Der erste Bitcoin-ETF – nur noch eine Frage der Zeit?
Verachtet, verhöhnt und doch begehrt: Während manche Anleger Bitcoin als undurchsichtige Betrugsmasche sehen, ist er für andere das neue Gold. Wie sieht es aus mit dem ersten Bitcoin-ETF?
In unsicheren Zeiten kaufen die Menschen Gold. Kein Wunder also, dass der Goldkurs seit der Coronakrise steil bergauf geht und ein Allzeithoch erreich hat. Da die Mittelschicht sich gerade auf Gold stürze und es verteure und es momentan eh kaum Zinsen gibt, empfiehlt Geld-Guru Robert T. Kiyosaki ein Investment ins digitale Gold – den Bitcoin.
Für Kiyosaki steht fest: In drei Jahren könnten das digitale Gold für 75.000 Dollar gehandelt werden. Mit solchen Prognosen steht Kiyosaki nicht alleine da: Letztes Jahr sagten Experten der Bayerischen Landesbank voraus, dass der Bitcoin bis Mai 2020 auf 90.000 Dollar steigen könnte. Heute wissen wir, sie haben geirrt. Jim Reid, Analyst der Deutschen Bank, glaubt sogar, dass Kryptowährungen sogenanntes Fiat-Geld bis 2030 ablösen könnten.
Die turbulente Bitcoin-Story
Wenn aber jemand wie Kiyosaki sich zu so einer Prognose hinreißen lässt, dann sollte es sich lohnen mal einen genaueren Blick auf Bitcoin zu werfen, denn momentan beschäftigt die Community vor allem ein Thema: Wird es bald auch einen Bitcoin-ETF geben?
Ende Juli wurde ausgerechnet in Deutschland ein Meilenstein für die Akzeptanz von Bitcoins gelegt: Der weltweit erste zentral geclearte Bitcoin-ETN ist auf Xetra gestartet. Mit dem HANetf BTCetc Bitcoin Exchange Traded Crypto (WKN: A27Z30) können Privatanleger nun auch auf einfache Weise an den Marktbewegungen des digitalen Golds partizipieren. Für die Krypto-Gemeinschaft ein großer Fortschritt, auf dem Weg zu mehr Akzeptanz – und möglicherweise auch zum ersten Bitcoin-ETF. Bis hierhin war es bereits ein steiniger Weg.
Um zu verstehen, warum so viele Menschen gegenüber dem Bitcoin und anderen Währungen immer noch sehr kritisch eingestellt sind und warum die Krypto-Gemeinschaft seit langer Zeit den ersten Bitcoin-ETF herbei sehnt, muss man auch ein wenig in die turbulente Geschichte zurückschauen.
Amazon für Drogenabhängige
Schon lange hat keine Anlageform die Anlegerwelt so sehr gespalten wie der Bitcoin. Noch vor wenigen Jahren, haben die meisten Menschen nichts von Kryptowährungen und deren Galionsfigur dem Bitcoin gehört. Im Oktober 2013 gelangte die Währung zu zwielichtigem Ruhm als Ross Ulbricht verhaftet wurde: Der Vorwurf: Drogenhandel, das Hacken von Computern und Geldwäsche – alles mithilfe der Digitalwährung Bitcoin.
Seitdem war Bitcoin für viele Menschen ein Mittel zu kriminellen Handlungen und dubiosen Geschäften. Ulbricht schaffte es, im Darknet eine Plattform zu erstellen, die wie Amazon für Drogenabhängige oder exzessive Partygänger war: Auf Silke Road konnten Händler verschiedene Drogen anbieten und handeln. Die Käufer wiederum konnten die gekaufte Ware sogar bewerten lassen. Bezahlt wurde anonym mit Bitcoins, wofür Silk Road eine Verkaufsprovision bekam. Man könnte also sagen, Ulbricht war so etwas, wie der Jeff Bezos des Darknet.
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Ausbruch des Bitcoin-Fiebers
Ulbricht landete im Knast und Bitcoin galt seitdem als neue Währung der Gangster. Ende 2017 schaffte es der Bitcoin dann wieder in die Medien: diesmal als der neue Hype und eine neue Blase. Plötzlich verkauften junge Familienväter ihr gesamtes Hab und Gut und investierten es in die Kryptowährung. Menschen nahmen Kredite auf, um den Hype nicht zu verpassen und in Großbritannien ließ ein Mann eine ganze Mülldeponie nach seiner entsorgten Festplatte absuchen. Das Bitcoin-Fieber war ausgebrochen.
Noch im Januar 2017 lag der Kurs für einen Bitcoin bei unter 1.000 Dollar bzw. 963 Euro und vereinte eine Marktkapitalisierung von 15 Milliarden US-Dollar. Man muss bedenken, dass die gesamte Marktkapitalisierung gerade einmal bei 17 Milliarden Dollar lag. Im Vergleich: Gold hatte zu dem Zeitpunkt eine Marktkapitalisierung von etwa 7 Billionen US-Dollar.
