ROUNDUP: Rohstoffkonzern BHP erwägt Übernahme von Anglo American
NEW YORK (dpa-AFX) - In dem Rohstoffsektor könnte sich eine der größten Übernahmen seit Langem anbahnen. Der Minenriese BHP Group (Profil) erwägt einen Kauf des Branchenkollegen Anglo American (Profil). BHP bestätigte, Mitte April mit einem entsprechenden Vorschlag an Anglo American herangetreten zu sein. Der Konzern würde in einem reinen Aktientauschgeschäft knapp 0,71 eigene Aktien je Anglo-American-Papier bieten, teilte BHP am Donnerstag in London mit. Damit würde der Bergbaukonzern insgesamt mit 31,1 Milliarden britischen Pfund (rund 36,2 Mrd Euro) bewertet. Das Angebot bezeichnete BHP als "nicht bindend", es sei noch offen, ob es zu einem verbindlichen Angebot kommen werde.
Voraussetzung des Angebots sei dabei, dass Anglo American zunächst seine südafrikanischen Geschäfte mit Platin und Eisenerz abspalte. Die Beteiligungen an Anglo American Platinum und Kumba Iron Ore sollten dabei an die Aktionäre von Anglo American weitergereicht werden. Am späten Mittwochabend hatte Anglo American bereits bestätigt, dass es von BHP ein unverlangtes Übernahmeangebot erhalten habe und dies prüfen werde. Zuvor hatte die Nachrichtenagentur Bloomberg unter Berufung auf mit der Angelegenheit vertraute Personen über eine mögliche Transaktion berichtet.
Anglo American gilt seit längerem als mögliches Übernahmeziel unter den großen Bergbaukonzernen, verfügt das Unternehmen doch über große Kupfer-Vorkommen in Südamerika. Das rote Metall bekommt für die Rohstoffindustrie zunehmend Priorität. Frühere Interessenten fühlten sich jedoch durch die komplizierte Unternehmensstruktur sowie den Rohstoffmix und das starke Engagement in Südafrika abgeschreckt.
BHP baute im vergangenen Jahr rund 1,2 Millionen Tonnen Kupfer ab, die Produktion von Anglo American lag bei 826 000 Tonnen. Ein Zusammenschluss würde dem neuen Unternehmen einen Marktanteil von gut 10 Prozent geben. Die Transaktion könnte daher Wettbewerbsprobleme nach sich ziehen, insbesondere da die Politik Kupfer zunehmend als "kritisches" Material betrachte, erklärte Christopher Lafemina vom Analysehaus Jefferies in einer ersten Reaktion. Weiterhin würde es ihn nicht überraschen, wenn es zu einem Bieterwettkampf mit anderen Interessenten kommen würde. Seitens der Analysten von RBC hieß es, die Transaktion sei noch in einem sehr vorläufigen Stadium und außerdem an Konditionen gebunden. Zudem seien noch viele Details offen. Über mögliche Synergien etwa sei noch nichts bekannt.
Anglo American hatte im vergangenen Jahr mit einigen Problemen zu kämpfen. Neben sinkenden Preisen für einige Schlüsselrohstoffe musste das Unternehmen nach Schwierigkeiten in der Erzeugung seine Produktionsziele kappen. An der Börse stürzte der Wert daraufhin ab. Die in London notierte Anglo American kommt nach einem Kursrutsch von zwölf Prozent in den letzten zwölf Monaten noch auf eine Marktkapitalisierung von 27 Milliarden Pfund. BHP, deren Anteile in London und Sydney gehandelt werden, ist mit einem Börsenwert von 149 Milliarden Dollar (rund 139,3 Mrd Euro) deutlich schwerer.
Am Donnerstag legte die Aktie von Anglo American 12 Prozent zu, während die BHP-Aktie vier Prozent verlor./nas/lew/stk