14. Februar 2023
2023: Das Jahr der Wiederentdeckung europäischer Aktien

2023: Das Jahr der Wiederentdeckung europäischer Aktien

Das Jahr 2023 beginnt für europäische Aktien durchaus hoffnungsvoll. Die Kurse der deutschen und europäischen Aktienindizes steigen und liegen weit vor denen der US-amerikanischen, die lange die Nase vorne hatten. Was hat sich geändert?

Mit einem Plus von knapp 8 Prozent begann das neue Jahr für den deutschen Aktienindex DAX sehr erfreulich. Ähnlich erging es dem Euro Stoxx 50, dessen Kurs mit 6,5 Prozent ebenfalls kräftig zulegte. Vergleichbare Aktienindizes aus dem US-amerikanischen Markt schwächeln dagegen und die Kurse bewegen sich deutlich unter denen der europäischen Indizes. Die Gründe für deren gute Performance sind unterschiedlich.

Branchengewichtung

In Europa dominieren andere Branchen die großen Indizes als in den USA. Sind es bei uns eher Rohstoffproduzenten, Energieversorger, Banken und Versicherungsgesellschaften, die zum Beispiel im Euro Stoxx 50 vertreten sind, werden Indizes in den USA häufig von Technologieunternehmen angeführt. Vor allem Banken profitieren von der aktuellen Zinsentwicklung. Seit Oktober 2022 erhalten Banken wieder Zinsen, wenn sie Gelder bei der Europäischen Zentralbank anlegen. Derzeit sind es 2,5 Prozent – der Wert wird im Laufe des Jahres vermutlich noch weiter steigen. Diese Entwicklung bescherte den Banken in den vergangenen Monaten Millionenerträge – die Deutsche Bank erzielte 2022 das beste Vorsteuerergebnis seit 16 Jahren. Experten rechnen mit mehreren Milliarden Zinsgewinn, die Banken durch die EZB-Einlagen erwirtschaften.

Und auch die Preise für Rohstoffe wie Gas, Öl oder Metalle bewegen sich noch immer auf einem hohen Niveau, auch, wenn sie aktuell nicht mehr den Höchststand erreichen. Die Situation der Unternehmen wirkt sich in diesem Fall positiv auf die Indizes aus, in denen sie vertreten sind. Anders sieht es beim Blick über den großen Teich aus. Hier beeinflusst die Entwicklung der Aktienkurse der großen Technologieunternehmen die Indizes negativ. Denn viele Unternehmen wie Meta, Alphabet und Apple leiden unter schwachem Wachstum und gestiegenen Zinsen, die in schlechteren Unternehmensbewertungen resultieren.

Niedrige Zinsen

Obwohl die Zinsen auch für Verbraucher gestiegen sind und mittlerweile für klassische Sparprodukte wie Tages- und Festgeld wieder Zinsen winken, sind diese Anlageformen dennoch renditetechnisch weit abgeschlagen. Der Zinssatz mag im Vergleich zu den Null- und Negativzins-Jahren hoch sein, aber der Realzins liegt dennoch im Minusbereich. Er gleicht die aktuell hohe Inflation nicht aus. Bei einer Inflationsrate von 8 Prozent ergibt sich für Verbraucher bei einem Zinssatz von 2 Prozent aufs Tagesgeld immer noch kein Gewinn. Der Zinssatz gleicht die Preissteigerung nur ein wenig aus. Aktien- und börsengehandelte Indexfonds bleiben weiterhin alternativlos, wenn man Rendite erwirtschaften will. Anlegerinnen und Anleger sehen sich daher nach Unternehmen um, bei denen auch die zukünftige Wertentwicklung positiv prognostiziert wird.

Schwacher Euro

Europäische Firmen profitieren deswegen vom niedrigen Euro-Kurs, weil ihre Produkte für Kunden aus dem Ausland günstiger werden. Vor allem Herstellern aus der Auto- und Maschinenindustrie könnte das helfen. US-Amerikanern, die auf deutsche Qualität setzen wollen, bieten sich durch den schwachen Euro gerade gute Chancen auf günstige Käufe. Das erhöht die Gewinne und beflügelt die Aktienkurse der entsprechenden Unternehmen.

Rebound-Effekt

Die Energiekrise verleitete viele Anleger zu Leerverkäufen von europäischen Aktien. Als die Energiepreise fielen, wurden diese Positionen wieder geschlossen, was zu einer starken Kurserholung (Rebound) der Aktien führte.

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Fazit

Ob die deutschen und europäischen Indizes weiterhin auf der Überholspur bleiben und sich nach und nach mehr Investoren auf DAX, Euro Stoxx und Co. stürzen, werden die kommenden Monaten zeigen. Wie stets am Aktienmarkt bleibt vieles volatil: Zinsentwicklungen, wirtschaftliche Bedingungen und Nachfragen können sich schnell ändern. Auch eine mögliche Rezession wird die Aktienmärkte nachhaltig beeinflussen. Alles in allem bieten Europas Börsen derzeit aber eine echte Alternative zu US-Aktien.