Ausblick 2023: Warum Rezessionsjahre gut für Aktien sind
2023 könnte für Aktien ein schwieriges Jahr werden, weil die Wirtschaft in eine Rezession gleiten dürfte. Dieser Zusammenhang ist falsch. Das zeigt unsere DAX-Analyse über sechs Jahrzehnte. 2023 könnte vielmehr ein (sehr) gutes Aktienjahr werden.
Zu den falschen Aussagen, die in Krisenzeiten immer wieder durch die Medien geistern, gehört der Spruch: „Rezessionsjahre sind schlecht für die Aktienmärkte“. Die Storyline geht so: „Wegen der hohen Inflation werden die Zinsen deutlich erhöht. Das stürzt die Wirtschaft in eine Rezession und belastet die Unternehmensgewinne. Bei Aktien muss man daher Vorsicht walten lassen.“
Kleiner Blick auf die Geschichte
Aus unserer Sicht ist dies falsch. Aktienmärkte versuchen, die Wirtschaftsentwicklung vorwegzunehmen. Sie folgen ihr nicht. Doch auf eben dieser falschen Prämisse beruht der Gedanke „Rezessionsjahre sind schlecht für Aktien“. Die Börsengeschichte spricht klar gegen diese Ansicht:
In den sieben Rezessionsjahren seit 1960 hat der Deutsche Aktienindex in jedem Jahr positiv abgeschnitten.
In vier der sieben Rezessionsjahre betrug der Zugewinn an die oder über 40 Prozent. Das waren die Jahre 1967 mit 51 Prozent, 1975 mit 40 Prozent, 1993 mit 47 Prozent sowie 2003 mit 39 Prozent (jeweils gerundet). In drei der sieben Rezessionsjahre betrug der jeweils gerundete Zugewinn 13 Prozent (1982), 25 Prozent (2009) und 4 Prozent (2020).
Somit legte der DAX in den zwölf Monaten eines Rezessionsjahres im Durchschnitt um 31 Prozent zu. Das sind aus unserer Perspektive keine schlechten Aussichten für 2023, dass mit großer Wahrscheinlichkeit ein Rezessionsjahr werden wird.
Aktien leiden in den Jahren vor der Rezession
Warum erzielen Aktien in Rezessionsjahren solch herausragenden Ergebnisse? Aktionäre sind von den schlechteren wirtschaftlichen Aussichten ebenso betroffen wie Unternehmen und Beschäftigte. Allerdings trifft es sie deutlich früher. Die Aktienkurse sinken etliche Monate vor der Rezession, weil die Märkte versuchen, die realwirtschaftliche Entwicklung vorwegzunehmen.
Auch diese These lässt sich nachprüfen. Schauen wir uns dazu die Entwicklung des DAX in den Jahren vor einer Rezession an:
In drei der sieben Vor-Rezessionsjahre verbuchte der DAX hohe zweistellige Verluste. Das war so 1966 mit -21 Prozent, 2002 mit -44 Prozent und 2008 mit -40 Prozent. In drei der sieben Vor-Rezessionsjahre betrug der Zugewinn plus/minus zwei Prozent und ein Prozent (1974, 1981 und 1992)
Nur 2019 gewann der Index 25 Prozent hinzu. Dies lässt sich damit erklären, dass zu diesem Zeitpunkt niemand eine Rezession auf dem Schirm hatte. Die weltweiten Lockdowns wegen der Covidpandemie 2020 kamen völlig überraschend.
Damit ist 2022 aller Voraussicht nach ein Vorrezessionsjahr gewesen, in dem die Aktienmärkte die schlechtere realwirtschaftliche Entwicklung quasi das ganze Jahr über eingepreist haben. Verhalten sich die Aktienmärkte wie in den vergangenen 60 Jahren, könnte 2023 ein gutes, wenn nicht sogar ein sehr gutes Aktienjahr werden.
Stephan Albrech ist Vorstand der Albrech & Cie Vermögensverwaltung AG in Köln
Autor Redaktion
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