12. Dezember 2012

Die Tücken des Trends

 


Die Wirtschaft der Türkei boomt. An und mit der türkischen Börse lässt sich viel Geld verdienen. Dabei ist aber Vorsicht geboten, denn noch ist die Türkei nach Meinung von Uwe Zimmer, Vorstand der Meridio Vermögensverwaltung, nicht in sicherem Fahrwasser.

Gute Signale, aber Probleme für Anleger

Türkeifonds oder Fonds mit einem hohen Anteil an türkischen Investments verzeichnen starke Nachfrage, viele Anlageberater haben die Produkte in ihren bunten Strauß von Möglichkeiten aufgenommen. Privatanleger kümmern sich plötzlich um den Kurs der türkischen Lira und verfolgen die Istanbuler Börse. Klare Warnsignale also.

Uwe Zimmer
Uwe Zimmer

Das Interesse ist durchaus gerechtfertigt. Die Wirtschaft des Landes läuft gut, Investitionen in Infrastruktur und Anlagen sorgen dafür, dass dieses Wachstum auch nachhaltig sein wird. Die Börse honoriert das und hangelt sich weiter und weiter nach oben. Auch die politische Lage im Land, vor einigen Jahren noch sehr kritisch beäugt, hat sich weitgehend stabilisiert.

Alles rosarot also? Ja und nein. Denn dass die Wirtschaft sehr gut laufen und weiter wachsen wird, scheint ausgemacht. Ob aber Anleger, namentlich solche aus dem Euroraum, davon langfristig profitieren können, ist lange nicht so sicher.

Gefahr des Trends

 

Denn zum einen neigt jeder Trend, der zu stark im Vertrieb gespielt wird, dazu, irgendwann zu brechen. Das kann schnell geschehen oder auch noch einige Zeit dauern, aber es wird geschehen. Zum anderen ist die gesamte Region wieder einmal instabil. Der Bürgerkrieg in Syrien, dem direkten Nachbarn der Türkei, überdeckt derzeit andere potenzielle Krisenherde wie etwa den Libanon oder das ungeklärte Verhältnis des langsam wieder erstarkenden Iraks zu seinen Nachbarn.

Flammt hier an einer Stelle ein Konflikt auf, kann dies sehr schnell auf die Börsen schlagen. Geld, das derzeit in rauen Mengen in die Türkei fließt, kann dann auch sehr schnell wieder die Richtung wechseln und in andere, neue interessante und aufstrebende Märkte fließen.

Außerdem ist da das Risiko des Wechselkurses. Wer in türkischer Lira investiert, muss nicht unbedingt in Euro als Gewinner dastehen. Wer allerdings, auch aus Deutschland heraus, mit türkischer Lira etwas direkt anfangen kann, stellt sich hier besser.

Fazit:

Wie also umgehen mit der Türkei? Die möglichen Gewinne links liegen lassen? Nein, nur um die Gefahren wissen und so handeln. Ein breiter gefasstes Investment über die Region hinaus ermöglicht eine Streuung des Risikos. Direkte Investitionen in Infrastrukturprojekte sind möglich, genau wie der Ausschluss des Wechselkursrisikos durch Direktanlagen vor Ort. In jedem Fall aber gilt, dass selbst für optimistischste Türkei-Enthusiasten der Anteil des Landes im Portfolio immer nur eine Beimischung sein sollte, nie das Hauptinvestment.