In jenem turbulenten Jahr gelang dem Bitcoin fast wöchentlich ein neues Hoch. Ab dem Sommer gab es schließlich kein Halten mehr und der Kurs schien sich innerhalb weniger Monate zu verdoppeln: 2.000 Dollar Ende Mai, 4.000 Dollar im August, 8.000 Dollar Ende November, und schließlich 20.000 Dollar zum Jahreswechsel.
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Die Blase platzt
„Wenn es in der Bild-Zeitung steht, ist der Trend schon vorbei“, sagen viele. Ende November berichtete sogar jede kleine Kreis- oder Ortszeitung über den Hype und versuchte der breiten Masse zu erklären, worum es hier eigentlich geht. Gar nicht so einfach, wenn man es zusätzlich mit einem gänzlich neuen Vokabular zu tun hat: Blockchain, Private Key, Mining, Bitcoin-Wallet und dazu Akronyme wie FOMO (= Fear of Missing out, also die Angst der Anleger etwas zu verpassen) und Hodln.
Letzteres ist in einem Bitcoin-Forum entstanden. Während des Bitcoin-Crashs 2013, schrieb ein User einen Beitrag mit der Überschrift „I AM HODLING“. Darin erklärte er, warum er trotzdem an der Digitalwährung festhalte und dass er die Überschrift so gewählt habe, weil er momentan betrunken sein. Der Post ging viral und aus „hold“, dem Englischen „halten“, wurde ein eingedeutschtes „hodln“.
Anfang 2018 ist die Blase schließlich geplatzt und der Kurs sank zwischenzeitlich auf 3.400 Dollar. Wie nach dem Platzen jeder Blase, hatte auch dies eine bereinigende Wirkung auf den Markt und viele der sogenannten Shitcoins verschwanden.
Verbot in China
Kryptowährungen bieten das einzigartige Potenzial, das wirklich jeder einen Coin erstellen und über seine eigene Webseite anbieten kann. Leichtes Spiel für Betrüger, die unwissenden oder naiven Menschen schnellen Reichtum versprechen und ein weiterer Grund für das Schmuddel-Image dieser Anlageklasse. Andererseits ein guter Grund für viele Länder Kryptowährungen zu verbieten. Das größte Augenmerk legte die internationale Krypto-Community bislang auf zwei Länder: China und die USA.
China, das Land in dem die meisten Mining-Firmen stehen, hat bereits 2017 ein Verbot für den Handel nicht-staatlicher Kryptowährungen umgesetzt. Das Mining bleibt jedoch erlaubt und China weiterhin Geburtsort der meisten Bitcoins. Um einen Bitcoin zu erzeugen, bzw. zu minen müssen komplexe Rechenaufgaben gelöst werden, für die es eine ungeheure Rechenpower und enorm viel Strom braucht.
Heutzutage wird Bitcoin immer noch nicht als Währung anerkannt, aber als virtuelles Gut betrachtet. Bedeutet: Investitionen und Verträge in Bezug auf Bitcoin sind illegal, der Privatbesitz, die Verbreitung und die Transaktion zwischen Einzelpersonen sind jedoch nicht illegal.
US-Banken dürfen Kryptowährungen verwahren
Und die USA? Hier ist die Rechtslage noch unklar, aber es öffnen sich immer mehr Türen: Im US-Bundesstaat Wyoming können ab dem 1. Juli dieses Jahres Versicherungen in Kryptowährungen investieren. Hier geht es also um den größten Versicherungsmarkt der Welt, der ein jährliches Gesamtvolumen von 1,47 Billionen Dollar umfasst. Bereits sehr kleine Positionen als Beimischung in bestehende Portfolios, könnten also zu großen Auswirkungen auf dem gesamten Krypto-Markt führen.
Erst Ende Juli gab es zudem eine weitere positive Nachricht aus Nordamerika: Die US-Aufsichtsbehörde, Office of Comptroller of the Currency (OCC), in einem offenen Brief bekannt, dass es landesweit zugelassenen Banken erlaubt sei, Verwahrungsdienste für Kryptowährungen anzubieten. Für Krypto-Fans ist diese Nachricht ein großer Hoffnungsträger.
Denn in der Begründung steht, dass dadurch Kryptowährungen im Einklang mit soliden Risikomanagement-Praktiken verwahrt werden sollen. Auch sollen sie mit den allgemeinen Geschäftsbedingungen und bestehenden Richtlinien der Bank verbunden werden.
Solche Nachrichten erfreuen die gesamte Bitcoin-Gemeinde. Denn genau solche Richtlinien sind es, die Kryptowährungen endlich den Ritterschlag versetzen, indem man Anlegern Rechtssicherheit gibt und die digitale Währung endlich salonfähig macht.
