10. November 2023

ROUNDUP: Bechtle spürt weiter Zurückhaltung von Kunden - Aktie fällt

NECKARSULM (dpa-AFX) - Der IT-Dienstleister Bechtle (Profil) hat im dritten Quartal weiter die Zurückhaltung mittelständischer Kunden zu spüren bekommen. Insbesondere im Online-Handel fielen die Geschäfte mau aus. Im Software- und Servicegeschäft allerdings sowie bei öffentlichen und großen Kunden lief es runder, wie Vorstandschef Thomas Olemotz am Freitag sagte. Das Unternehmen aus Neckarsulm verzeichnete zudem eine hohe Marge und einen deutlichen Zuwachs beim Auftragseingang. Das Management bestätigte wie erwartet die Jahresprognosen. Die im MDax <DE0008467416> notierte Aktie fiel nach Handelsstart jedoch kräftig.

Das Papier verlor in einem schwachen Börsenumfeld nach einigen Tagen mit gutem Lauf 5,6 Prozent auf 42,89 Euro. In diesem Jahr hat der Kurs knapp 30 Prozent gewonnen, allerdings war er im vergangenen Jahr mit der Skepsis rund um IT-Werte auch deutlich unter Druck gekommen. Auf dem Hoch des Corona-Aufschwungs im IT-Sektor im Herbst 2021 stand die Aktie noch bei fast 70 Euro. Das Unternehmen ist an der Börse derzeit rund 5,5 Milliarden Euro wert.

Die gute Auftragsentwicklung stütze die Zukunftsaussichten bei Bechtle, auch der Barmittelzufluss sei positiv zu werten, hieß es von einem Händler. Obwohl Bechtle beim Umsatz die Markterwartungen verfehlt habe, sei das Vorsteuerergebnis wie gedacht ausgefallen, schrieb Baader-Bank-Analyst Knut Woller. Im vierten Quartal müsse der Umsatz aber nun nochmal Fahrt aufnehmen, zum Erreichen der Jahresziele.

Der Gesamtumsatz stieg im dritten Quartal im Jahresvergleich um ein Prozent auf 1,48 Milliarden Euro. Während die Geschäfte mit dem Einrichten und dem Management von IT-Systemen wuchsen, verzeichnete der Online-Handel mit IT-Komponenten weiter Einbußen. Laut Bechtle sorgen die überdurchschnittlich hohen IT-Investitionen der Kunden während der Corona-Pandemie und die angespannte Lage bei unsicheren Wirtschaftsaussichten dafür, dass insbesondere Mittelständler aktuell große Ausgaben in die IT-Erneuerung scheuen.

Anders ist die Lage im Systemhausgeschäft, in dem Bechtle selbst ganze IT-Netzwerke bei Firmen und Behörden einrichtet, betreibt und auch die Software für die Systeme dazu verkauft. Die Nachfrage bei öffentlichen Auftraggebern und Großkunden sei unverändert hoch, hieß es. So würden insbesondere anspruchsvolle Digitalisierungsprojekte zum Umbau von IT-Architekturen das Geschäft beleben.

Der Auftragseingang gibt Chef Olemotz einige Zuversicht - auch wenn insgesamt positive konjunkturelle Impulse fehlten, wie er sagte. Die Bestellungen wuchsen im Quartal um gut 18 Prozent. "Die Zukäufe der letzten Monate haben unsere Position im Markt zusätzlich gestärkt und unsere Wettbewerbsposition in Europa weiter verbessert", fügte er an.

So will das Unternehmen den Umsatz und auch das Vorsteuerergebnis auf Jahressicht weiter "deutlich" steigern - bei Bechtle bedeutet das ein Plus zwischen fünf und zehn Prozent. Nach neun Monaten liegt der Erlös mit gut sechs Prozent Plus trotz des mauen dritten Quartals noch in der Spanne.

Beim Ergebnis vor Steuern erzielte Bechtle im Quartal ein Plus von gut sechs Prozent auf 93,9 Millionen Euro. Die entsprechende Marge fiel mit einem Anstieg von 0,3 Prozentpunkten auf 6,3 Prozent überraschend hoch aus. Unter dem Strich steigerte Bechtle das Ergebnis nach Steuern um etwas mehr als fünf Prozent auf knapp 67 Millionen Euro.

Bechtle zählte Ende September 14 840 Mitarbeitende, gut tausend mehr als ein Jahr zuvor. Das Unternehmen hat europaweit über 100 Standorte und wächst kontinuierlich auch über kleinere Übernahmen - ohne diese wäre der Beschäftigtenzuwachs nur etwa halb so groß gewesen. Gut ein Drittel der Anteile an Bechtle gehört der Familie um Mitgründer Gerhard Schick und dessen Stiftung./men/lew/mis