17. August 2011

ETF-Dachfonds: Aus passiv wird aktiv

Mit hoher Diversifikation können ETF-Dachfonds punkten. Ein Kostenvorteil ist jedoch nicht immer gegeben und das Managerrisiko lässt sich nicht ausschalten. Der große Vorteil von Dachfonds liegt in einer hohen Diversifikation. Sie bilden mehrere Fonds ab, die ihrerseits wiederum aus einer Vielzahl von Einzelpositionen bestehen. Ihr großer Nachteil sind dagegen relativ hohe Gebühren, die aus dieser Struktur resultieren. Da liegt die Idee nahe, anstelle der klassischen Fonds für die Konstruktion kostengünstige ETFs einzusetzen.

Der Kosten-Vorteil kann nach einer Auswertung durch Scope Analysis allerdings nicht generell bestätigt werden. Hinzu kommt: Das Managerrisiko wird zwar reduziert, von einem passiven Management sind die meisten Dachfonds dennoch weit entfernt. Die Gesamtkostenquote von ETFDachfonds liegt nach Berechnungen von Scope Analysis bei durchschnittlich 2,2 Prozent. Stellt man dieser Gruppe klassische Dachfonds gegenüber, die in Aktienfonds investieren, sind kaum Unterschiede auszumachen: Die Total Expense Ratio (TER) beträgt dort im Durchschnitt 2,1 Prozent. Andere Vorteile von ETF-Dachfonds sind dagegen kaum von der Hand zu weisen.

Hohe Diversifikation bei ETF-Dachfonds

Hierzu zählt die zumeist höhere Diversifikation. ETFs bilden Indizes ab. Diese weisen vielfach eine höhere Anzahl an Konstituenten auf als Aktien- bzw. Rentenfonds. Beispielsweise umfasst der db x-trackers Portfolio Total Return Index ETF (ISIN: LU0397221945) zehn ETFs. Summiert man die hierin enthaltenen Einzelpositionen, errechnet sich eine Gesamtzahl von 2.468 Aktien und 252 Anleihen aus 67 Ländern, die über den Dachfonds abgedeckt werden. Eine solch breite Aufstellung reduziert der modernen Kapitalmarkttheorie zufolge das Risiko einer Anlage bzw. eines Gesamt-Portfolios. Dieses besteht aus dem systematischen, also dem Marktrisiko, und dem unsystematischen Risiko. Damit ist das Risiko gemeint, das u.a. bei aktiv gemanagten Anlagen durch die Selektion des Managers entsteht. Werden ETFs als Dachfonds-Bausteine verwendet, kann das unsystematische Risiko in besonders effektiver Weise reduziert werden. Dennoch sind ETF-Dachfonds in den meisten Fällen keineswegs passive Investment.

Viele werden aktiv gemanagt. Damit ist das Managerrisiko nicht eliminiert, sondern verlagert sich lediglich auf eine höhere Ebene – die des Dachfonds. Damit bleibt das Risiko weiter bestehen, dass ein Manager durch ungünstige Allokation nicht die möglichen Rendite- Chancen ausnutzt. Beispielsweise setzt das Management beim ETF-Dachfonds Quant (ISIN: DE0005561625) von Veritas Investment Trust überwiegend ETFs ein. Die Aktienquote kann jedoch insgesamt flexibel zwischen 0 und 100 Prozent liegen. Um das Aktienrisiko zu minimieren, erlauben einige Fonds darüber hinaus auch den Einsatz von Derivaten. Hier kann der ETF-Dachfonds (P) (ISIN: DE0005561674) von Veritas als Beispiel angeführt werden.

Managerrisiko reduzieren

Nur durch einen solchen aktiven Selektionsprozess können Renditen generiert werden, die über dem Marktniveau liegen. ETF-Anhänger dagegen sehen aktives Management meist als Nachteil einer Anlage. Sie möchten das unsystematische Risiko weitestgehend ausschalten. Dies gelingt mit den wenigsten ETF-Dachfonds. Selbst der bereits vorgestellte ETF von db x-trackers, muss streng genommen als „aktiv gemanagt“ bezeichnet werden: Er bildet zwar eins zu eins einen Index nach. Die Zusammensetzung dieser Benchmark bestimmt jedoch ein Indexkomitee der Deutschen Bank, das bis zu achtmal im Jahr zusammenkommt. Dieses entscheidet, welche einzelnen ETFs in den Index aufgenommen werden. Aktuelles Schwergewicht ist ein ETF auf den iBoxx EUR Liquid Corporate 100 Total Return Index. Das Ziel des Index: Zuwachs erzielen und gleichzeitig die Volatilität begrenzen. Der Aktienanteil kann dazu sowohl entwickelte Aktienmärkte als auch aufstrebende Märkte enthalten. Er darf zwischen 50 und 70 Prozent betragen. Der Rentenanteil wird aus einer Auswahl an Staatsanleihen-, Inflationsgebundenen Anleihen- sowie Geldmarktindizes zusammengestellt. Der Rentenanteil darf zwischen 30 und 50 Prozent schwanken. Das Indexportfolio kann zudem um Immobilien erweitert werden.

Jährliche Reallokation

Als „passives Investment“ kann auch der Gerling Portfolio Global ETF (ISIN: DE0009847350) von AmpegaGerling nicht bezeichnet werden. Zwar legt das Management hier lediglich einmal im Jahr die Zusammensetzung fest. Dennoch: Ein Managerrisiko bleibt bestehen. Allerdings spart die seltene Reallokation Transaktionskosten.

Trendfolge als aktives Element

Dem Ziel eines passiven Managements kommen ETF-Dachfonds am nähsten, bei denen ein Trendfolgemodell zur Asset-Allokation eingesetzt wird. Das bedeutet: Verschiedene Trendindikatoren signalisieren, wenn Handlungsbedarf bei der Portfolio- Zusammensetzung besteht. Beispielhaft können die IndexTrend-Fonds aus dem Haus Avana angeführt werden (z.B. AVANA IndexTrend Europa Control R, ISIN: DE000A0RHDC7), die hauptsächlich ETFs einsetzen. Allerdings muss das Handelssystem auch auf Grundlage eigener Markteinschätzungen aufgesetzt werden. Dies ist ebenfalls eine Komponente aktiven Managements.

Fazit:

ETF-Dachfonds weisen durch eine hohe Anzahl an Einzelpositionen nicht nur ein reduziertes Marktrisiko auf. Auch das Managerrisiko wird vermindert, da die eingesetzten ETFs passive Investments sind. Auf oberster Ebene des Dachfonds lässt sich das Managerrisiko aber nicht komplett ausschalten. Zudem ist der vermeintliche Kostenvorteil nicht durchwegs gegeben, wie der Scopevergleich mit klassischen Dachfonds zeigt.

Der Artikel wurde von Scope Analysis 08/2011 entnommen