9. November 2023

ROUNDUP: Telekom überrascht mit starken Deutschland-Zahlen - Prognoseanhebung

BONN (dpa-AFX) - Die Deutsche Telekom (Profil) traut sich nach einem überraschend guten Quartal in ihrem Heimatmarkt erneut in kleinen Schritten etwas mehr zu. Für das laufende Jahr hob der Vorstand rund um Konzernchef Tim Höttges die Prognosen für den operativen Gewinn und den freien Mittelzufluss. "Die Telekom wächst in unsicheren Zeiten auf beiden Seiten des Atlantiks ungebremst weiter", sagte der Manager laut Mitteilung vom Donnerstag. Unter Branchenkennern erwiesen sich vor allem die Deutschland-Zahlen als große Überraschung. Die Telekom-Aktie notierte am frühen Nachmittag rund ein halbes Prozent höher.

Wie der Dax-Konzern <DE0008469008> in Bonn weiter mitteilte, dürfte das um Sondereffekte bereinigte Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen inklusive Leasingkosten (Ebitda AL) nun auf rund 41,1 Milliarden Euro zulegen. Der freie Mittelzufluss soll jetzt bei mehr als 16,1 Milliarden Euro liegen. Bislang hatte der Vorstand bei beiden Kennziffern jeweils 100 Millionen Euro weniger auf dem Zettel. Während Analysten ohnehin mit einem Mittelzufluss in der Größenordnung gerechnet hatten, liegt die neue Prognose für den operativen Gewinn über dem Konsens.

Im dritten Quartal rutschte der Konzernerlös um fast fünf Prozent auf knapp 27,6 Milliarden Euro ab. Neben einer Umstellung beim Leasing mit Endgeräten wirkten sich Wechselkurseffekte negativ aus. Organisch legte der Umsatz leicht zu. Ähnlich sieht es beim bereinigten organischen Gewinn inklusive Leasingkosten (Ebitda AL) aus, der mit rund 10,5 Milliarden Euro stagnierte. Bei konstanten Wechselkursen lag das Plus bei 6,2 Prozent. Beim operativem Gewinn übertraf die Telekom die Marktschätzungen, während der Umsatz erwartungsgemäß ausfiel. Unter dem Strich verdiente die Telekom 1,9 Milliarden Euro nach knapp 1,6 Milliarden im Jahr zuvor.

In ihrem Heimatmarkt übertraf die Deutsche Telekom unterdessen bei den wichtigsten Kennzahlen die Erwartungen. Sowohl das Plus beim in der Branche wichtigen Gesamt-Service-Umsatz (+2,4 Prozent) als auch die Zahl der Neukunden unter eigener Marke nach Abzug von Kündigungen in Höhe von 350 000 lagen über den durchschnittlichen Schätzungen. Dabei profitierte die Telekom von Preiserhöhungen und einer geringeren Kündigungsrate. Finanzchef Christian Illek betonte, die nachwirkenden Effekte aus den neuen Kündigungsmöglichkeiten für Kunden seien mittlerweile neutralisiert.

JPMorgan-Analyst Akhil Dattani interpretierte auf der Basis, dass die Zahlen nichts Gutes für den Wettbewerber Vodafone <(Profil)> heißen. Die Briten legen am kommenden Dienstag ihre Zahlen vor. Marktbeobachter sind gespannt darauf, ob sich Vodafone nach einer Durststrecke auf ihrem wichtigsten Markt Deutschland langsam wieder behaupten kann.

Auch beim Thema Glasfaser-Internet kommt die Telekom voran. "Fiber to the Home" (FTTH) sei Ende September an 6,9 Millionen Haushalten verfügbar gewesen, hieß es. Das waren 2,4 Millionen mehr als ein Jahr zuvor. Bis Ende 2024 soll Glasfaser in Reichweite von mehr als 10 Millionen Haushalten liegen. Wettbewerber bauen ebenfalls aus, die Deutsche Telekom ist hierbei aber mit großem Abstand vorn. Glasfaser gilt als beste Technologie, um den steigenden Datenbedarf im Internetzeitalter zu meistern.

Allerdings sind Glasfaser-Verträge in der Regel teurer als Verbindungen über Telefonleitungen (VDSL) oder Fernsehkabel. Daher sind viele Verbraucher noch zurückhaltend - es greift längst nicht jeder zu, wenn Glasfaser endlich bei ihm in der Straße liegt. Die Telekom hat bisher nach eigenen Angaben 910 000 Glasfaser-Kunden in Deutschland und damit 263 000 mehr als ein Jahr zuvor. Der Anteil der Haushalte, bei denen Glasfaser im Bürgersteig oder sogar schon in ihrem Keller liegt und die dies auch als zahlender Kunde nutzen, ist damit gesunken, er liegt nur bei circa 13 Prozent.

Der Konkurrent Telefonica Deutschland (O2) (Profil) hatte diese Woche den Startschuss unter den deutschen Telekomanbietern gegeben. Dabei rückte das beste Neukundenergebnis von rund 400 000 Mobilfunkverträgen netto in einem Quartal seit Ende 2021 etwas in den Hintergrund: Der spanische Telefonica-Konzern (Profil) will seine Deutschland-Tochter komplett übernehmen. Am Freitag legt zudem die United-Internet-Tochter (Profil) 1&1 (Profil) ihre Zahlen vor.

Wie bereits bekannt, will die Telekom ihre Dividende deutlich auf 0,77 Cent je Aktie steigern. Das wäre der höchste Wert seit der Ausschüttung für das Jahr 2009. Zudem will der Konzern Aktien im Volumen von bis zu zwei Milliarden Euro zurückkaufen./ngu/wdw/zb/stk