ETFs in aktiven Produkten - Rendite oder Kostenfalle?
Der ETF-Experte Detlef Glow beleuchtet und kommentiert Entwicklungen der ETF-Branche. Er veröffentlicht regelmäßig in verschiedensten Medien ETF-Artikel und -Kommentare.
Dass ETFs vielseitig einsetzbare Instrumente sind, mussten in den letzten Wochen auch Marktbeobachter im angelsächsischen Raum lernen. Sie stellten fest, dass immer mehr aktive Portfoliomanager ETFs im Rahmen ihres Managementprozesses einsetzen. Nun wird es den versierten Anleger nicht verwundern, denn schließlich sind die vielseitige Einsetzbarkeit der Produkte und deren Liquidität häufig genannte Vorteile von ETFs.
Aus diesem Grund wundert es mich auch, dass gerade dieses Thema nun in den Medien behandelt wird. Denn ETFs eignen sich als passive Produkte hervorragend für den Einsatz in aktiv gemanagten Fonds. Kann der Portfoliomanager doch mit ihrer Hilfe zum Beispiel die Kasse des Fonds effizient verwalten.
Vorteile der ETFs
Erhält ein Fonds, der in kleine oder mittel- große Unternehmen investiert, einen hohen Mittelzufluss, so versucht der Fondsmanager diesen möglichst schnell zu investieren, damit der in einem steigenden Marktumfeld voll partizipieren kann. Da gerade diese Aktien nicht immer in beliebiger Anzahl handelbar sind, kann die Verarbeitung eines entsprechenden Zuflusses einige Zeit dauern. Auch könnte es sein, dass der Fondsmanager keine der Positionen im Fonds aufstocken möchte und sich im Rahmen der Umpositionierung des Fonds gerade auf der Suche nach geeigneten Titeln befindet, was ebenfalls die Anlage des „frischen“ Kapitals verzögert. In beiden Fällen könnte der Fondsmanager durch den Kauf eines entsprechenden ETFs von einer positiven Marktbewegung profitieren, während er ohne Druck die besten Anlagemöglichkeiten sucht. Dabei ist anzumerken, dass dies auch für die Umpositionierung eines Portfolios gilt, denn auch bei solchen strategischen Veränderungen kann es sein, dass ein Fondsmanager nach dem Verkauf eines oder mehrerer Titel nicht sofort in einen neuen aussichtsreichen Wert investieren kann.
ETFs können aber auch umgekehrt eingesetzt werden. Um Anteilsscheinrückgaben auszahlen zu können, halten Investmentfonds immer einen gewissen Teil in Kasse. Dieser Barbestand wirkt sich in einem steigenden Markt negativ auf die relative Wertentwicklung des Fonds aus. Um dies zu vermeiden, kann der Fondsmanager einen ETF kaufen. So partizipiert der Fonds von der Wertentwicklung der Märkte und er kann den ETF, im Gegensatz zu vielen Einzeltiteln, jederzeit ohne großen Aufwand verkaufen.
Nun werden einige sagen, für diese Transaktionen hat man früher Finanzderivate wie Futures genutzt, bei denen keine Managementgebühr anfällt. Dieses Argument ist zwar richtig, allerdings sind Transaktionen in Derivaten nicht ganz so einfach, wie sich dies in der Theorie anhört. Zudem sind diese längst nicht für alle Märkte beziehungsweise Marktsegmente wie zum Beispiel auf regionale Branchen verfügbar, so dass ETFs gerade in den spezielleren Anlagesegmenten die geeigneten Instrumente sind, um den Fondsmanagern solche Transaktionen zu ermöglichen.
Nicht nur für Profis
Diese Vorteile können auch Privatanleger nutzen, wenn sie ihre strategischen Portfoliobestandteile nicht verändern wollen. Sie können dann ihre Vermögensaufteilung mit Hilfe von ETFs jederzeit an ihre persönlichen Vorgaben anpassen.
Meiner Ansicht nach ist es völlig richtig, dass Portfoliomanager die sich ihnen durch den Einsatz moderner Finanzinstrumente bietenden Möglichkeiten nutzen. Dabei kann ich auch nicht die Kritik der Marktbeobachter nachvollziehen, die insbesondere bei den Managementgebühren der Fonds ansetzt. Denn wenn dieses sogenannte Transition-Management gut gemacht wird, sollten die Anleger trotz der Gebühren in der Summe von diesen Transaktionen profitieren. Zudem lassen die meisten Beobachter bei ihren Kommentaren das Thema Opportunitätskosten, also die bei Nichtinvestition des Geldes ausgelassene Rendite, völlig außer Acht. Somit spricht nichts gegen das viel zitierte aktive Management mit passiven Produkten, also den Einsatz von ETFs zur taktischen Allokationssteuerung.