20. Dezember 2011

ETFs: Altes Jahr, alte Probleme

FRANKFURT (Börse Frankfurt). Trotz der weiter angespannten Nachrichtenlage ist das Geschäft mit ETFs eher durchwachsen. Mal wird gekauft, mal verkauft. Dabei wird fast ausschließlich auf große Indizes gesetzt.

Wenige Tage vor Weihnachten kehrt an den Märkten noch keine Ruhe ein. „Die Herabstufung Belgiens und einiger Banken, Zweifel der USA an der Umsetzung der Euro-Rettungsbeschlüsse, die erneute Absage von EZB-Präsident Mario Draghi an erweiterte Anleiherückkäufe, das Machtvakuum in Nordkorea und das überraschend starke ifo-Geschäftsklima: Es passiert viel“, fasst Florian Perini von Flow Traders die Ereignisse zusammen.

Im ETF-Handel wird je nach Nachrichtenlage gekauft und verkauft, dabei berichten die meisten Händler von einem insgesamt eher unterdurchschnittlichen Handelsaufkommen. „Die Weihnachtszeit macht sich bemerkbar“, erklärt Frank Mohr von der Commerzbank. „Das Volumen ist zurückgekommen“, meint hingegen Alexander Kuppler von der Deutschen Bank. Besonders der vergangene Donnerstag sei sehr umsatzstark gewesen.

Schwerpunkt bei DAX und Euro Stoxx 50

Sowohl Mohr als auch Kuppler melden einen richtungslosen Handel bei DAX- und Euro Stoxx 50-Trackern (WKN DBX1DA, ETF001, DBX1EU, ETF050). „Es geht rein und raus“, bemerkt Mohr. „Sehr umsatzstark sind wieder einmal ETFs auf den MSCI World“, ergänzt Kuppler (WKN DBX1MW). Die Abgaben dominierten hier leicht.

Vom Anteilen an ETFs auf den MSCI USA (WKN ETF120) trennen sich Anleger laut Commerzbank ebenfalls. Daneben werden auch Short-ETFs weiter rege gehandelt. In der Umsatzstatistik der Börse Frankfurt für die vergangenen fünf Handelstage belegt etwa der db x-trackers Short DAX (WKN DBX1DS) den zweiten Platz, auch das entsprechende Produkt auf den Euro Stoxx 50 (WKN DBX1SS) steht weit oben.

Auffällig kauffreudig zeigen sich Anleger im Übrigen beim SPDR S&P US Dividend Aristocrats (WKN A1JKS0), wie Mohr berichtet. Dabei handelt es sich um einen Dividendenstrategiefonds von State Street Global Advisors, der auf dem deutschen Markt relativ neu ist. „Es sind langfristig orientierte Investoren, die hier zugreifen“, erklärt Mohr. In den USA könne der ETF eine gute Entwicklung vorweisen.

Mutige steigen bei Banken-ETFs ein

Ein klarer Trend ist bei den Sektoren derzeit nicht auszumachen. Die Deutsche Bank meldet hohes Interesse am db x-trackers MSCI World Consumer Staples (WKN DBX0G6), der die Entwicklung von Unternehmen der Basiskonsumgüterbranche nachzeichnet. „Das beobachten wir schon seit einigen Wochen“, ergänzt Kuppler. Die Commerzbank sieht Technologie-ETFs (WKN ETF076) auf den Verkaufslisten sowie Indexfonds, die die Lebensmittel- und Getränkebranche abbilden (WKN ETF067), auf den Einkaufszetteln. „Auch bei Banken-ETFs steigen einige Anleger wieder ein“, bemerkt Mohr (WKN ETF062, A0F5UJ, DBX1SF). Banken-Indexfonds konnten zuletzt ihre Talfahrt zumindest abbremsen, auf Jahressicht sind allerdings noch Wertverluste von über 30 Prozent zu verzeichnen.

Lieber Bundesanleihen

„Bei den Renten-ETFs sind die Umsätze unterdurchschnittlich“, meint Mohr außerdem. Indexfonds mit deutschen und europäischen Staatsanleihen würden sowohl ver- als auch gekauft. Die Deutsche Bank sieht aber durchaus einen Trend heraus aus europäischen Anleihen und hinein in Bundesanleihen (WKN 628947, 628948, 628949). Daneben seien Geldmarkt-ETFs weiter umsatzstark (WKN DBX0AN). „Hier werden beide Seiten gespielt, tendenziell gibt es aber mehr Abgaben.“

Schwellenländern: Nur große Körbe interessieren

Ebenfalls wenig Beachtung finden im Moment Schwellenländer-ETFs. Wenn überhaupt gehandelt wird, konzentrieren sich Anleger auf breit angelegte Indexfonds, vor allem den iShares MSCI Emerging Markets (WKN A0HGZT), wie Stefano Valenti von der Unicredit Group berichtet. „Alles, was spezieller ist, läuft im Moment so gut wie gar nicht.“

© 20. Dezember 2011 / Anna-Maria Borse