also der vereinbarte Zins, entspricht nicht gleich der Rendite. Diese verändert sich bei einer Anleihe durch Kursschwankungen. Steigen die Zinsen, sinkt der Kurs der Anleihe. Er steigt, wenn die Zinsen sinken. Da man von weiteren Zinserhöhungen und zunehmender Inflation ausgeht, steigen die Renditen der Anleihen aktuell wieder. Die 1,9 Prozent vom Juni 2022, den Höchststand seit acht Jahren, hat die Rendite allerdings noch nicht wieder erreicht.

Noch Vorsicht walten lassen 

Finanzexperten gehen aktuell zwar davon aus, dass das Schlimmste am Anleihemarkt überstanden ist, raten aber dennoch, erst einmal vorsichtig auf Anleihen zu setzen. Als Beimischung zum Aktienportfolio eignen sie sich allerdings nach Meinung der Experten weiterhin. Niemand weiß derzeit sicher, wie sich die Anleihemärkte entwickeln werden, daher sollten Anlegerinnen und Anleger auf verschiedene Anlageklassen setzen, um das Risiko zu streuen. Eine Möglichkeit des Investments sind zum Beispiel Anleihe-ETFs. 

Anleihen-ETFs für langfristige Anlage

Zwar hat der Deka iBoxx EUR Liquid Sovereign Diversified 10+ UCITS ETF (WKN: ETFL16) im laufenden Jahr bisher ordentlich eingebüßt – fast 30 Prozent aktuell. Nichtsdestotrotz kann sich die Wertentwicklung des ETFs insgesamt sehen lassen. Fast 70 Prozent legte der ETF seit Auflage 2009 durchschnittlich pro Jahr an Wert zu. Er bildet den Markit iBoxx € Liquid Sovereign Diversified 10+ (Preisindex) ab und damit die größten europäischen Staatsanleihen mit dem stärksten Umsatzwachstum. Die Restlaufzeit der Anleihen beträgt mindestens zehn Jahre. Der physische Fonds ist aktuell 9,46 Mio. Euro groß und enthält 25 Positionen. Die Gesamtkostenrate liegt mit 0,15 Prozent im günstigen Bereich.

Ein nachhaltiger ETF ist zum Beispiel der iShares € Corp Bond ESG UCITS ETF (Dist) (WKN: A142NT). Mit ihm setzt du auf festverzinsliche Unternehmensanleihen, die entsprechende ESG (Umwelt, Soziales und Unternehmensführung)-Ratings einhalten und ein ausstehendes Mindestkapital von 300 Millionen Euro haben. Die Gesamtkostenrate des physischen Fonds liegt ebenfalls bei 0,15. Die Gewinne werden bei diesem Anleihe-ETF ausgeschüttet. Der Fonds hat aktuell eine Größe von 2,53 Mrd. Euro und enthält 2.605 Positionen. Der ETF verlor dieses Jahr bisher ebenfalls an Wert – wie eigentlich alle Anleihe-ETFs. Knapp über 11 Prozent büßte er bisher ein.