8. April 2013
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Wiederholt sich die Geschichte?

Der deutsche Aktienindex DAX notiert über 8.000 Punkten, nahe seinen langjährigen Höchstständen aus den Jahren 2000 und 2007. In beiden Jahren erlebten Anleger nach neuen Rekordständen ein Debakel.

Zuerst forderte der „Neue Markt“ seinen Tribut.In 2007 sorgte die Lehman-Pleite für dramatische Kursverluste. Nachdem sich die Geschichte aus der Wahrnehmung vieler Marktteilnehmer wiederholt, warnen nun Experten vor einem erneuten Crash. Doch die aktuellen 8.000 DAX-Punkte haben nicht viel mit den Rekordständen der Vergangenheit zu tun. Deutschlands wichtigste Unternehmen verdienen zurzeit so gut wie nie. Lag in 2000 das durchschnittliche Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) durch sündhaft teure Bewertungen bei „Hightech-Titeln“ noch bei 30, gab es in 2007 eine 16-fache Gewinnbewertung. Heute wird der Faktor 11 bezahlt.

Dass etwas mit dem DAX nicht stimmen kann, wird deutlich, wenn man die Entwicklung der einzelnen Indexmitglieder betrachtet. Seit dem bisherigen Höchststand am 16. Juli 2007 mit 8.105 Punkten waren 36 Aktientitel zeitweise im Index notiert. Davon weisen heute nur 16 einen höheren Kurs auf als damals, immerhin 20 liegen darunter – teilweise sogar sehr deutlich. Gerade DAX-Schwergewichte wie Deutsche Bank, Deutsche Telekom, Allianz oder E.on notieren weit unter ihren Höchstständen. Hier stehen weiterhin Kursverluste von 40, 60 oder 80 Prozent zu Buche. Commerzbank–Aktionäre führen die „Rote Liste“ mit Kursverlusten von über 95 Prozent an!

Doch wie kann es sein, dass eine Mehrheit der Firmen nach wie vor weit von ihren Höchstständen notiert, aber der Index fast auf dem gleichen Rekordniveau liegt? Des Rätsels Lösung liegt an der ungewöhnlichen Berechnung des Index. So bleiben Dividendenzahlungen und Kapitalmaßnahmen bei der Berechnung unberücksichtigt. So steht die Aktie der Deutschen Telekom aktuell bei rund 8,50 Euro, im Juli 2007 notierte sie indes bei 13,58 Euro. Zwischenzeitlich wurden jedoch 3,74 Euro je Aktie ausgeschüttet. Rechnet man diese Beträge hinzu, ist das Minus seitdem weitestgehend verschwunden. Wenn man also die gezahlten Dividenden der DAX-Titel mit berücksichtigt, sind fast alle Verluste der Vergangenheit wieder wettgemacht.

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Burkhard Wagner

Mit diesem Bewertungsverfahren befindet sich der DAX jedoch weltweit relativ allein auf weiter Flur. Um international vergleichen zu können, eignet sich der allerdings relativ selten zitierte „DAX-Kursindex“ wesentlich besser. Hier bleiben Dividenden unberücksichtigt. Dieser Kursindex erlebte seinen bisherigen Rekord im März 2000 mit 6.266 Punkten, Mitte Juli 2007 stand er bei 5.302. Aktuell notiert er bei 4.345 Punkten – immerhin noch 40 Prozent bis zu den bisherigen Rekordmarken. Von einer dramatischen Überbewertung kann man somit nicht sprechen. Deutschlands Firmen sind also immer noch rund ein Drittel weniger wert als zur Jahrtausendwende, verdienen jedoch etwa zweieinhalbmal so viel wie damals. Das spricht für weitere Kurssteigerungen, zumindest mittelfristig.

Antizyklisch positiv erscheint auch die Tatsache, dass die Zahl der Skeptiker relativ hoch ist und die durchschnittliche Investition in deutschen Aktien bei Privatinvestoren und vor allem bei institutionellen Investoren unverändert gering ist. Die Münchener Rückversicherung berichtete zuletzt eine aktuelle Aktienquote von 3,7 Prozent.

Fazit: Deutschlands Aktien sind trotz Kurssteigerungen der letzten Monate nicht zu teuer bewertet. Bei unverändert unattraktiven Anlagealternativen sowie einer weltweit überbordenden Geldschwemme bleiben DAX-Investments mittelfristig interessant. Es macht sich jedoch bei einigen Marktteilnehmern eine gewisse Sorglosigkeit über die weitere Kursentwicklung breit. Zudem sind weder die internationale Schuldenkrise noch die Eurokrise geklärt. Für Zukäufe im DAX würden wir derzeit noch auf Kurskorrekturen warten.