Börsenunwort 2013: "Billiges Geld"
Das Team der Düsseldorfer Börse mit seiner Geschäftsführung, Maklern, Händlern, Analysten und Kommunikatoren hat zum 13. Mal das „Börsen-Unwort des Jahres“ gewählt. 2013 wurde „billiges Geld“ auserkoren, gefolgt von „Höchststand“.
Gerne übernehmen Politiker und Medien Wortkreationen der Finanzmärkte und mit der zunehmenden Beachtung durch die breite Öffentlichkeit entstehen so auch „Unworte“. „Politik des billigen Geldes“ wird oft beschrieben als geldpolitisches Konzept für eine expansive Konjunkturpolitik. Die Notenbanken senkten die Leitzinsen und erhöhten die Geldmenge. Kreditinstituten würden liquide Mittel zugeführt, um die Bereitschaft zur Kreditvergabe zu erhöhen. Das „billige Geld“ werde aber nicht nur zur Vergabe von Krediten genutzt, sondern auch, um am Aktienmarkt Gewinne zu erzielen. Die Gefahr von liquiditätsgetriebenen Blasen steige.
„Das „billige Geld“ war für Viele also ein Segen, die Wortkombination selbst ist aber eher ein Fluch“, so die Börse Düsseldorf. Börsen-Lenker Dirk Elberskirch: „Wir waren uns schnell einig, dass man ein werthaltiges Substantiv wie Geld nicht mit einem Adjektiv wie billig kombinieren sollte, das abwertend für mindere Qualität steht. Wer trinkt etwa schon gerne billigen Wein oder macht einen billigen Scherz. Stattdessen sollte auch in Niedrigzinsphasen Geld eine angemessene Wertschätzung zukommen.“
Der Begriff Höchststand“ habe den zweiten Platz erreicht. 2013 habe der DAX eine ganze Reihe von Höchstständen verzeichnet. Der Superlativ hinterlasse gerade bei weniger erfahrenen Anlegern den Eindruck: Der Gipfel sei erreicht, es gehe nicht weiter. Stattdessen ginge es weiter – höher und höher. Wie irreführend der Begriff wirken könne, habe ein Radiobeitrag im Herbst gezeigt, in dem der Reporter gemeint habe , man kaufe im Supermarkt ja auch nicht, wenn es am teuersten sei, warum also an der Börse?“ Ein extrem hinkender Vergleich, denn auch in Zeiten hoher Kurse gebe es Käufer, sonst gäbe es keine Umsätze. Und andererseits komme es auch auf die Betrachtungsweise an. So seien der Kursindex des DAX wie auch die Kurs/Gewinnverhältnisse der Unternehmen noch ein gutes Stück von ihren Höchstständen entfernt. Der Blick auf gute Argumente für einen Einstieg sei verstellt worden mit der Folge, dass private Anleger wieder einmal eine positive Börsenzeit verpasst hätten.
Das „Börsen-Unwort des Jahres“ wird von der Börse Düsseldorf in Anlehnung an die 1991 ins Leben gerufene sprachkritische Aktion des Frankfurter Germanisten Prof. Dr. Horst Dieter Schlosser seit 2001 ermittelt. Seit 2011 ist die Linguistin Prof. Dr. Nina Janich (TU Darmstadt) Vorsitzende und Sprecherin der Jury.