29. August 2023

Milliardenverlust beim Immobilienkonzern Adler

LUXEMBURG (dpa-AFX) - Der kriselnde Immobilienkonzern Adler Group (Profil) hat im ersten Halbjahr einen deutlichen Ergebnisrückgang verzeichnet. Mieterträge und operatives Ergebnis sanken und wegen der gestiegenen Zinsen musste Adler - wie andere Unternehmen aus der Branche auch - ihr Portfolio abwerten. Der sogenannte faire Wert des gesamten Portfolios einschließlich der Entwicklungsprojekte belief sich den Angaben vom Dienstag zufolge zum 30. Juni auf 6,4 Milliarden Euro, nach 7,4 Milliarden Euro zum Jahresende. Der Nettoverlust in den ersten sechs Monaten betrug gut eine Milliarde Euro nach 604 Millionen ein Jahr zuvor.

Die Nettomieterträge sanken in den ersten sechs Monaten im Jahresvergleich von 131 Millionen auf 108 Millionen Euro, wie das Unternehmen am Dienstag in Luxemburg mitteilte. Die für die Branche wichtige operative Ergebniskennziffer FFO I (Funds from Operations) aus der Vermietung fiel von 50 Millionen auf 8 Millionen Euro. Der Rückgang spiegele das deutlich reduzierte Mietportfolio nach den Portfolioverkäufen im vergangenen Jahr und gestiegene Finanzierungskosten wider, hieß es.

Die monatliche Durchschnittsmiete des Vermietungsportfolios stieg hingegen im Berichtszeitraum auf 7,69 Euro je Quadratmeter im Monat, was einem flächenbereinigten Mietwachstum von 3,1 Prozent entspricht, wie Adler weiter berichtete. Die Leerstandsquote des Kernportfolios sei mit 1,4 Prozent zum 30. Juni auf einem sehr niedrigen Niveau geblieben.

Die Transaktionsmärkte seien derzeit "ausgetrocknet", erläuterte Konzernchef Thierry Beaudemoulin. Deswegen konzentriere sich Adler auf das Liquiditätsmanagement, "das für uns nach wie vor oberste Priorität hat". Der Fokus der Gruppe liege weiter auf dem Abbau von Schulden durch den Verkauf von Vermögenswerten und Portfolios.

Der Verwaltungsrat des Konzerns gab nun am Dienstag ein Barangebot zum Rückkauf von im November fälligen Wandelschuldverschreibungen mit einem Volumen von 165 Millionen Euro bekannt. Der Rückkaufpreis betrage 97 000 Euro pro 100 000 Euro Nennbetrag zuzüglich aufgelaufener Zinsen. Im Gegenzug sollen Schuldverschreibungen für bis zu 191 Millionen Euro ausgegeben werden.

Der Immobilienkonzern steckt schon länger in der Krise. Adler war ins Visier der Finanzaufsicht Bafin geraten, nachdem der Leerverkäufer Fraser Perring schwere Vorwürfe gegen Adler erhoben hatte. Es ging unter anderem um die Bewertung von Immobilienprojekten. Die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG verweigerte Adler später das Testat für die Bilanz 2021. Im vergangenen Jahr schrieb die Adler Gruppe einen Verlust von rund 1,7 Milliarden Euro.

Im April gab ein Gericht dem Konzern grünes Licht für eine Umstrukturierung. Ende Juni durchsuchten die Staatsanwaltschaft Frankfurt und das Bundeskriminalamt wegen des Verdachts der Falschbilanzierung, der Marktmanipulation und der Untreue Büros der Tochter Adler Real Estate./nas/men/mis