ROUNDUP: JPMorgan und Citigroup kämpfen mit höheren Kosten - Aktien geben nach
NEW YORK (dpa-AFX) - Geringere Rückstellungen für Kreditausfälle haben der US-Großbank JPMorgan Chase (Profil) im ersten Quartal überraschend viel Gewinn beschert. Mit gut 13,4 Milliarden US-Dollar (12,5 Mrd Euro) lag der Überschuss sechs Prozent höher als ein Jahr zuvor, wie das größte Geldhaus der Vereinigten Staaten am Freitag in New York mitteilte. Bei der Konkurrentin Citigroup (Profil) lief das Geschäft zumindest besser als gedacht. Doch der Rückenwind der stark gestiegenen Zinsen lässt für die Banken nach. Stattdessen müssen sie sich mit höheren Kosten herumschlagen.
An der Börse wurden die Neuigkeiten negativ aufgenommen. Obwohl JPMorgan mehr verdiente als von Analysten erwartet, ging es für die Aktie nach Handelsbeginn in den USA um rund fünf Prozent auf 185,83 Dollar abwärts. Damit entfernte sie sich weiter von ihrem vor wenigen Wochen erreichten Rekordhoch von gut 200 Dollar. Die Citi-Aktie büßte zuletzt rund ein halbes Prozent ein.
JPMorgan-Chef Jamie Dimon zeichnete ein gemischtes Bild von der Zukunft. Zwar seien viele Wirtschaftsindikatoren weiterhin günstig. Allerdings gebe es bedeutende Unsicherheiten. Dazu zählt er Kriege, wachsende geopolitische Spannungen, anhaltende Inflation und die Folgen der strafferen Geldpolitik der US-Notenbank.
So war die Inflation in den Vereinigten Staaten zuletzt höher ausgefallen als gedacht, was eine baldige Senkung der Zinsen unwahrscheinlicher macht. Dimon hatte schon seit Monaten gewarnt, dass sich die Inflation hartnäckiger erweisen könnte als am Markt erwartet. Erst am Montag schrieb er in einem Brief an die Aktionäre, dass JPMorgan auf Zinssätze von zwei bis acht Prozent "oder sogar mehr" vorbereitet sei.
Für das laufende Jahr rechnet der Manager für sein Haus weiterhin mit einem Zinsüberschuss von etwa 90 Milliarden Dollar. Die bereinigten Betriebskosten dürften mit 91 Milliarden Dollar jedoch höher ausfallen als zuletzt vorhergesagt.
Im ersten Quartal brachten die gestiegenen Zinsen der Bank erneut höhere Einnahmen: Die gesamten bereinigten Erträge wuchsen um acht Prozent auf 42,5 Milliarden Dollar. Zudem legte JPMorgan nur 1,9 Milliarden Dollar für drohende Kreditausfälle zurück und damit rund 400 Millionen weniger als ein Jahr zuvor. Analysten hatten hingegen einen Anstieg auf fast 2,8 Milliarden erwartet.
Dass der Quartalsgewinn nicht höher ausfiel, lag auch an dem Kollaps zweier US-Banken im vergangenen Jahr. Denn JPMorgan legte 725 Millionen Dollar für die Zahlungen an den Einlagensicherungsfonds zurück, der nach der Rettung der beiden Institute wieder aufgefüllt werden muss. Eine der Krisenbanken - First Republic - gehört inzwischen zum JPMorgan-Konzern.
Auch die JPMorgan-Konkurrentin Citigroup musste Geld in den Sicherungsfonds nachschießen. Mit 251 Millionen Dollar fiel ihr Beitrag aber deutlich geringer aus. Ende 2023 hatten die großen US-Geldhäuser sogar Milliardensummen für den Fonds zurückgestellt.
Unterdessen startete Citigroup trotz eines Gewinneinbruchs besser ins Jahr als von Analysten erwartet. Im ersten Quartal erzielte das Geldhaus einen Überschuss von 3,4 Milliarden US-Dollar (3,2 Mrd Euro) und damit 27 Prozent weniger als ein Jahr zuvor, wie es kurz nach JPMorgan mitteilte. Anfang 2023 hatte Citigroup allerdings von dem Verkauf ihres Privatkundengeschäfts in Indien profitiert.
Insgesamt gingen die Erträge der Bank im Jahresvergleich zwar um zwei Prozent auf 21,1 Milliarden Dollar zurück. Rechnet man den Sondereffekt aus dem Indien-Verkauf aus dem Vorjahr heraus, wären sie jedoch um drei Prozent gestiegen.
Citigroup ist die weltweit zweitgrößte Emittentin von Kreditkarten, und die Kunden setzten ihre Karten auch im ersten Quartal fleißig ein. Allerdings schlugen drohende Kreditausfälle bei der Bank teurer zu Buche: Das Management steckte deshalb knapp 2,4 Milliarden Dollar in die Risikovorsorge, ein Fünftel mehr als im ersten Quartal 2023.
Citi-Chefin Jane Fraser arbeitet derzeit an einem umfangreichen Konzernumbau. Im Januar kündigte sie die mittelfristige Streichung von rund 20 000 Arbeitsplätzen an. Künftig gibt es nur noch 8 statt 13 Führungsebenen. Der Umbau habe zu einer "saubereren, einfacheren Managementstruktur geführt", sagte Fraser nun. Die Bank habe gute Fortschritte gemacht. Sie mustere veraltete Plattformen aus und vereinfache Geschäftsabläufe.
Von sinkenden Kosten war im ersten Quartal jedoch noch nichts zu spüren. Im Vergleich zum Vorjahr wuchsen die Aufwendungen um sieben Prozent auf 14,2 Milliarden Dollar. Dabei schlugen neben den Zahlungen an den Einlagensicherungsfonds auch Abfindungen für ausscheidende Beschäftigte mit rund 250 Millionen Dollar negativ zu Buche.
Auch die Großbank Wells Fargo (Profil) musste im ersten Quartal einen Gewinnrückgang hinnehmen. Mit 4,6 Milliarden Dollar verdiente sie gut sieben Prozent weniger als ein Jahr zuvor. Zwar legte sie diesmal weniger Geld für gefährdete Kredite zurück, doch die Betriebskosten stiegen stärker als die Erträge.
So sank der Zinsüberschuss sogar um acht Prozent auf 12,2 Milliarden Dollar und damit noch stärker als von Analysten erwartet. Zugleich sprangen die Kosten um rund fünf Prozent auf 14,3 Milliarden Dollar nach oben. Wie JPMorgan und Citigroup musste auch Wells Fargo Geld in den Einlagensicherungsfonds nachschießen - in diesem Fall 284 Millionen Dollar. An der Börse kamen die Neuigkeiten dennoch besser an: Die Wells-Fargo-Aktie legte um rund ein halbes Prozent zu./stw/jsl/he