Bitcoin-ETF in greifbarer Nähe
Und hierzulande? Im internationalen Vergleich ist Deutschland an der Speerspitze. Nicht nur ist hier bereits seit Jahresbeginn der Verwahrungsdienst von Banken für Kryptowährungen erlaubt und eine Bafin-Lizenz für Krypto-Händler angeschoben – der Gesetzentwurf für Krypto-Wertpapiere ist fertiggestellt! Der Reformentwurf sieht eine Modernisierung des deutschen Wertpapierrechts vor und betrifft zunächst nur Anleihen. Allerdings werden auch Gesetzesinitiativen in Bezug auf Aktien und Fonds in Aussicht gestellt. Und somit kommt die Kryptogemeinschaft dem ganz großen Ziel einen Schritt näher: dem ersten Bitcoin-ETF.
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Wer aktuell Bitcoins kaufen möchte, hat noch immer einige Hürden zu überwinden: Angefangen von der Wahl einer guten Plattform und dem Erstellen eines Kontos, bis hin zum Kauf und der Verwahrung der Coins, läuft vieles anders, als beim klassischen Aktienhandel. Privatanleger müssen zwischen Plattformen wählen, die mit Namen wie Kraken nicht sehr vertrauenswürdig wirken.
Zudem geraten diese Plattformen immer wieder in die Kritik, wenn sie Opfer von Cyberangriffen werden und Nutzern die Coins einfach aus dem privaten Account geklaut werden. Um das zu verhindern, gibt es sogenannte Hard-Wallets, mit denen man sein Krypto-Geld sicher aufbewahren kann. Doch auch hier bedarf es einer gewissen digitalen Affinität und nicht selten kommt es vor, dass User unvorsichtig und ahnungslos ihre Passwörter in Facebook-Gruppen posten. Die Hemmschwelle unter konservativen Anlegern ist also groß – und die Angst vor Betrug noch größer.
ETNs als Wegbereiter für Bitcoin-ETF
Ein weiterer Nachteil vom Krypto-Markt, der durch einen Bitcoin-ETF aufgelöst werden würde, sind die Einstiegsmöglichkeiten. Zwar lässt sich der Bitcoin in viele kleine Einheiten (=Satoshis, nach dem Erfinder) teilen, manche Plattformen verlangen jedoch einen Mindestkauf. Des Weiteren ist die Handelsgebühr mit etwa 0,5 % bis 1 % des Handelsvolumens deutlich teurer, als beispielsweise ein Sparplan auf den MSCI World.
Fraglich ist natürlich, ob man mit einem exotischen Bitcoin-ETF bzw. Bitcoin-ETN hinsichtlich der Kosten überhaupt in die Nähe des MSCI World kommt. Der HANetf BTCetc Bitcoin Exchange Traded Crypto hat eine Verwaltungsgebühr von 2 Prozent und ist somit teurer als der direkte Kauf an einer Krypto-Börse.
[table “380” not found /]Ähnlich wie ETFs werden auch ETNs an den Börsen notiert und gehandelt. ETNs fungieren jedoch als eine Anleihe, die bis zur Fälligkeit gehalten, gekauft oder nach Belieben verkauft werden kann. Außerdem zählen ETNs nicht zum Sondervermögen der Emittenten, sodass hier ein Emittentenrisiko lauert. Da der BTCE nur in Euro erhältlich ist, müssen sich beispielsweise US-Anleger auch einem Währungsrisiko aussetzen.
Wer sich bislang aus Angst vor technischen Hürden oder Betrugsfällen nicht an den Kryptomarkt herantraute, hat nun die Möglichkeit mit einer niedrigen Einstiegsschwelle am Trend teilzunehmen.
Für die Krypto-Gemeinschaft bleibt zu hoffen, dass Bitcoin-ETNs Wegbereiter für den ersten Bitcoin-ETF werden. Denn die Vorteile für den Bitcoin wären gravierend. Nicht nur würde sich Handelsvolumen und somit auch der Preis erhöhen, allein die positive Nachricht darüber, könnte den Bitcoin auf ein neues Allzeithoch hieven.
Krypto-Profis glauben an Bitcoin-ETF
Ähnlich, wie man es Anfang des Jahrtausends beim Gold beobachten konnte. Und natürlich darf man nicht den Nebeneffekt vernachlässigen, dass auch andere Coins in ihrem Wert möglicherweise steigen würden.
Nicht nicht nur Privatanleger, sondern auch institutionellen Investoren, die sich nicht sehr gut mit Technologie auskennen, wären nun in der Lage, über einen klassischen ETF frei in die digitale Währung zu investieren. Und das wiederum hilft vielleicht auch ein weiteres großes Problem zu überwinden: Noch immer gibt es viele wenig Wale am Markt, die so große Positionen halten, dass sie damit den gesamten Markt bedienen können. Dieses Ungleichgewicht könnte durch die Teilhabe großer Fondsgesellschaften, Versicherungen oder Pensionskassen ausgeglichen werden.
Für die Krypto-Gemeinschaft steht unlängst fest, dass ein Bitcoin-ETF nur eine Frage der Zeit ist.